Gegen das Licht. Kenneth Grant L.

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Gegen das Licht - Kenneth Grant L.

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– zumindest für mich – eine nebulöse Legende, die gelegentlich etwas Würze in die alten Familiengeschichten bringen soll.

      Aber nicht alle meine Zeitgenossen waren skeptisch. Einer davon war Aleister Crowley, der an die Existenz eines berüchtigten Buches glaubte, das geheime Schlüssel zu anderen Welten enthalten sollte. Nachdem ich das Manuskript entdeckt hatte, wurde mit schon bald klar, dass Crowley nicht die einzige Person war, die danach gierte, es in die Hände zu bekommen. Ich erinnere mich, wie Onkel Phin, der für Gregor Sympathien hegte, nicht jedoch für Crowley, mich mit gruseligen Geschichten über die dunkeln Zauberkräfte des Grimoires erfreut hatte. Diese Geschichten hatten in meinem jungen Verstand Wurzeln geschlagen und sie führten mich zu der Überzeugung, mein Onkel habe das Grimoire tatsächlich besessen. Oder aber, er habe zumindest eine Sammlung von Zauberformeln von einem längst vergessenen Vorfahren daraus abgeschrieben. Bei Crowleys Beschaffungsversuchen waren Phineas und Gregor seine Hauptziele. Er ließ bei seinen Versuchen, Hinweise auf den Aufenthaltsort des Grimoires zu ergattern, keinen Stein auf dem anderen. Dabei erfuhr ich irgendwann, dass mein Groß-Vetter annahm, er sei vom Schicksal zum Verwahrer des Grimoires bestimmt.

      Bei dem Versuch, Crowleys ständige Drangsalierungen abzuwehren, hatte Gregor seinerseits begonnen, Onkel Phin zu schikanieren, weil er – ebenso wie ich – glaubte, dass er von allen Lebenden am meisten über diese Angelegenheit wisse. Wie eine Kopie des Werkes, die von mir ausgegraben wurde, ihren Weg in eine Ruine in Glamorganshire gefunden hatte, sollte ich erst lange nach dieser Entdeckung erfahren.

      An dieser Stelle ist es notwendig, auf einen weiteren, wichtigen Punkt einzugehen. In der Nähe von Brundish in Suffolk gibt es einen Wald namens Rendlesham. Kürzlich war er in den Medien präsent; im Zusammenhang mit der vermeintlichen Landung eines nicht identifizierten Flugobjektes im Umkreis einer amerikanischen Luftabwehr-Basis. Brundish liegt etwa zehn Meilen nord-östlich von Ipswich. Es ist nicht weit von Dunwich entfernt, einem Seehafen, dessen Name H. P. Lovecraft in seinen Horror-Geschichten nach New England verlegt hatte – auf die gleiche Art, wie die Ruine von Brundish Hall nach dem 2. Weltkrieg auf amerikanische Erde umgesetzt wurde.

      Im Jahre 1982 fand in Rendlesham Forest eine mutmaßliche Begegnung mit Außerirdischen inmitten eines Infernos aus grell-weißen und farbigen Lichtern statt. Dieser Zwischenfall wird in einem Buch mit dem Titel Skycrash1 dokumentiert. Meine Aufmerksamkeit wurde auf diese Region jedoch durch Umstände ganz anderer Natur gelenkt. Zufällig war ich in einem Buch über Hexerei auf den Namen Wyard gestoßen. Ich sollte dazu erklären, dass die gegenwärtigen Mitglieder der Familie – von denen es nur noch wenige gibt – fest davon überzeugt sind, dass, egal wann oder in welchem Zusammenhang der Name Wyard auftauchte, er immer unvermeidlich den Namen eines Verwandten darstellt. In diesem besonderen Fall gehörte der Name einer Margaret Wyard, die im sechzehnten Jahrhundert wegen Hexerei hingerichtet wurde. Diese Information überraschte und erregte mich, weil die anderen damaligen Namensträger höchst angesehene Mitglieder der Gemeinde waren, wie die Zeugnisse aus Brundish belegen. Ich fand das aufregend, weil mein lebenslanges Interesse für „das Okkulte“ offensichtlich von zumindest einem anderen Mitglied der Familie mütterlicherseits geteilt wurde. Fasziniert von dieser Entdeckung machte ich mich an Nachforschungen, die die Tatsache ans Licht brachten, dass Margaret Wyard behauptete, sexuellen Verkehr mit dem Teufel in der Gestalt eines Tieres gehabt zu haben. Ihre Vereinigung fand in Rendlesham Forest statt! Nach einem in Skycrash zitierten zeitgenössischen Bauern „sind die Wälder schon immer für böse Zwecke missbraucht worden, einschließlich satanischer Rituale“. Da das Buch und seine Autoren diese Angelegenheit auf prosaische Weise behandeln, löste die Beobachtung des Bauern in mir ein merkwürdiges Gefühl aus.

      Ich war auf seltsame Weise angenehm erregt über die Verbindung meiner Vorfahrin mit diesem Gebiet. Da ich mit den Füßen zuerst geboren wurde, sich zwei Haarwirbel auf meinem Kopf befinden und ich keine Taufe erhalten habe (was ich einer Meinungsverschiedenheit meiner Eltern verdankte), besitze ich die charakteristischen Zeichen eines Hexers und betrachtete mich damals als entsprechend qualifiziert, um weitere Nachforschungen anzustellen. Denn strömte in meinen Adern nicht das Blut von Meistern der Magick, um nicht zu sagen, das Blut einer bekennenden Hexe?

      Ich engagierte eine Hellseherin, mit der ich in der Vergangenheit erfolgreich Geschäfte gemacht hatte. Mit der Absicht, die okkulte Geschichte von Margaret Wyard erforschen zu wollen, übersandte ich ihr etwas von dem doppelt verfluchten Blut. Die Resultate übertrafen meine Erwartungen, denn sie beleuchteten die Verstrickung des Grant-Clans in einen uralten Hexenkult. Ich möchte hier das Wort „uralt“ betonen, weil sich diese Erzählung nicht mit den Possen der „modernen“ oder „populären“ Ideen über diese Kunst befasst. Auch gelang es mir dabei, die Quelle von Aleister Crowleys Einsichten in die dunkleren Mysterien der Magie auszuloten.

      Da sich das Frage-und-Antwort-Format einer sich häufig länger hinziehenden Sitzung mit einer Hellseherin als ermüdend erweisen würde, habe ich das Material verdichtet und präsentiere es als fortlaufende Erzählung. Da ich weder ein Historiker noch ein Ahnenforscher bin, sind mögliche Ungenauigkeiten in diesen Bereichen mir zuzuschreiben. Als Okkultist bin ich mir jedoch sehr bewusst, dass einige Inhalte für bestimmte mögliche Zukunftslinien unseres Planeten bedeutungsvoll sind. Das Gleiche gilt für damit im Zusammenhang stehende Aktivitäten, wie sie etwa von Margaret Wyard verfolgt wurden. Die Bedeutungen einer solchen „kosmischen Verschwörung“, wie sie von den Autoren von Skycrash und anderen Schriftstellern mit ähnlichen Bedenken vermutet wurden, werden – so denke ich – zunehmend offensichtlich.

      Bevor wir jedoch mit den Aufzeichnungen der Ereignisse beginnen, ist es notwendig, die Hellseherin vorzustellen, durch die das Material erlangt wurde: Margaret Leesing. Margaret war ein Trance-Medium, das den Vorsitz über verschiedene „Rituale der Rückerinnerung“ hielt, die in Verbindung mit einer Geheimloge standen, die ich zwischen den Jahren 1955 und 1962 geleitet hatte. Abgesehen von ihrer Hellsichtigkeit war Margaret eine ausgebildete Tänzerin und stellte ihre beachtlichen Talente der Loge ebenso zur Verfügung wie ihrer Truppe. Sie befand sich im Einklang mit den Zielen und Prinzipien der Loge. Wir hatten zu allen Zeiten eine gute persönliche Beziehung, und ich möchte hinzufügen: eine strikt formelle. Ihrer Erfahrung mit erdgebundenen Wesen war es zu verdanken, dass es ihr nach vielen Fehlstarts endlich gelang, diese erfolgreich zu überwinden und Zugriff auf den lebendigen Kraftstrom zu erlangen, der einst von Margaret Wyard verkörpert wurde. Ich habe die Einzelheiten dieser Fehlstarts hier ausgelassen, da uns einige davon viel zu weit weg führen würden. Wenn sich die folgende Niederschrift überhaupt flüssig liest, dann ist das einer schonungslosen Überarbeitung zu verdanken. An den Stellen, an denen lebende Einzelpersonen und zeitgenössische Organisationen betroffen sind, habe ich mich jeweils bemüht, Diskretion und Umsicht walten zu lassen.

      1. TEIL

       DAS GRIMOIRE

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