Stress-Familie Robinson. Adrian Plass

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Stress-Familie Robinson - Adrian Plass страница 6

Автор:
Серия:
Издательство:
Stress-Familie Robinson - Adrian Plass

Скачать книгу

ich mich wie ein formloses Stück Abfall und bin sicher, dass niemand mich wirklich mag. Sie tun alle nur so, und ich will keinen von ihnen je wiedersehen.“

      „Und das Spielchen …?“

      „Das Spielchen - oh, ich komme mir vor wie ein Idiot, Mike! Das Spielchen - eines der Spielchen - besteht darin, dass ich tagelang oder sogar wochenlang mit niemandem Kontakt aufnehme, nur um zu sehen, wie lange es dauern wird, bevor ihnen endlich einfällt, dass ich existiere und sie mir schreiben oder mich anrufen oder irgendetwas. Ich weiß, es ist kindisch und albern, aber - ich schätze, manchmal bin ich eben ganz unten und verwandle mich in einen Jammerlappen.“

      „Du hast dieses letzte Messer fünfmal abgetrocknet, Dip. Funktioniert das?“

      „Funktioniert was? Die Kontaktsperre, meinst du? Nein, eigentlich nicht. Eine Weile lang drücke ich eine Ladung brennenden Groll an mich, aber dann fange ich an, die Leute zu vermissen; also gehe ich sie besuchen, und sie freuen sich meistens so sehr, mich zu sehen, und ich freue mich so sehr, sie zu sehen, dass ich ganz vergesse, tief verletzt zu sein, und alles wird wieder normal.“ Ich lachte. „Einmal ging der Schuss voll nach hinten los. Da war so ein Pärchen in meiner früheren Gemeinde, die meinten, sie hätten einen, Dienst unter Alleinstehenden‘ zu verrichten, und sie wurden ziemlich fuchtig, als ich eine Weile nicht zu ihnen kam. Eines Abends standen sie bei mir auf der Matte, mit Mündern, die aussahen wie ausgefranste Schnurstücke, und sagten mir, weil ich nicht an ihren Versammlungen teilgenommen hätte - ach Mike, lebendig begraben zu werden hätte mir mehr Spaß gemacht -, fühlten sie sich geführt, sich für eine Zeit von mir zurückzuziehen. Dann marschierten sie ab, und ich fühlte mich sehr erleichtert und ein bisschen schuldig - aber nur ein bisschen.“

      Mike warf den Flaschenöffner an seinen Platz und schloss die Besteckschublade mit einem triumphierenden Knall.

      „Der Abwasch ist erledigt. Jetzt nehmen wir uns den Fußboden vor. Gehen wir syst- … ich meine, du fegst, Dip, und ich stelle die Stühle hoch, weil ich weiß, wie man sie am besten anordnet, und dann kannst du mir vom Flur aus weiter erzählen, während ich feucht wische. Okay?“

      Als ich ein paar Minuten später mit verschränkten Armen im Türrahmen lehnte und Mike beobachtete, wie er sich langsam und methodisch mit dem Schrubber rückwärts auf mich zuarbeitete, empfand ich ein leises Unbehagen. Eine Frage formte sich in dem konzentrierten Rhythmus seiner Bewegungen. Hätte ich nicht gewusst, dass durch den bevorstehenden Urlaub sowieso eine Lücke entstehen würde, so hätte ich vielleicht an Ort und Stelle meine Kaninchennummer abgezogen. Welchen Preis würde ich dafür bezahlen müssen, dass ich mich so entblößt hatte?

      „Darf ich dich etwas fragen, Dip?“

      „Nein.“

      „Komm schon - darf ich?“

      Ich seufzte. „Ja.“

      „Also - warum hast du mir das alles erzählt? Ich meine, du hast deine ganze Tarnung platzen lassen, nicht wahr? Wie kannst du dich jetzt noch dünnemachen und dein Spielchen mit der Kontaktsperre spielen, wenn wir doch genau wissen, was mit dir los ist, und mit riesigen Blumensträußen und Schwüren ewiger Freundschaft bei dir auf der Matte stehen werden, sobald wir dich einmal länger als einen oder zwei Tage nicht sehen? Verstehst du, was ich meine?“

      Ich war entschlossen, nicht zu weinen. Ich holte tief Luft.

      „Die Sache ist die, Mike, ich habe keine Lust, mit dir und Kathy und den anderen Spielchen zu spielen. Ich bin fast einundfünfzig Jahre alt, und ich glaube nicht, dass noch die Chance besteht, dass mir jemand Besonderes über den Weg läuft - nicht, wenn ich realistisch denke. Ich habe es ernst gemeint, als ich gerade sagte, dass ich mir heute nicht mehr vorstellen kann, jemandem auf diese Weise so nahe zu kommen. Aber in letzter Zeit habe ich angefangen …“

      Mike, der spürte, dass ich ein Zeichen seiner Aufmerksamkeit brauchte, drehte sich um, stützte sich auf seinen Schrubber und nickte mir zu. „Weiter, ich höre zu.“

      „In letzter Zeit habe ich angefangen, mich auf eine neue Art und Weise einsam zu fühlen - es steckt eine Art Panik mit darin, eine Furcht, dass ich alt werden könnte, ohne etwas …“, ich rang einen Augenblick lang nach Worten, „ohne mich an jemanden zu verschenken, ohne die Spielchen und die unnötige Zurückhaltung und die ruhige und zuverlässige Fassade und all das. Ich möchte niemandem ein Klotz am Bein sein, aber ich würde gern irgendwo hingehören.“ Ich starrte den Wäschetrockner an. „Du und Kathy und die Kinder, ihr habt - wie soll ich es beschreiben? -, ihr habt mich in alles mit hineingenommen, was bei euch los ist, ohne eure christliche Fassade in Ordnung zu bringen, bevor ich sie zu sehen bekomme. Ihr habt mich dahin gelassen, wo ihr wirklich seid, und, nun ja, ich habe bisher nie gewusst, was für ein Gefühl das ist. Ich möchte, dass das so bleibt. Das wünsche ich mir sehr. Habe ich dich in Verlegenheit gebracht?“

      Mike verlagerte sein Gewicht auf dem Schrubberstiel. „Gestern Abend, als alle weg waren“, sagte er langsam und ernst, „lagen Kath und ich im Bett und führten ein ziemlich altbekanntes Abendgespräch. Es läuft fast immer gleich ab. Sie verzweifelt an ihrer miserablen Mutterschaft und ihrem Aussehen und dem Verfall ihrer schriftstellerischen Begabung und ihrer Undankbarkeit gegen Gott für das, was er ihr in all diesen Bereichen geschenkt hat, und ich sage Sachen wie:, Nun komm schon, Kath, du weißt doch, dass es in Wirklichkeit gar nicht so schlimm ist.‘ Dann sagt sie mir, was mit mir nicht stimmt, und ich höre zu, sage aber nichts - früher ja, aber jetzt nicht mehr -, bis sie gesagt hat, was immer sie auf dem Herzen hat; dann weint sie meistens, und wir kuscheln uns aneinander, und alles ist mehr oder weniger wieder in Ordnung. Na ja, wir haben das alles durchexerziert, und dann, als wir gerade schlafen wollten, sagte Kath plötzlich:, Mike, ich wünschte, Dip würde zu uns ziehen und mit uns zusammenleben. Ich fühle mich sicher und geborgen, wenn sie hier ist.‘ Das waren ihre Worte -, sicher und geborgen‘.“

      Er zögerte einen Moment; er wollte mir zu verstehen geben, wie ernst es ihm war.

      „Dip, wir sind eine chaotische Familie - das brauche ich dir nicht zu sagen. Wir verbringen offenbar schrecklich viel Zeit damit, so zu tun, als wären wir besser organisiert oder heiliger oder enger miteinander verbunden, als wir es wirklich sind. Zeitverschwendung, sicher, aber ich fürchte, so sind wir nun einmal. Du bist die erste Person, bei der es uns nicht stört, dass sie uns einfach so sieht, wie wir sind.“ Er lächelte. „Ob es dir gefällt oder nicht, Elizabeth Reynolds, du hast eine Wärme und Herzlichkeit an dir, die Kath und ich einfach - nun - einfach lieben. Neulich haben wir beide genau dasselbe gesagt. Wenn du zur Haustür hereinkommst, wird alles ein bisschen heller.“

      Er drehte sich abrupt um und begann, den Fußboden noch heftiger als zuvor zu attackieren.

      „Dies ist ein großes, altes Haus, Dip“, sagte er über die Schulter hinweg. „Reichlich Platz für ein Wohn- und Schlafzimmer im Obergeschoss. Denk darüber nach, während wir in Amerika sind, ja?“

      „Aber Kathy …“

      „Gerade eben hast du gesagt, du möchtest gern für jemanden die Nummer eins in seinem Leben sein, stimmt's? Also, das kann ich dir zwar nicht garantieren, aber ich kann dir sagen, dass du bei Kath leicht auf den sechsten Platz kommst - ich würde sogar sagen, wie die Dinge mit Mark im Moment stehen, bist du auf den fünften Platz aufgestiegen. Denk darüber nach, während wir weg sind, ja? Versprochen?“

      „Ich verspreche es.“

      Die Küchenuhr zeigte genau zwei Uhr fünfundzwanzig, als Kathy, Mike, Jack, Felicity und ich uns an den Tisch setzten, um ein spätes Mittagessen mit Fisch und Chips zu uns zu nehmen, das Jack aus der High Street besorgt hatte. Sein Zimmer sah jetzt (nach den Worten seiner

Скачать книгу