HUNDE JA-HR-BUCH VIER. Группа авторов
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Nach einem Kilometer öffnet sich der Wald zu Feldern und Wiesen hin. Noch gut dreihundert Meter und wir haben unseren Hof erreicht. Lucky ist weiterhin an meiner Seite. Voller Selbstverständlichkeit geht er mit mir ins Haus. „Wolfgang, wir haben einen neuen Hund“, rufe ich meinem Mann zu. Auch dieser wird begrüßt, als würde er Lucky längst bekannt sein. „Ob er wohl ausgesetzt wurde?“, frage ich, nachdem ich meine Geschichte erzählt habe. „Dann bleibt er bei uns – ich habe ihn schon in mein Herz geschlossen.“ „Schau, er hat eine Steuermarke um.“
Tatsächlich! Ich hatte noch gar nicht darauf geachtet. „Aus unserer Gemeinde, also wird er wohl eher weggelaufen sein.“ Dennoch: Ein Name oder eine Adresse sind nirgendwo zu finden. Bei einer Tasse Kaffee beratschlagen wir, wie es weitergehen soll. Lucky bekommt erst einmal einen Hundekuchen aus unserem Besuchervorrat, über den er sich ganz begeistert hermacht. Nachdem er etwas Wasser geschlürft hat, kommt er zu meinem Stuhl, legt seine Vorderbeine auf meinem Schoß ab und beleckt ausgiebig meine Knie. Ohne jegliches Anzeichen von Unruhe. Zwischendurch legt er sich unter den Tisch, um sich nach einer kleinen Weile zu erheben und strahlend zu mir zurückzukommen. Unwiderstehlich ist er! Aber leider müssen wir uns nach seinem Besitzer umschauen.
Wir beschließen, mit unserem Dachdecker zu telefonieren. Er weiß möglicherweise Bescheid, vielleicht gehört Lucky sogar zu ihm. Da Sonnabend ist, werde ich den Mann wohl hoffentlich erreichen. Und so ist es. „Ja, das muss der kleine Hund von unseren Nachbarn sein“, höre ich auf meine Beschreibung hin. „Sie haben sich nach Bens Tod ziemlich bald einen Welpen ins Haus geholt.“ Ben lebt also auch nicht mehr, erfahre ich auf diese Weise. Jeder Anflug von Trauer wird durch Lucky sofort unterbrochen. Auf Schritt und Tritt begleitet er mich. Er fühlt sich offenbar ausgesprochen wohl bei uns und würde bestimmt bleiben, doch nach gut einer Stunde kommt der alte Landwirt, um Lucky zu holen. Als Paula noch lebte, hatte er des Öfteren mit seinem Trecker die kleine Straße abgesperrt, damit Ben und Paula ausgiebig und ungefährdet miteinander toben konnten, wenn sie sich trafen, denn Ben war immer bei der Feldarbeit dabei.
Die Begrüßung zwischen Rex – so heißt Lucky, wie ich nun erfahre – und dem alten Herrn ist eher verhalten. „Er gehört ja zu meiner Tochter“, sagt er. „Die ist heute Morgen in die Stadt gefahren. Und als wir dann im Garten waren, muss Rex ausgebüchst sein. Ich habe es gar nicht bemerkt.“ Nur widerwillig steigt Rex ins Auto. „Alles Gute, Lucky!“ Wir winken ihm hinterher.
Jedes Mal, wenn ich jetzt an dem Hof vorbei gehe, auf dem Lucky wohnt, und er wieder einmal alleine draußen ist, kommt er schon von Weitem auf mich zugestürmt. Nach herzlicher und ausgiebiger Begrüßung bringe ich ihn zum Haus zurück. Dabei habe ich die Stöcke in der einen Hand und die andere an seinem Halsband, an dem jetzt auch Name und Adresse vermerkt sind. Freiwillig ist er nicht zur Heimkehr zu bewegen. Dann klingele ich, übergebe Lucky und sage zu ihm, dass er ja schon so ein großer Hund sei, der nun immer seinen Hof bewachen müsse. Lucky schaut mich zum Abschied mit großen Augen an.
Wenige Monate später treffe ich Rex mit seiner Besitzerin beim Spaziergang. Wieder begrüßt er mich stürmisch. Ich wechsele einige Worte mit der jungen Frau und erfahre, dass sie mit Rex nun auch ohne Leine spazieren gehen könne. Die Bindung zwischen beiden hat sich also gefestigt. Nachdem ich den Hund ausgiebig gekrault habe, trennen sich unsere Wege. Er läuft ein Stück voraus, dann dreht er sich zu mir um. Ich winke ihm zu. Er zögert einen Moment. „Rex, nun komm“, ruft die junge Frau. Noch ein Zögern – dann eine Drehung mit Hüpfer und er trollt sich. Wehmütig flüstere ich: „Adieu Lucky.“
Dogdancing einmal anders: Wer tanzt mit wem?
Anke Höhl-Kayser
Begrüßungs-Cha-Cha-Cha
Stellen Sie sich vor: Sie gehen durch die Straßen einer Großstadt und sehen in einiger Entfernung eine Frau in mittleren Jahren, die einen weißschwarzen, langfelligen Hund an der Leine führt. Der Hund ist ein Landseer, nur unwesentlich kleiner als diese Frau, und mit Sicherheit etliche Kilogramm schwerer.
Sie kommen näher. Der Hund guckt wie ein Kuschelbär, der dringend mal gedrückt werden muss, seine Augen sind konzentriert auf Sie gerichtet, er beginnt schon elegant die Rute hin- und herzuschwingen, als Sie noch fünfzig Meter entfernt sind. Die Frau verkrampft daraufhin, sie fasst dem Hund ins Geschirr und macht noch ein paar Stolperschritte. Ihre Augen sind auch auf Sie gerichtet, mit leicht panischem Ausdruck.
Sie kommen noch näher. Der Hund macht einen eleganten Sprung, er steht nun vor seinem Frauchen. Die Leine ist straff gespannt. Die Frau steht auf den Hacken, leicht hintenüber gebeugt. Sie wirkt wild entschlossen. Der Hund auch.
Sie sind bei beiden angekommen. Die Frau ruft: „Nein!“ und zerrt an der Leine. Der Hund tänzelt elegant auf Sie zu, als ob es ein anderes Ende dieser Leine gar nicht gäbe, streckt Ihnen die Schnauze entgegen, wedelt ekstatisch. Zum Glück sind Sie ein Hundefreund oder eine Hundefreundin! Die Frau versucht zu verhindern, dass er Sie ansabbert, aber er tanzt um Sie herum, ohne seine Besitzerin und die Leine weiter zu beachten. Die Hundehalterin folgt dabei jedem seiner Schritte, seitwärts, seitwärts, seitwärts: ein unfreiwilliger Cha-Cha-Cha. Dogdancing, schießt es Ihnen durch den Kopf. Das ist doch diese Hundesportart, bei der der Hund mit Herrchen oder Frauchen zu Musik eine Choreografie vorführt. Aber das hier sieht nicht sehr synchron aus. Wer tanzt wohl mit wem? Der große weißschwarze Hund freut sich wahnsinnig, dass Sie ihn streicheln, und wickelt Sie in die Leine. Sein Hecheln klingt eindeutig: Tanz mit, den Cha-Cha-Cha. Die Frau hat inzwischen einen hochroten Kopf und Schweißperlen auf der Stirn, während sie mit in den Boden gestemmten Schuhsohlen versucht, den Hund zurückzuziehen. „Aber das macht doch gar nichts“, sagen Sie und entlocken ihr damit ein Lächeln.
Konnten Sie sich in diese Szene hineinversetzen? Schön! Dann kennen Sie jetzt Moritz, den Landseer. Er ist ein im wahrsten Sinne des Wortes hundsmiserabler Tänzer und trifft bei jedem Schritt die Zehen. Übrigens: Die Frau am Ende der Leine, die so aussieht, als hätte sie ihre Tanzstundenzeit lange hinter sich – die bin ich.
Tango Katastrophale
Moritz ist eine Naturgewalt. Oder eine Naturkatastrophe. Ein Jahr alt, 72 Kilogramm schwer, ein Meter Stockmaß. Weiß mit vielen schwarzen Flecken. Stellen Sie sich einfach eine Friesenkuh vor. Das kommt in etwa von der Größe her hin, und tanzen können Kühe auch nicht. Er hat eine charmante Art mit Menschen. Oder das, was er persönlich dafür hält. Und er ist ein uneingeschränkter Bewunderer weiblicher Schönheit.
Leider schätzen nicht alle Menschen seinen Tangotänzercharme. Die Joggerin zum Beispiel, der er im Vorbeigehen mit der langen rosa Zunge einmal zärtlich über die rechte Pobacke gefahren ist, schätzte ihn definitiv nicht.
Polonaise
Auch das Menuett ist ein Gruppentanz,