HUNDE JA-HR-BUCH ZWEI. Группа авторов
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Bibi Bellinda
Vielleicht sollte ich eines vorausschicken: Ja, ich habe Angst vor Hunden. Immer wieder werde ich gefragt, an welchem Vorfall das liege, aber es sind eher kleinere Begebenheiten, aus denen ich gelernt habe, wie unberechenbar, unfolgsam und ungestüm Hunde sein können.
Auf einem Wanderweg traf ich vor einigen Wochen mehrmals einen Mann mit einem Hund, der jung, aufgeweckt und kräftig war und offensichtlich gerade abgerichtet wurde. Jedes Mal, wenn ich den beiden begegnete, befahl der Mann seinem Hund, sich neben ihn zu setzen und zu warten, bis ich vorbeigegangen war. Da sich der Hund an der Leine befand, beobachtete ich das Geschehen mit Interesse, nicht mit Angst. Eines Tages begegneten mir die beiden wieder. Der Hund war direkt neben dem Mann, diesmal aber nicht an der Leine. Nachdem der Mann mich gesehen hatte, blieb er stehen und befahl seinem Hund wieder, sich zu setzen. Aber in dem Moment, als ich an den beiden vorbeiging, war der Hund nahe daran auszubrechen. Ein weiteres Kommando seines Besitzers und mein scharfes „Nein!“ hielten ihn davon ab. Adrenalin durchströmte meinen Körper, aber ich bemühte mich, möglichst gleichmäßig weiterzugehen. Nach ein paar Schritten drehte ich mich um und traf den Blick des Mannes. Ob er die Gefahr dieser Situation genauso wie ich erlebt hatte?
„Hier herrscht Maulkorb– oder Leinenpflicht“, ermahnte ich ihn.
„Er kann noch nicht lesen“, antwortete der Mann scherzend.
„Aber Sie hoffentlich!“
Mir war wirklich nicht zum Lachen zumute. Mit um Mitgefühl ersuchendem Stirnrunzeln und entschuldigender Miene entgegnete der Mann: „Aber irgendwo muss er ja laufen.“
Ich hatte mich mittlerweile weit genug vom Ort des Geschehens entfernt, um Mut zu fassen und Verständnis für meine Situation zu fordern: „Ich habe Angst vor Hunden und …“ Mit fast schon tränenerstickter Stimme führte ich meinen Satz zu Ende: „Sie schränken meine Freiheit ein.“
„Wieso?“ Er sah mich fragend an und wirkte dabei eigentlich sympathisch und intelligent. Ich war davon überzeugt, dass er sich auf seine Frage selbst eine Antwort geben konnte. Außerdem hätte ich es nicht mehr geschafft weiterzusprechen, ohne loszuheulen. Wortlos drehte ich mich um und setzte meinen Spaziergang fort, fast mit Genugtuung, auf jeden Fall aber zufrieden mit mir, richtig gehandelt zu haben. Ich war nicht auf Konfrontation gegangen, hatte den Mann nicht beschimpft, sondern versucht, Verständnis für meine Situation zu wecken.
Die nächsten Tage mied ich diesen Wanderweg, zu tief steckte die Angst in meinen Knochen. Aber schließlich ging ich wieder dort entlang und der Zufall wollte es, dass ich dem Mann und seinem Hund erneut begegnete. Alle meine Muskelfasern spannten sich an, während ich versuchte, möglichst konstant und unauffällig weiterzugehen. Wieder befahl der Mann seinem Hund, sich zu setzen, und – zu meiner großen Überraschung – nahm er den Hund daraufhin sofort an die Leine.
„Danke!“
Erleichtert schenkte ich dem Mann ein vorsichtiges Lächeln.
„Gerne“, antwortete er und fügte hinzu, „es tut mir leid. Ich weiß, was Sie letztens gemeint haben.“
Solch einfühlsame Worte hatte ich nicht erwartet. Sofort schossen mir Tränen in die Augen.
„Danke“, sagte ich nochmals und wandte im Weitergehen beschämt mein Gesicht ab, weil ich spürte, wie eine Träne meine Wange entlanglief. Diesmal drehte ich mich nicht mehr nach dem Mann und seinem Hund um. Ein paar Tage später wiederholte sich diese Situation. Der Hund musste sich setzen und wurde angeleint. Ich fühlte mich bei dieser Begegnung schon um einiges wohler, grüßte erfreut und bedankte mich.
„Entschuldigen Sie“, sagte der Mann, „darf ich Ihnen etwas geben, ohne dass Sie auf mich böse sind?“
Ich blieb überrascht stehen und nickte. Aus seiner Jackentasche zog der Mann ein Buch und reichte es mir. Sein Hund folgte jeder seiner Bewegungen mit dem Kopf. „Die Sprache der Hunde“ lautete der Titel des Buches. Ich musste lachen.
„Nicht böse sein, okay?“, wiederholte der Mann.
„Nein“, erwiderte ich. Mehr brachte ich nicht heraus und schaute auf das Hundefoto auf dem Cover des Buches.
„Einen schönen Tag noch“, wünschte mir der Mann und lächelte mich an, als ich wieder aufblickte. Dann drehte er sich um und ging, den Hund weiterhin an der Leine führend.
Während ich meinen Weg fortsetzte, schlug ich das Buch auf und las die handgeschriebenen Zeilen auf dem ersten Blatt: Ich heiße Joy und bin erst drei Monate alt. Es gibt noch so vieles für mich zu entdecken, zu beschnuppern und zu lernen. Ich freue mich darauf. Darunter stand: Dirk für Joy und in Klammern eine Telefonnummer. Ich drehte mich um, aber die beiden waren nicht mehr zu sehen.
Abends las ich einige Seiten in dem Hundebuch, interessiert, aber doch unkonzentriert, weil ich mich immer wieder fragte, ob und wann ich diese Telefonnummer anrufen sollte. Dann gab ich mir einen Ruck und wählte.
„Dirk, hallo?“, meldete er sich.
„Hier ist Bibi. Ich möchte mich noch einmal für das sehr interessante Buch bedanken. Und auch für die lieben persönlichen Zeilen.“
„Gern geschehen.“ Seine Stimme war weich und sympathisch.
Bei unserem nächsten Treffen am Wanderweg begrüßten wir einander erfreut und Dirk fragte: „Dürfen wir dich beschnuppern?“ Ich musste lachen. Dirk nahm meine Hand und führte sie langsam zur Schnauze seines Hundes. Joy schnüffelte zuerst an Dirks Hand, dann an meiner. Ich fühlte ein feuchtes Stupsen an meinem Handrücken und zuckte. Mit seinen Fingern streichelte Dirk beruhigend meine Hand.
„Schau mich an“, forderte er mich auf. In seinem ermutigenden Blick fühlte ich mich geborgen und zuckte beim nächsten Stupser der feuchten Hundeschnauze schon nicht mehr. Dann fühlte ich plötzlich eine warme, nasse Hundezunge an meinen Fingern.
„Ich glaube, er schleckt mich ab“, sagte ich aufgeregt.
„Ich weiß. Mich auch. Keine Angst.“ Dirk drückte meine Hand kurz. Joy winselte. „Magst du ihn streicheln?“, fragte er. Ich zögerte. „Okay, ein andermal“, entschied Dirk, „dürfen wir dich begleiten?“
Zu dritt gingen wir den Weg hinauf, Joy, Dirk und ich. In einer Hand hielt Dirk die Hundeleine, an der anderen mich.
Die Alte und der Hund
Berta Berger
Einst lebte eine alte Frau. Sie war schon ein wenig wunderlich, denn das hohe Alter machte sich bereits bemerkbar. Auch lebte sie allein und hatte niemanden, mit dem sie reden konnte, sodass sie tagaus, tagein Selbstgespräche führte. Die anderen Menschen im Dorf schüttelten die Köpfe über sie, wenn sie aus ihrer Hütte kam.
Eines Morgens wollte die Alte ein paar Eier kaufen. Dazu musste sie quer über den Marktplatz gehen. Die Kinder, die am Platz spielten, stoben davon, denn die Frau war ihnen unheimlich. Es wurden schließlich immer wieder Schauermärchen über sie erzählt.
Nur zwei ganz Mutige schlichen ihr nach und tuschelten über die alte Frau.
„Die sieht wie eine richtige Hexe aus“,