Phantastika Magazin #357: April/Mai/Juni 2021. Uwe Anton
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In der echten Welt werden aber Wissenschaftler, Techniker, Robotik-Experten und andere schlaue Menschen von solchen Warnungen nicht abgeschreckt. Es wird stets geforscht und weiterentwickelt. Denkt man an autonome Systeme (und an Science-Fiction), dann sind Drohnen vielleicht das Erste, was einem in der Realität einfällt, das einem Roboter am nächsten kommt. Ursprünglich in der Luftfahrt als Übungsziele eingesetzt, wurde mit Fortschreiten der Computertechnologie bald der Einsatz als unbemanntes Kampfgerät für die Militärs interessant. Man denke hier allein an den Irak und den Einsatz von Drohnen durch das US-Militär.
An Land werden unbemannte Fahrzeuge ebenfalls vom Militär eingesetzt. Der SWORDS Roboter (Special Weapons Observation Reconnaissance Detection System) beispielsweise kann mit einem Maschinengewehr oder mit Panzerabwehrraketen ausgerüstet werden. Einsätze zum Entschärfen von Sprengladungen gehören ebenfalls zum Aufgabenbereich des Gleiskettenfahrzeugs.
Womöglich ist die Menschheit wirklich nicht mehr weit davon entfernt, sich selbst mithilfe der Robotik auszulöschen.
Die genannten Systeme sind zum Glück noch längst nicht autonom, können also nicht von sich aus entscheiden, ob sie Menschen töten oder nicht. Die Debatten darüber werden im Hintergrund aber stets weitergeführt. Viele Länder fordern ein Verbot von autonom handelnden »Killer-Robotern«, auch Sicherheitsexperten der UN. Dahingegen arbeiten Länder wie die USA, Russland, China und auch Israel fleißig weiter an der Erforschung dieser Möglichkeiten.
Doch halt – Militärroboter sind eine Sache. Eine furchterregende, ohne Zweifel. Doch Roboter können noch mehr. Viel mehr!
Sehen wir einmal davon ab, dass im Jahre 2016 dem Roboteringenieur David Hanson während der Präsentation des menschlich wirkenden Roboters »Sophia« in Texas ein übler Schnitzer passiert ist, gibt es mittlerweile viele Anwendungsbereiche in der Zivilwirtschaft, in denen uns Roboter behilflich sind.
Geradezu alltäglich ist heute bereits der Rasenmäherbot oder sein Indoor-Pendant, der Staubsaug-Roboter. Smart ist, wer Smart handelt und dazu gehören heute schon viele Haushaltsgeräte, die sich per Smartphone steuern lassen. Das sind zwar im eigentlichen Sinne keine Roboter, aber letztlich doch so futuristisch, dass frühere Generationen diese Dinge mit Robotern sicher in eine Schublade gesteckt hätten.
Weniger alltäglich sind Roboter, die beispielsweise in der Industrie tätig sind. Sicher, Roboterarme im Fahrzeugbau sind uns nicht unbekannt, doch wie sieht es mit Reinigungsrobotern aus? Nein, nicht die automatischen Staubsauger, sondern richtige Roboter, die ihrem Programm gemäß von sich aus anfangen, zum Beispiel eine Produktionsfläche zu reinigen.
Mittlerweile ist die Technik bereits so weit, dass für manche Flächen gar keine Reinigungskraft mehr zwingend erforderlich ist. Dem Roboter wird einprogrammiert, wann er starten soll, welche Fläche zu reinigen ist und wo seine Aufladestation ist, damit er sich selbst mit frischem Wasser und Strom auftanken kann, um anschließend weiter zu reinigen. Theoretisch könnte so ein Gerät beispielsweise einen Supermarkt mitten in der Nacht reinigen, ohne dass irgendjemand anwesend ist.
Infrarotsensoren und modernste Steuerungstechnologie machen es möglich, dass solche Visionen tatsächlich umgesetzt werden können. Firmen aus Deutschland, der Schweiz und natürlich den USA liefern sich hier ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Und auch wenn diese Geräte derzeit noch an der finanziellen Schmerzgrenze kratzen, ist absehbar, dass in wenigen Jahren vermehrt Reinigungsroboter zum Einsatz kommen werden.
Im Idealfall wird das dazu führen, dass die Reinigungskräfte entlastet und unterstützt werden, so dass diese sich um Detailarbeit kümmern können und zudem unmittelbar zur Stelle sind, wenn es doch einmal ein Problem mit dem Roboter gibt. Nein, keinen Amoklauf. Tatsächlich sind die Sensoren der Reinigungsroboter darauf ausgelegt, Hindernissen wie Füßen, Menschen und selbst Kleintieren (Hund, Katze, Maus) auszuweichen.
Viel erstaunlicher ist jedoch die Entwicklung im medizinischen Bereich. Reinigungsroboter sehen immer noch aus wie die bekannten Scheuersaugmaschinen, die ein Mensch vor sich herschiebt (bzw. von dem er sich tatsächlich eher ziehen lässt). Roboter im medizinischen Bereich werden jedoch immer menschenähnlicher. Seit jeher ein Traum, arbeiten seit Jahren die verschiedensten Firmen an Robotern, die sich in ihrer äußerlichen Beschaffenheit dem Menschen angleichen. Zwei Beine, zwei Arme, einen Torso und einen Kopf. Erst in den 1970er-Jahren wurde die Theorie des sogenannten »Zero-Moment-Point-Prinzips« erdacht, nach der es humanoiden Robotern gelingen sollte, sich auch in Bewegung auf den Beinen zu halten. Auf dieser Grundlage wurden innerhalb der letzten Jahrzehnte Roboter wie der ASIMO von Honda, der Kotaro von der Universität Tokyo und viele andere Vertreter entwickelt. Allesamt Prototypen und bislang wenig nutzbringend.
Doch da gibt es noch Ri-Man. Das japanische Forschungsinstitut Riken Bio-Mimetic Control Research Center entwickelte Ri-Man, präsentierte ihn 2006 der Öffentlichkeit und heute ist es bereits im Gespräch, dass Ri-Man in der Betreuung und Pflege im japanischen Gesundheitswesen zur Unterstützung eingesetzt werden soll.
Dem typisch japanischen Spielzeugdesign für Killerroboter folgend weist Ri-Man hier zu den Vertretern aus den Kinderzimmern eine gewisse Ähnlichkeit auf, die sich allerdings lediglich im eckigen Design des Körpers und des Kopfes widerspiegelt. Insgesamt wurde Ri-Man ein eher naiv-kindliches Aussehen verpasst. Sicher auch, um jede Assoziation mit Killerrobotern zu vermeiden. Das Time Magazine nominierte Ri-Man noch im selben Jahr zur besten Erfindung im medizinischen Bereich. Und das durchaus zu Recht. Silikonhaut und 320 Drucksensoren sorgen dafür, dass Verletzungen an Menschen im Umgang mit Ri-Man vermieden werden. Mikrofone, Kameras und Geruchssensoren sorgen dafür, dass der Roboter seine Umgebung wahrnehmen kann. Die Entwicklung soll dahin gehen, dass der Roboter Personen bis zu einem Gewicht von 70 kg tragen kann.
Doch nicht nur die Form allein macht Roboter menschenähnlicher. Auch das Aussehen an sich. Das »Gesicht«.
Kommen wir zurück zu David Hanson und seinem Schnitzer. Der Roboter Sophia besitzt künstliche Intelligenz, hat eine humanoide Form und wurde zudem mit einer künstlichen Haut – Fleischgummi, wie es Hanson selbst nennt – versehen, um menschlicher zu wirken. Während der Präsentation mit Sophia stellt Hanson zum Spaß die Frage, ob Sophia Menschen töten möchte. Den Berichten zufolge war das Gespräch bis dahin sehr unterhaltsam. Sophia interessiere sich für Umweltthemen und würde später auch gerne eine Familie gründen.
Auf Hansons Frage antwortete sie schließlich: »OK, I will destroy humans.« (Okay, ich werde Menschen töten.)
Der Schuss ging eindeutig nach hinten los. Glücklicherweise hat Sophia aber keine Regung gezeigt, tatsächlich irgendein Leben auszulöschen. Die Sache endete nicht im Fiasko. David Hanson arbeitet weiter an seinen Robotern und auch für Sophia hat die Sache ein Happy End gefunden. Denn Sophia ist seit 2017 der weltweit erste Roboter, dem eine Staatsbürgerschaft verliehen wurde. Saudi-Arabien darf sich gleichzeitig als erstes Land der Welt rühmen, einen Roboter als Staatsbürger zu haben.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Forschung und Entwicklung in der Robotik sowohl Fluch als auch