Viola. Sira Rabe

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Viola - Sira Rabe

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mir über meine Brüste streicheln, meine Bluse und meine Hose öffnen, bis über den Po herunterziehen, über die nackte Haut streicheln und –»

      Daphne musste kurz beim Schreiben innehalten. Ihre Hand zitterte vor Erregung. Sie legte den Stift weg, schüttelte die Hand kräftig aus und fuhr dann hastig fort.

      «– mich dann über seine Schenkel ziehen, um mir genussvoll, aber nicht zu hart den Hintern zu versohlen mit dem spielerischen Tadel, ich hätte das verdient, weil ich zu spät heimgekommen sei. Danach, wenn mein Hinterteil gerötet und ich etwas verlegen wäre, hätte er mich gestreichelt und schließlich auf dem Sofa mit mir Liebe gemacht. Sind das nicht wunderbar frivole Gedanken? Wie bringe ich ihn dazu, es auf diese Weise mit mir zu treiben? Oder verhalte ich mich kindisch? Bin ich zu alt für solche erotischen Spielereien?»

      Wie schon mehrfach in letzter Zeit schloss Daphne ihr Schreiben mit einer Frage oder einer frustrierten Feststellung. Sie bewegte sich im Kreis, nein – noch schlimmer, in einer Spirale, die sich unaufhaltsam immer enger und enger zusammenzog. Sie hatte keine Ahnung, was passieren würde, wenn sie in der absolut verengten Mitte ankäme, aber sie hatte manchmal das Gefühl, sie würde ersticken.

      Daphne beendete ihre handschriftlichen Zeilen an Viola und richtete ihre Aufmerksamkeit nun auf den Computerbildschirm, surfte noch eine Weile ziellos im Internet herum, loggte sich dann aus, klappte den Laptop zu und ging nach unten, um im Wohnzimmer zu bügeln.

      Aber auch dabei schweiften ihre Gedanken immer wieder zu ihrem Problem zurück, dass sie sich wünschte, Jesper würde mehr Dominanz ausstrahlen, sie unter ihre Fittiche nehmen, in jeglicher Hinsicht mehr von ihr verlangen. Es gab eine Zeit, da hätte sie ihn genau aus denselben Gründen verlassen, sich niemals auf ein sexuelles Rollenspiel eingelassen. Sie hätte ihn für brutal gehalten, für abartig, pervers, für einen Frauenverächter. Jetzt wünschte sie sich genau dieses, von ihm gefesselt zu werden, mit verbundenen Augen auf seine Liebkosungen oder eine Züchtigung wegen angeblichen Ungehorsams zu warten. Sie zog sogar in Erwägung, dass er sie lüstern am ganzen Körper berührte, sie dann zitternd vor Lust hinhielt, verschnürt, festgebunden – eine Viertelstunde, eine halbe Stunde oder länger. Und sie könnte nichts dagegen tun, rein gar nichts, als ihn anzubetteln, damit er weitermachte. Ja, vielleicht nicht einmal das, denn er könnte ihr verbieten zu sprechen und sie für jedes Wort strafen, sie erst recht zappeln lassen und sie würde dabei bestimmt immer geiler werden. Sie wäre seiner Entscheidung völlig ausgeliefert.

      Daphne gestand es sich ein: Sie war zu allem bereit, nur um von ihren Problemen erlöst zu werden und letztlich beschützt in seinen starken vertrauten Armen zu schmachten, und sie verachtete sich im selben Moment dafür, dass sie diesen Ausweg suchte und bereit war, ein Stück ihrer Freiheit, ihrer Selbstständigkeit, im schlimmsten Fall sogar ein Stück ihrer Persönlichkeit zugunsten des Erlebens einer heimlichen Sehnsucht aufzugeben.

      «Autsch!» Erschrocken zog sie ihren Arm vom Bügeleisen zurück. Vor lauter Nachdenken hatte sie sich die Kante des Bügeleisens gegen den Unterarm gedrückt. Hastig stellte sie es ab und lief in die Küche, um kaltes Wasser über die verletzte Haut laufen zu lassen. Mit verkniffenem Gesicht betrachtete sie den geröteten Strich, der eine Kerbe in den Arm gebrannt hatte.

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