Gefechtsziege LB-55-40. Hans-Gerd Adler

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Gefechtsziege LB-55-40 - Hans-Gerd Adler

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      Zur Rechtfertigung meiner damaligen Entscheidung gehört eben auch der Umstand, dass mir das DDR-Identität-stiftende Gefährt etwa 15.000 Mark der DDR hätte wert sein müssen. Selbst wenn es mir gelungen wäre, meine Trabbi-Abneigung elegant zu ignorieren, hätte mich diese Wertschätzung völlig überfordert.

      Die rigorose Überzeugung fand ergänzend einen von mir ebenso verachteten Nährboden, der sich darin zeigte, dass sich der Preis für einen alten, aber neu aufgebauten Trabant 601 kaum von dem eines Neuwagens unterschied. Dieser fehlende Unterschied erhärtete meine innere Einstellung, die ich aber nie öffentlich zum Ausdruck gebracht hatte. Ich fragte mich ernsthaft: Was finden denn die Leute nur an dieser Pappkiste?

      Meine mangelnde Zuneigung zu dem von so vielen DDR-Bürgern geliebten Kleinwagen wurde selbst auch dann nicht überwunden, als mir ein Freund seinen Trabbi für eine dringend wichtige Fahrt nach Halle geborgt hatte. Im Gegenteil. Für mich stand nach dieser Tour erst recht fest: Ein Trabbi kommt für mich nicht in Frage!

      Und dann war da noch die Wartezeit, die nach der Anmeldung bis zur Auslieferung für ein neues Auto auszuhalten war: zehn bis zwölf Jahre! Nee, ich nicht! Ich blieb hart! Ich meldete mich nicht an! Und ich hatte erst recht keinen Aufgebauten haben wollen!

      Es muss aber auch gesagt werden: Hätte ich nicht in der DDR gelebt, wären die folgenden Anekdötchen von mir nicht geschrieben worden.

      So gesehen wird dadurch außerdem deutlich, dass es neben allen mehr oder weniger zu verkraftenden Belastungen und Mangelerscheinungen ebenso eine Fülle von Bindungen und Ereignissen gab, die sich dem umfassenden gesellschaftspolitischen Netzwerk, mit dem uns der Sozialismus umknüpft hatte, entzogen. Das waren für mich die tiefe Verwurzelung im christlichen Glauben und in dem, was mir Heimat war, das Eichsfeld. Aber auch die kleinen Dinge des Alltags, die privaten sozialen Kontakte, die Missgeschicke und Erfolge, die mich bei der Suche nach Sinnhaftigkeit und innerer Zuversicht alles nichtgewollt Gegebene ertragen ließen, gehörten dazu.

      Anders möchte ich formulieren: Ich habe auch in der DDR viel gelacht. Es gab unendlich viele Dinge, über die ich mich herzhaft ausschütten konnte. Dabei ließen sich andere durch mein Naturell leicht anstecken und nicht selten gab es richtige Lachorgien. Aber mit der DDR zu lachen, nein, das wäre mir nie in den Sinn gekommen. Gottlob kann ich inzwischen über die im Folgenden beschriebenen Erlebnisse befreiter lachen, als es mir damals unmittelbar nach dem einen oder anderen Ereignis zumute war.

      Rückblickend darf ich sogar feststellen, dass sich manche der damals vergossenen Schweißtropfen nun in Tränen verwandeln, die mein Lachen hervorruft. Wenn dies ein wenig ansteckte, hätte ich daran meine große Freude. Ich weiß, dass meine nun bereits halbhundertjährige Tochter Manuela zusammen mit ihrer Schwester Susanne sowie beider gemeinsamer Gebärerin Emmy dies auf alle Fälle tun werden. Darüber hinaus wird mein DDR-spätgeborener Enkel Raiman sich schon sehr darüber wundern, was sein Opa da alles geschrieben hat. Und meine Urenkelin Marie wird, wenn sie einmal groß ist, vielleicht fragen: „Sind das wirklich keine Märchen?“

      Selbst in äußerst miesen Zeiten kann über den Geschmack man streiten!

       Ein Traum wird Wirklichkeit

      Es war mehr oder weniger ein Zufall, der mich dazu bewog, mir ein Auto anzuschaffen. Bis dahin hatte ich einen solchen Gedanken nie in mir aufkommen lassen. Der Wunsch, ein Auto zu besitzen, war für mich immer nur ein Traum gewesen. Dieser hatte es verdammt schwer, sich in mein Bewusstsein vorzudrängen, um sich letztendlich als Bedürfnis zu etablieren. Die Ansprüche auf materielle Dinge hatten aufgrund meiner Lebensumstände nie eine große Rolle gespielt. Ich hatte gelernt, diese stets unterzuordnen. So galt mein ganzes Streben weit anderen Dingen, die von mir als wichtiger erachtet wurden und die letztlich auch eine deutliche Prägung für mein Leben hinterließen. Aber wie das Leben so ist: Unverhofft kommt oft! So war es dann auch.

      Eine Kollegin hatte mich buchstäblich infiziert. Dieser Infekt wurde auch nach der notwendigen Aussprache mit meiner Hausregierung nicht geheilt. Im Gegenteil, er entwickelte sich rasant und kam zum vollen Ausbruch.

      Mein Immunsystem war bereits kurz zuvor geschwächt worden. Dies geschah in keinem Fall durch die Moped-Prüfung, denn die Fahrberechtigung für ein Moped hatte ich schon seit mehreren Jahren besessen, bevor ich einen gebrauchten SR2 (Simson-Roller) mein Eigen nennen konnte. Ich wollte irgendwie auch mitreden können und nicht in allen Dingen hinter dem Mond bleiben. So sorgte ich völlig ziellos vor und machte meine Fahrerlaubnis Klasse eins und vier! Immerhin, man weiß ja nie! So dachte ich jedenfalls, ohne weder den unmittelbaren noch mittelfristigen Kauf eines Motorrades oder gar eines Autos ins Kalkül zu ziehen.

      Meine Kollegin hatte davon gesprochen, dass ein ihrer Familie sehr guter Bekannter sein Auto abgeben wolle. Dieser hatte die lange Wartezeit auf einen Neuen hinter sich gebracht und beabsichtigte nun, den Alten loszuwerden. Er stände bei ihr zu Hause, in ihrer Garage. Ich könnte ihn mir doch einmal anschauen. Und den Hals, den würde mir der Eigentümer bestimmt nicht abschneiden. Außerdem, es sei ein 311er und er sei noch recht gut in Schuss. Sie würden ihn selbst auch gern nehmen, wenn sie nicht schon einen hätten.

      Ich merkte, wie meine ursprüngliche Haltung zum Erwerb eines Autos langsam aber sicher dahinschmolz. Ich kannte meine Kollegin, ich kannte sogar den Besitzer des zu habenden PKWs und, was das Wichtigste war, es war kein Trabbi!

      So fasste ich Mut, stieg nach Feierabend in den Vorortbus und fuhr nach Uder. Dass ich nach dem Ausstieg an der Haltestelle auf dem Weg zu meinem Zielort immer schneller ging, merkte ich erst, als ich etwa zweihundert Meter der Strecke zurückgelegt hatte. Schlagartig ging ich wieder im Normaltempo, aber auch das hielt sich nicht länger. So kam ich schließlich am Ort meines noch nicht offenkundig gewordenen Begehrens an.

      Ich klingelte, die Haustür öffnete sich, die Kollegin begrüßte mich und ihr Mann rief: „Du kannst gleich hierher kommen!“ Schon stand ich neben ihm, ein schneller Handschlag, und meine Blicke hefteten sich fest auf den Gegenstand, den ich in meinem ganzen bisherigen Leben noch nie so betrachtet hatte. Ich war wie geblendet. So schön hatte ich mir ein Auto für mich niemals vorstellen können!

      Da stand er. Weiß bzw. cremeweiß. Seine Lampen blinzelten mich durch verchromte Ringe verführerisch an. Auch die Radkappen waren wunderschön, verchromt natürlich. Die Stoßstangen, das Frontziergitter, die Heckleuchten, die Türgriffe, alles verchromt. Und, was für manchen Zweck der Eigenversorgung wichtig sein konnte, er hatte sogar eine Anhängerkupplung! Hätte ich in diesem Augenblick etwas sagen sollen, da bin ich mir heute noch ganz sicher, hätte ich bestimmt gestottert.

      Der Mann meiner Kollegin öffnete nun die Fahrertür. „Setz dich doch mal rein.“ Mit diesen Worten riss er mich aus meiner Versunkenheit, denn das Auto, so fühlte ich, gehörte mir schon! In dieser Stimmung war ich bereit, auf alle weiteren Erklärungen und Betrachtungen zu verzichten. Aber die Worte des Mannes klangen so freundlich fordernd, dass ich, ehe ich es selbst fassen konnte, auf dem Fahrersitz saß.

      Nun kam mit der Überraschung zweiter Teil die endgültige Aufgabe aller bisher von mir gehegten Bedenken und Widerstände. Das schöne lederne Lenkrad mit der Lenkradschaltung, die Armaturen, die gut gepolsterten sauberen Sitze, einfach überwältigend. Sogar ein Radio und Gurte für Fahrer und Beifahrer hatte sich der Vorbesitzer einbauen lassen! Das alles verstärkte meinen längst gefassten Entschluss, ja, es machte ihn bereits unumkehrbar. Das i-Tüpfelchen war der Himmel. In hellem Grau gehalten schwebte er unterhalb des Autodaches. Es war fast wie in einem Wohnzimmer. Ich hatte das Gefühl, dass ich nie ein anderes Auto gekannt hätte noch kennenlernen wollte als eben dieses, in dem ich ganz selbstverständlich saß.

      „Weißt

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