Meeresgeschichten der Bibel. Группа авторов

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       Die »Taufe« des Propheten Jona

      Das Wort des Herrn erging an Jona, den Sohn von Amittai, er sagte zu ihm: »Geh nach Ninive, der großen Stadt, und kündige ihr mein Strafgericht an! Ich kann nicht länger mit ansehen, wie böse die Leute dort sind.«

      Jona machte sich auf den Weg, aber in die entgegengesetzte Richtung. Er wollte nach Tarschisch in Spanien fliehen, um dem Herrn zu entkommen. In der Hafenstadt Jafo fand er ein Schiff, das dorthin segeln sollte. Er bezahlte das Fahrgeld und stieg ein. (Jona 1,1-3)

      Jona weiß, was er will. Er weiß wohl auch, was er soll, aber das will er nicht. Er will nicht nach Ninive, sondern er will nach Tarschisch, weit im Westen. Er hofft, dass es weit genug weg ist, um »dem Herrn zu entkommen«. In Jafo schifft er sich ein – das ist heute ein Teil von Tel Aviv – und will nach Tarschisch – eine damals berühmte Hafenstadt in der Nähe des heutigen Cadiz an der Südwestküste Spaniens. Man rechnete in jener Zeit für diese Reise einmal von Ost nach West durch das Mittelmeer ein volles Jahr. Damit hatte man dann auch schon die damals bekannte und schiffbare Welt durchquert. Einmal quer durch die Welt will Jona vor seinem Gott fliehen. In Tarschisch denkt er »dem Herrn zu entkommen«.

      Jona bricht sogleich auf, aber in die Gegenrichtung. Verstohlen schleicht er im Hafen von Jafo umher und hält Ausschau nach einem Schiff, das ihn schnell weit weg bringt. Und er findet eines. Es ist eins von den großen Tarschisch-Schiffen. Das sind hochseetüchtige Ruder-Segler, die Containerfrachter ihrer Zeit.

      Und Jona lässt sich diese Flucht etwas kosten, solch eine Passage hat ihren Preis. Um das Gegenteil zu erreichen, von dem, was er soll, zählt er noch vor dem Ablegen das Fährgeld für die Flucht dem Reeder in die Hand. Er investiert in seine Zukunft, so wie er sie sieht. Tarschisch, dem Herrn aus den Augen.

      Der Befehlsverweigerer geht schnell und heimlich über die Gangway an Bord des Schiffes und verschwindet gleich in seiner Kabine, dem Herrn aus den Augen. Das Schiff legt ab, es geht hinaus auf große Fahrt. »Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus«, möchten die singen, die die Geschichte schon kennen. Jona, also: Taube heißt er und ist ein Flattergeist, der sich jetzt in seine Koje klemmt, sich in seinen Kissen vergräbt.

      Aber es geht in dieser Geschichte nicht nur um Jona. – Auch wenn der jetzt vielleicht mit seiner Seekrankheit kämpfen muss. Das ist ja eine Sache, bei der man nicht gut in der Lage ist, noch an andre zu denken.

      Da schickte der Herr einen Sturm aufs Meer, der war so heftig, dass das Schiff auseinander zu brechen drohte. Die Seeleute hatten große Angst und jeder schrie zu seinem Gott um Hilfe. Um die Gefahr für das Schiff zu verringern, warfen sie die Ladung ins Meer.

      Jona war nach unten gegangen, hatte sich hingelegt und schlief fest. Der Kapitän kam zu ihm herunter und sagte: »Wie kannst du schlafen? Steh auf, rufe zu deinem Gott! Vielleicht hilft er uns und wir müssen nicht untergehen!«

      Die Seeleute wollten durch das Los herausfinden, wer an ihrem Unglück schuld sei. Da fiel das Los auf Jona. Sie bestürmten ihn mit Fragen: »Sag uns: Warum sind wir in diese Gefahr geraten? Wer bist du eigentlich? Was für Geschäfte treibst du? Zu welchem Volk gehörst du, wo ist deine Heimat?«

      Jona antwortete: »Ich bin ein Hebräer und verehre den Herrn, den Gott des Himmels, der Land und Meer geschaffen hat.«

      Er sagte ihnen auch, dass er auf der Flucht vor dem Herrn war. Da bekamen die Männer noch mehr Angst und sie fragten ihn: »Wie konntest du das tun? Was sollen wir jetzt mit dir machen, damit das Meer sich beruhigt und uns verschont?« Denn es war inzwischen noch stürmischer geworden.

      Jona sagte: »Werft mich ins Meer, dann wird es sich beruhigen. Ich weiß, dass dieser Sturm nur meinetwegen über euch gekommen ist.«

      Die Seeleute machten einen letzten Versuch, durch Rudern das Land zu erreichen; doch sie schafften es nicht, denn der Sturm tobte immer heftiger. Da beteten sie zum Herrn: »Herr, strafe uns nicht, wenn wir diesen Mann jetzt opfern müssen! Rechne uns seinen Tod nicht als Mord an. Es war dein Wille, und alles, was du willst, geschieht.«

      Dann nahmen sie Jona und warfen ihn ins Meer. Sofort wurde es ruhig.

      Da packte sie alle große Furcht vor dem Herrn. Sie schlachteten ein Opfertier für ihn und machten ihm Versprechen für den Fall ihrer Rettung. (Jona 1,4-16)

      Wie reagiert Gott auf die Flucht seines widerspenstigen Propheten? Gott reagiert mit einem Windwurf: Er wirft einen gewaltigen Sturm aufs Meer. Das Schiff gerät in wirkliche Gefahr. Die Seeleute geraten in den Strudel des noch unerlösten Beziehungsgeschehens zwischen Jona und Gott. Es sieht so aus, als würden sie arg in Mitleidenschaft gezogen werden.

      Die Matrosen beten und arbeiten – Jona schläft. Die Matrosen rufen ihre Götter an, jeder seinen eigenen. Die Mannschaft auf dem Schiff ist ein Vielvölkergemisch, jeder schreit zu seinem Gott. Aber gleichzeitig packen sie die Sache auch an. Sie leichtern das Schiff. Werfen alles über Bord, was nicht zum Schiff gehört. Das bedeutet, die kostbare Ladung, die Handelswaren aus aller Herren Länder für aller Herren Länder fliegen über die Reling, versinken in den Wellen und trudeln hinab bis auf den Grund, wo sie unverkauft liegen bleiben und vielleicht noch heute dort darauf warten, wiedergefunden und gewinnbringend veräußert zu werden.

      Alles ist in heller Aufregung, die Seeleute rackern sich ab, schreien sich unverständliche Sachen zu, immer wieder brüllt der Kapitän von der Brücke irgendwelche Anweisungen, der Sturmwind heult. Und Jona befindet sich in einem Tiefschlaf, der völliger Betäubung gleicht. Er liegt wie eine Bleilast in seiner Kabine und bekommt von alldem nichts mit. Dieser Schlaf, den er da schläft, der ist der kleine Bruder des Todes. Das käm ihm grade recht, ganz weg zu sein. Ein Gefangener des Schlafs ist er, verschluckt von seinem Todeswunsch.

      Da kommt der Kapitän, er wummert gegen die Kabinentür, doch Jona antwortet nicht. Also rein in die Kabine, sehen, ob alles mit rechten Dingen zugeht. Heda, Mann, wach auf! Was ist mit dir? Sicherheitsrolle! Alle Mann an Deck. Und – vielleicht hat ja der seltsame Fahrgast einen Gott, der in dieser misslichen Situation etwas ausrichten kann.

      Da stürmen die Matrosen hinter dem Kapitän den Niedergang herunter und quetschen sich in die Kabinentür, um zu sehen, was mit dem Mann los ist, der eben noch vermeintlich seelenruhig geschlafen hat.

      Mitten in einem Sturm, bei dem ihnen alles um die Ohren fliegt, fangen sie dann an zu losen. »Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern«, möchte man singen angesichts dieser Seelenruhe mitten im Auge des Sturms.

      Also jetzt wissen sie es: Es ist wegen Jona. Jona, Taube heißt er und ist ein Flattergeist und doch ist er ein Sohn der Treue Gottes. Ich »verehre den Herrn, den Gott des Himmels, der Land und Meer geschaffen hat«, behauptet er und das hört sich ja nun mal an wie ein waschechtes Lippenbekenntnis. Er bekennt den Gott, vor dem er selber auf der Flucht ist. Denn er weiß, jetzt hat sein ganz privates Stündlein geschlagen. Kein Ausweichen mehr. Dann also alles loslassen, aufgeben, hat ja keinen Zweck mehr. Der gibt sich auch geschlagen vor seinem Gott.

      Dann werft mich doch ins Meer. Ich will nichts mehr wissen von all dem ganzen Kram. Was ihr für einen Wirbel macht! Die Matrosen denken, bei dem piept es nicht richtig und sind wenig gewillt, kampflos ein Menschenleben zu opfern. Sie reißen sich erst einmal am Riemen und pullen, was das Zeug hält. Aber Gott hat andere Pläne, inzwischen nicht mehr nur mit Jona, sondern auch mit diesen rackernden Seemännern.

      Als sie merken, dass sie nicht vorwärts kommen, rufen sie den Herrn an, Jonas Gott. Jona hat ihnen gesagt, dass er der »Gott des Himmels, der Land und Meer geschaffen hat«, ist. Und bei allem, was sie hier vor Augen sehen, wissen sie: Der Mann hat Recht.

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