Fahrplan ins Glück. Gisela Rieger

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Fahrplan ins Glück - Gisela Rieger

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Bettler führte sie also zu einer Höhle, in deren Mitte sich eine große Truhe befand, die prall gefüllt war mit Silber, daneben stand ein schöner Prinz in silbernen Gewändern. Da sprach der Bettler: „Nun habe ich dich zu deinem Schatz und zu deinem Prinzen geführt, so gib du mir auch meinen Lohn!“

      „Scher dich zum Teufel“, schrie das Silbermädchen, denn es konnte seine Augen nicht mehr von dem Schatz und dem Prinzen lassen. Mit jedem Schritt, mit dem der Bettler sich entfernte, lösten sich der Schatz und der Prinz immer mehr in Luft auf, bis beides verschwunden war.

      Am dritten Tag stand das Kupfermädchen am Brunnen, um Wasser zu schöpfen, da näherte sich abermals der abgemagerte Bettler in Lumpen gekleidet und sprach: „Schöne Jungfer ich werde euch zu einem Schatz und eurem Traumprinzen führen, wenn ihr mir zur Belohnung zu essen und zu trinken gebt.“

      Die Sonne scheint denen,

      die mit dem Herzen denken,

      und nach ihrem Gefühl handeln.

      Das Mädchen sagte: „Guter Mann, es scheint mir, dass es viel wichtiger ist, dass du so schnell wie möglich zu trinken bekommst!“, und es reichte ihm seinen Wassereimer, damit er seinen Durst stillen konnte. Dann nahm sie ihn mit nach Hause, um ihm Essen zu geben.

      Als er sich sattgegessen hatte, wollte er sie zu dem versprochenen Schatz und dem Prinzen führen. Das Kupfermädchen wehrte jedoch ab: „Guter Mann, ich brauche doch keinen Prinzen für mein Glück, ich wünsche mir nur einen Mann mit großem Herzen, der mich nicht nur meiner Schönheit wegen liebt – und ich brauche auch keine großen Schätze, denn das Wichtigste im Leben kann man eh mit keinem Gold der Welt erkaufen.“ Sie schnürte dem Bettler noch ein Bündel mit Speck, Brot und Käse und sagte ihm, dass er den Schatz doch selbst für sich nehmen solle, er könne diesen dringender gebrauchen. Gerade wollte es sich von dem Alten verabschieden, als sich der Bettler in einen wunderhübschen Prinzen verwandelte.

      So fand damals ein Herzensprinz seine Herzens-prinzessin. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

      Relativ

      „Ach Mama“, klagte die Tochter, „das Leben lastet schwer auf meinen Schultern. Kannst du mir nicht ein paar Sorgen abnehmen?“

      „Nein, mein Kind“, sprach die Mutter. „Aber ich wünsche dir auf deinem Lebensweg weiterhin viele Sorgen.“

      Die Tochter zeigte sich sprachlos. Die Mutter war ihr Zeit ihres Lebens immer wohl gesonnen gewesen, und so fragte sie die Ältere nach dem Sinneswandel, ihr Schlechtes zu wünschen.

      „Du irrst, mein Kind, ich habe dir gerade Glück und Gesundheit gewünscht. Denn Menschen mit vielen Sorgen sind für gewöhnlich gesund. Ist man dagegen ernsthaft krank, hat man nur eine einzige Sorge: wieder gesund werden!“

      Als die Tochter eine Woche später erneut zu Besuch kam, sagte sie: „Danke Mama für deine Lebensweisheiten. Du hattest Recht. Als ich mir bewusst machte, welch kostbares Gut die Gesundheit ist, war ich sehr dankbar dafür. Die Dankbarkeit über meine Gesundheit bewirkte, dass alle anderen Sorgen wesentlich kleiner wurden.“

      Die Dankbarkeit ist eine Liebeserklärung an das Leben und der Schlüssel zum Glücklichsein.

      Prioritäten setzen

      Ein alter Meister hatte sich auf eine Pilgerreise begeben, und seine Schüler schlossen sich ihm an. Zu ihrem Leidwesen mussten sie bald feststellen, dass der Meister die Pilgerreise streng fastend verbrachte. Doch trotz der Anstrengungen der Reise taten es ihm alle seiner Schüler gleich.

      Am letzten Tag der Reise kam die Gruppe während eines Unwetters vom Weg ab und gelangte in ein kleines Bergdorf. Mit großer Freude wurden sie von den Einheimischen begrüßt, da sich in das abgelegene Örtchen nur selten ein Mensch verirrte.

      Zu Ehren der frommen Gäste zogen sich die Frauen in ihre Häuser zurück, um ein Festmahl vorzubereiten.

      Am Abend bogen sich die Tische vor Köstlichkeiten: Suppen, gebratenes Fleisch, duftender Reis, buntes Gemüse, frisches Obst sowie die feinsten Süßspeisen wurden aufgetragen. Der Meister wurde zusammen mit seinen Schülern zu Tisch gebeten. Obwohl den jungen Männern der Magen knurrte und ihnen das Wasser im Mund zusammenlief, traute sich keiner, der Einladung zu folgen, um nicht am letzten Tag der Reise noch zu sündigen. Der Meister hingegen begab sich zu Tisch und ließ es sich wohl schmecken.

      Einer der Schüler wollte das Verhalten des Meisters nicht gutheißen und erinnerte ihn an das Fasten.

      Der Meister lächelte milde und antwortete: „Die Dorfbewohner haben uns herzlich aufgenommen und mit viel Sorgfalt und Liebe für uns ein opulentes Festmahl vorbereitet. Daher habe ich beschlossen, dass ich lieber mein Fasten breche, als die Herzen dieser lieben Menschen.“

      Beginnen wir damit, dass wir ein

      Verständnis für die wahren Quellen des Glücks

      entwickeln, damit diese hinfort als Fundament

      für die Prioritäten des Lebens

      dienen können.

      14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso

      Glücksmomente fürs Herz

      Meine Großmutter war eine Seele von Mensch und eine der glücklichsten Frauen, die ich gekannt habe. Das Glück wurde ihr mit Sicherheit nicht in die Wiege gelegt. Sie war die Erstgeborene, und nach ihr kamen noch acht weitere Geschwister. Neben der Schule, der Stallarbeit und den Haushaltstätigkeiten musste sie sich noch zusätzlich um die kleineren Geschwister kümmern.

      Meine Großmutter war eine sehr schöne Frau, und die schwere Arbeit sah man höchstens ihren rauen Händen an. Sie war auch eine begnadete Köchin, und ihre Backkünste waren weit über die Gemeindegrenze hinaus bekannt. So war es auch nicht verwunderlich, dass, als sie im heiratsfähigen Alter war, etliche Väter auf den Hof kamen, die sie gerne als Braut für ihren Sohn heimgeführt hätten. Meine Großmutter aber lehnte alle Bewerber ab, denn sie hatte sich in einen kleinen Häuslbauer verliebt. So nannte man damals die Männer, die nur einen ganz kleinen Hof zu bewirtschaften hatten und daher meist arm waren. Die Liebe war meiner Großmutter eben schon damals viel wichtiger als der materielle Reichtum.

      Mitgift bekam sie keine, denn ihr Vater tobte, als sie sogar den Antrag des Bauers, der den größten Hof in der ganzen Gemeinde besaß, ausschlug und stattdessen den Häuslbauern heiratete!

      Nichtsdestotrotz war meine Großmutter glücklich mit ihrem geliebten Mann, auch wenn die Zeiten damals schwer waren. Luxus war ein Fremdwort, es gab viel Arbeit, keine Verhütungsmittel und entsprechend viele Kinder. Die erste Geburt war ein harter Schlag für meine Großeltern, denn das Kind starb drei Tage später. Dafür kam im Folgejahr ein zauberhaftes Zwillingspärchen auf die Welt. Wieder ein Jahr später, meine Großmutter war gerade hochschwanger, brach der Krieg aus, und ihr Mann musste an die Front. Er hat seinen prächtigen Sohn nie zu Gesicht bekommen, da er im Krieg fiel.

      Meine Großmutter musste nun alleine den Hof bewirtschaften und zudem die drei kleinen Kinder versorgen. So ist es kein Wunder, dass sie dem Werben eines Witwers mit vier Kindern, dem seine Frau im Kindsbett verstorben war, nachgab. Auch wenn diese Beziehung eine Vernunftsehe war, so erwuchsen aus ihr dennoch viele gute Jahre, wenngleich sie auch mit sehr viel Arbeit verbunden waren. Meine Oma hatte niemals Erwartungen und musste

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