Polyamorie. Manuela Aberger

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Polyamorie - Manuela Aberger

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auch Kirche und Gesellschaft einig, dass nur eine Zweierbeziehung normal und in der Natur des Menschen liegt.

      Eifersucht ist ebenfalls eine ganz natürliche Emotion, die als Zeichen von Liebe gedeutet wird (enttäuschte Liebe). Das Modell der Polyamorie geht über die Grenzen einer bekannten Zweierbeziehung hinaus und zeigt Ihnen, liebe LeserInnen, ein anderes Modell der Liebe und Ausübung von Sexualität, als Sie es bisher kannten. Hier bedeutet „anders“ nicht unbedingt einfach. Sicher wissen Sie selbst, wie schwierig es ist, den einen kennenzulernen, mit dem Sie eine Beziehung führen möchten und der auch Ihre Gefühle erwidert. Wie nahezu unmöglich erscheint es, gleich zwei oder mehrere Partner zu treffen, die dieselben Gefühle für Sie hegen.7 Andererseits kommt es nicht selten vor, dass Menschen in einer aufrechten Beziehung leben und sich in andere Menschen verlieben, Affären mit ihnen beginnen und ihre Partner auf diese Weise auch noch betrügen und belügen. Es wäre doch ein akzeptabler Ansatz, wenn man in so einer Situation offen und ehrlich mit dem Partner sprechen könnte und in eine offene Beziehungsform wechseln würde, oder nicht? Natürlich stünde es Ihnen auch frei, die Beziehung zu beenden, wenn Sie damit nicht klar kämen, dass Ihr Partner, den Sie über alles lieben, plötzlich nur noch Augen für jemand anderes hätte.

      Tendenzen führen jedenfalls gerade in diese Richtung. Diese begannen bereits in den späten 1960-er Jahren (die sogenannte 68-er-Generation). Damals gab es zahlreiche Ehepaare, die sich für eine offene Ehe entschlossen. Davon abgesehen erlangt auch das Thema „Seitensprung“ immer mehr öffentliche Aufmerksamkeit. Mehr und mehr Paare sind auch dem Swingen nicht abgeneigt. Das starre, klassische monogame Konzept wird damit gelockert. Daraus könnten sich auch Chancen für die Beziehungsform Polyamorie ergeben. Abgesehen davon gibt es auch sogenannte „Patchwork-Familien“, die zwar im Grunde monogame Zweierbeziehungen sind, doch die Abwendung der bisherigen Partner voneinander und die Hinwendung zu anderen Partnern ähnelt dem Polyamorie-Konzept. Die bisherigen Partner verbindet eigentlich nur noch die Elternschaft – sie werden zu Partnern in der Kindererziehung.8

       3. Sind Sie poly?

       3.1 Polyamorie – Herkunft und Definitionen

      Der Begriff „Polyamorie“ oder „Polyamory“ stammt aus dem Griechisch-Römischen.

      „poly“ heißt „viel“, „Amore“ steht für „Liebe“ und „y“ oder „ie“ erklärt die „Bereitschaft/Fähigkeit/Entscheidung/Philosophie“.

      Übersetzt bedeutet dies: „Polyamorie ist die Bereitschaft/Fähig-keit/Entscheidung/Philosophie, mehr zu lieben bzw. mehrere (Menschen) zu lieben – genauer mehr als eine sexuell-erotische Beziehung über einen nicht vorherbestimmten Zeitraum zu führen.“9

       3.2 Elemente der Polyamorie – Woran erkennen Sie, ob Sie ein Poly-Mensch sind?

      Das Wichtigste ist für Sie zu wissen, dass es sich bei Polyamorie um eine Beziehungsform handelt, die ganz bewusst von Ihnen und Ihrem/Ihrer Partner/in so gewählt wurde und Sie Ihre Beziehung in dieser Form auch leben. Polyamorie kann gleichzeitig auch als Lebensphilosophie verstanden werden, welche unabhängig vom eigentlichen Leben gelebt wird. Polyamorie kann jedoch auch eine Form von sexueller Orientierung sein, die sich nach der Menge der gewählten Partner unterscheidet.10

      Um die Unterschiede zwischen Polyamorie und anderen Formen der Liebe (z. B. der Polygamie) deutlich zu machen, ist es hilfreich, Ihnen zuerst die Eckpfeiler und Merkmale von Polyamorie zu erklären.

      Diese sind im Wesentlichen:

       a) Ehrlichkeit und Transparenz

      Sie wissen davon, dass Ihr/e Partner/in auch andere Sexualpartner hat. Sie sind sich durchaus bewusst, dass er/sie auch andere Menschen liebt bzw. mit ihnen auch sexuell verkehrt. Unter Umständen kennen Sie sich sogar untereinander. Ihr/e Partner/in hat Ihnen gegenüber keine Geheimnisse hinsichtlich seiner/ihrer amourösen Tätigkeiten, wie auch Sie ihm/ihr gegenüber keine Geheimnisse haben. Sie sprechen offen darüber, dass Sie andere Partner/innen bzw. Liebhaber/innen haben. Die Elemente und die Transparenz sind wesentliche Elemente, um den Begriff der Polyamorie konkret zu beschreiben und gegenüber anderen Liebesformen einzugrenzen. Denn bei heimlichen Liebschaften und Seitensprüngen sprechen Sie über die Existenz und die Zuneigung zu anderen Partnern und Liebhabern nicht offen.

      Sind Sie poly, betrügen Sie Ihren Partner nicht!11

       b) Gleichberechtigung und Konsens

      Einerseits sind Sie damit einverstanden, dass Ihr/e Partner/in andere liebt und auch sexuell mit diesen verkehrt. Zumindest sind Sie dazu bereit zu akzeptieren, dass Ihr/e Partner/in nicht nur Sie alleine liebt bzw. sexuell mit anderen Partnern/innen verkehrt. In dieser Beziehungsform berücksichtigen Sie die Bedürfnisse aller Beteiligten auf gleichem Niveau. Sie finden eine Lösung, die für alle gut und tragbar ist. Dieses Element ist ebenfalls wesentlich, um die Polyamorie von der Polygamie zu unterscheiden. In einer polygamen Beziehungsform hat ein Mann viele Frauen. Insbesondere ist die Polygamie bei Menschen islamischen Glaubens anzutreffen.

      Lieben Sie mehrere Partner, sind alle Partner damit einverstanden und gleichberechtigt, sind Sie poly, aber nicht polygam!12

       c) Erotische Liebe mit mehreren Personen über eine gewisse Zeit

      Gleichzeitig heißt nicht, dass Sie mit mehreren Partnern/Partnerinnen zum gleichen Zeitpunkt Beziehungen führen. Es bedeutet aber, dass diese Beziehungen parallel über eine bestimmte Zeit hinweg geführt werden. Unter dem Begriff der erotischen Liebe versteht man, dass Sie in mehrere Partner/innen zur gleichen Zeit verliebt sein können, aber mehrere Partner/innen auch gleichzeitig lieben können. Sie empfinden andere Partner/innen neben Ihrem/er Partner/in als attraktiv und sexuell anziehend, fühlen sich ihm oder ihr zugeneigt. Der Unterschied zu einer Freundschaft liegt aber im Wesentlichen darin, dass Sie auch erotische Gefühle für andere Partner/innen hegen. Es kommt also nicht nur zum Austausch von körperlicher Zuneigung (Geschlechtsverkehr), sondern auch zum Austausch von Gefühlen (Liebe) zwischen den verschiedenen Partnern.

      Sind Sie poly, sind Sie nicht monogam, mit Ihren Partnern haben Sie aber mehr als bloße Freundschaft!13

       d) Das Element der Langfristigkeit

      Sie beabsichtigen, eine Beziehung mit mehreren Personen aufzubauen. Sie möchten die andere Person/die anderen Personen zunächst näher kennen lernen, erst dann kommt es zu näheren sexuellen Begegnungen. Allerdings gibt es auch hier unterschiedliche Varianten. Denn viele Menschen, die in Polyamorie leben, genießen es, lediglich mit anderen Partnern den Geschlechtsverkehr zu vollziehen. An einer längeren Beziehung haben sie kein Interesse. Im Vergleich dazu gibt es noch die Variante des „Swingens“. Swingen bedeutet, dass Sie unter beiderseitigem Einverständnis Abwechslung und die schnelle Befriedigung suchen. Längerfristige Beziehungen ergeben sich aus dem Swingen allerdings sehr selten. Es ist auch nicht die Absicht der Partner, beim Swingen längerfristige Beziehungen zu suchen.

      Sind Sie poly, lieben Sie mehrere Menschen, Sie suchen aber keine schnelle Befriedigung, Sie swingen nicht!14

       4. Formen der Polyamorie – Welcher Typ sind Sie?

      Um sich selbst besser einordnen zu können, finden Sie hier zwei grundlegende Paarkonzepte. Sie müssen also selbst beurteilen: Sind Sie in der Basis eigentlich Single, sind Sie in einer klassischen

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