Stanisław Brzozowski. Aleksandra Konarzewska

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Stanisław Brzozowski - Aleksandra Konarzewska страница 4

Stanisław Brzozowski - Aleksandra Konarzewska

Скачать книгу

nicht-ökonomischen Faktoren missachtet haben, die für das gesellschaftliche Funktionieren wesentlich seien: regionale geschichtliche Bedingtheiten, die Bedeutung lokaler Sprachen, das Verständnis von Genderrollen.14 Brzozowski selbst warf der SDKPiL (insbesondere ihrer bekanntesten Aktivistin Rosa Luxemburg) eine Vulgarisierung des Marxismus vor; sie habe eine feine Theorie auf eine Ideologie des ökonomischen Automatismus reduziert, die sogar dazu bereit sei harte Fakten zu missachten, wenn diese ihren theoretischen Hauptannahmen widersprächen.15 Im postulierten Internationalismus der SDKPiL erkannte Brzozowski eine versteckte Form des kulturellen Imperialismus, da der Verzicht auf die nationale Frage in der Praxis eine Unterordnung unter diejenigen Kulturen bedeutete, die bereits den hegemonialen Status besaßen. Brzozowski hatte ein breiteres Verständnis von Marxismus; die wahre Emanzipation bezog sich in seinen Augen nicht nur auf die Arbeitsbedingungen, sondern auch auf die damit verbundene Komplexität sozialkultureller Bedingungen und sollte in Form einer nationalen und ethnischen Selbstbehauptung auftreten.

      Die Romantik war die Bewahrung des Glaubens in der realen Qual. Heute macht man aus ihr ein um des eigenen Stolzes willen täglich erneuertes Passionsspiel; die eigene unfruchtbare Existenz. Ich kann nichts tun, trotzdem aber glaube ich, rief die Romantik. Seht nur, wie ich glaube, ich tue ja nichts, wiederholen heute ihre Epigonen. Dort war Golgatha, hier Oberammergau. Dort war das Märtyrertum, hier der Wunsch, sich durch die „Qual“ vor der Arbeit zu drücken. (S. 81)

      Hinter den hochmütigen Worten zu den Aufgaben der [heutigen] Literatur verbirgt sich feige Huldigung für geistige Laster und Schwächen, die fast absolute Unfähigkeit, sich angesichts der historischen Aufgaben klar und männlich auszusprechen. Wo gibt es eine Antwort auf die Frage nach unserem Verhältnis zum Christentum, zum Katholizismus, zur Demokratie, zu den Problemen der Befreiung der Arbeit[?] Das Junge Polen lebt am Körper seiner Gesellschaft, die in den großen, geschichtlichen Organismus des sich wandelnden Europa eingewachsen ist, […]– und hat sich kein einziges Mal bemüht, in diesem entsetzlichen Chaos eine klare und rücksichtslose Orientierung zu finden. (S. 88)

      *

Скачать книгу