Sagen und Legenden aus Steyr und Umgebung. Franz Harrer
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Da sank der Zwergenkönig auf die Knie und bat nicht nur um sein Leben, sondern auch um das Leben seines übrig gebliebenen Zwergenvolkes. Erst als die schöne Künhilde um das Leben Laurins und seines Volkes bat und auch Dietleib sich der Bitte seiner Schwester anschloss, ließen die Fürsten von dem wilden Streite ab. Sintram, ein treuer Zwerg, wurde von den Recken als König der Zwerge eingesetzt. Der Zwergenkönig Laurin aber wurde gefangen und von den Fürsten nach Bern mitgenommen. Künhilde bat Dietrich von Bern um Milde für Laurin, den Zwergenkönig. Als sie sich von Laurin verabschiedete, weinte er bitterlich und schrie auf vor Schmerz über den Verlust der jungen, schönen Fürstentochter Künhilde. Künhilde aber kehrte mit ihrem Bruder Dietleib heim zur Burg Steyr, wo die auf so rätselhafte Weise verschwundene Fürstentochter von ihrem Vater Biterolf und ihrer Mutter Dietlinde mit Freuden empfangen wurde. So die altdeutsche Sage von der Künhilde, dem Zwergenkönig Laurin, dem Fürsten Biterolf und der Burg zu Steyr.
Die Gründungssage der Burg Steyr
Es war vor sehr langer Zeit. Da ritten eines Tages zwei junge Ritter auf schönen, edlen Pferden einen breiten, halb mit Gras bewachsenen Saumpfad entlang; bald ritten sie durch schattendunklen Wald, bald über grüne Fluren, die zwischen den Wäldern lagen. Sie waren von weither über das Hügelland gekommen und ritten gegen Süden, dem Gebirge zu. Zur Linken hatte jeder ein Schwert, dessen metallische Scheide an die eisernen Steigbügel schlug und glöckelte. Die Lanzen hatten sie angriffslustig in Händen, denn zu jener Zeit hausten in den vielen urwaldartigen Wäldern noch Bären, Wölfe und anderes Raubgetier.
Die beiden Ritter redeten nicht viel, sondern ritten schweigend durch die Gegend. Ihre Blicke aber ließen sie wie suchend über die hügelige Gegend schweifen. Dort und da, unter dem Laub der Bäume schier versteckt, lag ein aus Holz gebautes Bauernhaus, zaunumschlossen, am Saume eines Waldes. Auf den Feldern verrichteten Bauersleute ihre Tagesarbeit, die Waffen griffbereit in ihrer Nähe; denn es war, wie gesagt, noch eine gefährliche Zeit, wo Raubtiere durch die Gegend strichen.
Lange waren sie schon durch das Land geritten. Plötzlich standen die Ritter mit ihren Pferden am Rande eines steil, fast senkrecht abfallenden Berghanges. Voll Verwunderung sahen sie auf das herrliche Landschaftsbild, das sich vor ihren staunenden Augen auftat. Tief drunten rauschten und schäumten zwei Bergflüsse, die durch Auen von verschiedenen Richtungen kamen und sich hier zu einem Fluss vereinigten, der, von Auwaldbäumen besäumt, seine Wasser rauschend nordwärts wälzte. Sie sahen in das schöne Tal, sie sahen die grünen Berge, sie sahen die gewaltigen Felsenberge, deren weißgraue steinerne Häupter weit südwärts in die Bläue des Himmels ragten.
Entzückt von der Schönheit dieses Landschaftsbildes sprach der eine Ritter: »Hier ist es schön, hier wollen wir uns eine Burg bauen!« »Du hast recht, Bruder, und hier für immer bleiben.« Sie sahen sich nach einem geeigneten Platz zum Bau einer Burg um. Meinte der eine: »Der schönste Platz ist diese bewaldete Anhöhe, auf der wir stehen.« »Nein«, sagte der andere, »der beste und schönste ist drüber dem Fluss, dort auf dem dreieckigen Felsen, der sich zwischen den zwei Flüssen in die Wassergabel vorschiebt.« »Der schönste Platz ist aber hier«, so der eine. »Der sicherste aber ist dort drüben.« So der andere. So stritten sie lange fort und konnten sich nicht einigen.
Und so musste nach dem alten ritterlichen Brauche durch einen Zweikampf darüber entschieden werden, wo die Burg zu stehen kommen sollte. Hart rannten die beiden Brüder gegeneinander, bis einer aus dem Sattel geschleudert wurde. Nach dem Willen des Siegers wurde die Burg auf jenem Felsen erbaut, den die Fluten der Steyr bespülten. Daher wurde die Burg »Steyrburg« genannt. Handwerker mit ihren Familien siedelten sich hier an, denn im Schutz des Burgherrn konnten sie friedlich arbeiten. Im Laufe der Zeit entstand die Stadt Steyr, so genannt nach der Steyrburg. Auf der Anhöhe aber, wo der unterlegene Ritter die Burg bauen wollte, steht heute das kirchenähnliche, mauerumfangene Gebäude mit dem schlanken Türmlein, auf dessen Spitze der Wetterhahn sich nach dem Winde dreht und so den Leuten gutes oder schlechtes Wetter kündet. Dieses weiß schimmernde, freundliche Gebäude schaut aus luftiger Höhe hernieder auf die Stadt und wird »Tabor« genannt.
Der Ritter Heinz Scheck von Steyr
Im Mittelalter lebte in Steyr das Rittergeschlecht der Schecken. In langer Geschlechterfolge existierte dieses Geschlecht, das in Steyr eine hervorragende Rolle spielte, von 1126 bis 1465, dann starb es wahrscheinlich aus, weil man nichts mehr von ihm hörte. Einige der Schecken waren Burggrafen von Steyr. Einer der Schecken, und zwar Ritter Otto von Scheck, wurde im Jahre 1213 von dem wilden Ritter Otto Düring von Ternberg im Streite, dessen Ursache unbekannt ist, mit anderen im Freithofe von Garsten erschlagen. Dieser rauflustige Ritter ordnete hernach einige persönliche Angelegenheiten mit Abt Konrad III. vom Kloster Garsten und zog, wie es heißt, aus Reue über seine blutige Tat und zur Sühne als Pilger nach Rom und in der Folge als Kreuzritter mit Herzog Leopold V. von Österreich und Kaiser Friedrich II. nach Palästina, wo ihm in der Fremde das geschah, was er in der Heimat anderen getan: Er wurde dort erschlagen. Ein anderer der Schecken ist im Laufe der Zeit zur Sagenfigur geworden. Es war dies, wenn man der Sage glauben darf, der Ritter Heinz Scheck von Steyr. Von ihm erzählt die Sage gar Löbliches. Der junge, schöne Ritter Heinz Scheck lebte am Hofe Herzogs Leopold V., des Tugendsamen. Diesen Ritter schätzte und liebte der Herzog unter allen Rittern seines Hofstaates wegen seiner guten ritterlichen und menschlichen Eigenschaften am meisten; denn er war tapfer und immer siegreich im Turnier, welches Waffenspiel der Herzog so sehr liebte. Aber eines besaß der Ritter Heinz nicht, nämlich Reichtum; er war arm wie eine Kirchenmaus. So sehr Heinz Scheck in der Gunst des Herzogs stand, einmal aber sollte er sich doch diese Gunst, freilich unbeabsichtigt, verscherzen.
Eines Tages fand in der Steyrburg ein Turnier statt, zu dem sich viele Ritter in ihren kunstvoll gearbeiteten Eisenkleidern einfanden. Bei diesem Turnier warf der Ritter Heinz Scheck einen nach dem anderen in den Sand. Als kein Ritter mehr da war, mit dem er sich hätte messen können, ritt Herzog Leopold, der ein Meister dieses Waffenspieles war, mit dem Ritter Heinz in die Schranken. Dieser rannte den Herzog mit solchem Ungestüm an, dass er durch den wuchtigen Lanzenstoß im Bogen aus dem Sattel geworfen und höchst unsanft in den Sand geschleudert wurde, wo er wie tot liegen blieb. Die Beistände eilten zu Hilfe und bemühten sich um ihn. Als er zur Besinnung gekommen war und sich wieder erholt hatte, schwur er, lieber sein Lieblingsdorf Pfarrkirchen zu verschenken, als diesem groben Draufgänger noch einmal die Hand zu reichen. Außerdem bannte er ihn von seinem Hofe.
Nach einiger Zeit lud der Herzog die Ritter abermals zu einem Turnier in die Steyrburg. Bedingung aber war, dass jeder Ritter nur im reichsten Schmuck der Rüstung zu erscheinen habe, ein anderer aber zu diesem Kampfspiel nicht zugelassen würde. Das tat der Herzog, um den armen Ritter Heinz Scheck zu ärgern, dem es wegen seiner einfachen Rüstung unmöglich war, daran teilzunehmen.
Die unfreiwillige Muße, die dem Ritter Heinz durch die Verbannung vom Hofe auferlegt war, verbrachte er damit, dass er die Wälder um Steyr durchstreifte und dem Wilde nachjagte. Eines Tages, kurze Zeit vor dem angesagten Turnier, ritt er durch einen Wald. Da hörte er laute Hilferufe. Als er in die Richtung sprengte, sah er, dass sich ein Mann, der von einigen Straßenräubern überfallen worden war, verzweifelt wehrte. Heinz Scheck stürmte heran und die Strolche, vor den Schwerthieben weichend, ergriffen eiligst die Flucht. Der Mann, ein reisender jüdischer Kaufmann, bedankte sich herzlich. Der Ritter brachte ihn nach Steyr.
Als der Tag des Turniers erschienen war, kamen die Ritter in ihren kostbaren Rüstungen, die Harnische glänzten und funkelten. Jedes Pferd trug einen Überwurf aus Tuch oder Seide mit dem Wappen seines Herrn. Alle aber übertraf der Herzog, dessen Rüstung vom Golde gleißte und glänzte. Da kam auch ein