Globulimanie. Sven Sommer G.

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die heilsame Wirkung des Mittels im Vergleich zum Placebo. Doch kommen in der Schulmedizin immer wieder Medikamente ohne solche Placebo-Kontrollen auf den Markt.

      Das größte Problem bei klinischen Studien zum Wirksamkeitsnachweis der Homöopathie liegt darin, dass die Wahl eines homöopathischen Mittels vorwiegend auf der individuellen Symptomatik des Patienten beruht und weniger auf der Diagnose der eigentlichen Erkrankung. In der Homöopathie können beispielsweise zehn Patienten mit Tonsillitis (Mandelentzündung) jeweils eines anderen Mittels bedürfen, da nicht jede Angina in ihrer Symptomatik gleich verläuft. Dies gestaltet es, wie leicht einzusehen ist, eindeutig schwierig, ein homöopathisches Mittel für eine Erkrankung mittels einer Standardstudie zu prüfen. Die übliche Doppelblindstudie eignet sich als Methode daher denkbar schlecht, um die Effizienz der Homöopathie zu beurteilen. Will man aber deren Wirksamkeit im Vergleich zur konventionellen Medizin aufzeigen, dann kommt man an diesen Studien nicht vorbei.

      So wurden eine ganze Reihe von klinischen Untersuchungen mit homöopathischen Mitteln durchgeführt, bei denen die Doppelblindstudien in einer Art modifiziert wurden, dass sie zwar den wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht werden, aber dennoch auf die spezifischen Bedürfnisse der Homöopathie zugeschnitten sind. Eine holländische Forschergruppe hat beispielsweise Anfang der neunziger Jahre 107 klinische Studien über die Wirksamkeit homöopathischer Mittel untersucht und beurteilt. Dabei legte sie dieselben rigorosen Maßstäbe an, wie sie auch bei Studien allopathischer Medikamente verwendet werden. 22 Studien wurde eine gute Qualität bestätigt. Von diesen zeigten 15 (knapp 70 Prozent) ein positives Resultat zugunsten der Homöopathie. 81 Studien hatten ein positives Ergebnis, die restlichen zeigten keinen signifikanten Unterschied zwischen Mittel und Placebo. Dies bedeutet, in mehr als 75 Prozent aller Studien (und in knapp 70 Prozent der Studien von guter Qualität) waren die homöopathischen Mittel bei unterschiedlichsten Erkrankungen erfolgreich.

      Die Autoren dieser Analyse, die 1991 in der renommierten Fachzeitschrift »British Medical Journal« veröffentlicht wurde, fassten zusammen: »Die Ergebnisse dieser Analyse sollten ausreichen, die Homöopathie als Standardtherapie für bestimmte Beschwerden zu etablieren.«5

      Bei Allergien

      Eine im Lancet veröffentlichte Doppelblindstudie zeigte, dass Heuschnupfenpatienten, die mit einer homöopathischen Zubereitung von zwölf verschiedenen Pollen in der Potenz C30 behandelt wurden, signifikant weniger Beschwerden hatten und nur halb so viel Antihistaminika brauchten.6

      Dieselbe Zeitschrift veröffentlichte eine weitere Studie mit 28 Fällen von schwerem allergischem Asthma, die alle täglich mit Bronchodilatatoren inhalieren mussten und von denen 21 mit Cortison behandelt wurden. Die Patienten behielten ihre Standardbehandlung bei. Alle wurden zuerst vier Wochen lang mit einem Placebo vorbehandelt. Dann teilte man die Patienten in zwei Gruppen, wobei die einen Patienten eine homöopathische Aufbereitung ihres Hauptallergens bekamen. Der Kontrollgruppe verabreichte man weiterhin das Placebo. Nach weiteren vier Wochen wurden die Ergebnisse überprüft. Das Resultat: Die homöopathische Behandlung brachte eine signifikante Besserung der Beschwerden.7

      Zwei weitere Studien zeigen, wie Galphimia glauca D4 und D6 bei Patienten mit Heuschnupfen im Vergleich zur Kontrollgruppe eine bedeutsame Besserung der Beschwerden brachte. Interessant an einer der beiden Studien ist, dass neben dem Placebo auch eine nicht homöopathisch zubereitete, einfache Verdünnung von Galphimia 10–6 gegeben wurde. Diese zeigte keine Wirkung bei den Testpersonen. Schließlich demonstrierte eine Metaanalyse von sieben Studien, durchgeführt an über 700 Patienten, die Überlegenheit dieses mit am besten untersuchten homöopathischen Einzelmittels (Galphimia glauca) gegenüber einem Placebo.8

      In der Geburtshilfe

      Homöopathische Mittel werden in der Zwischenzeit von vielen Hebammen zur Geburtshilfe verwendet. Zwei Studien bestätigen jetzt eindrucksvoll deren Effizienz: In einer Doppelblindstudie wurde während des ganzen neunten Schwangerschaftsmonats täglich eine Mischung aus fünf Homöopathika (Arnica C5, Caulophyllum C5, Cimicifuga C5, Pulsatilla C5 und Gelsemium C5) gegeben. Die Kontrollgruppe erhielt ein Placebo. Das Ergebnis war nahezu spektakulär: Die Dauer des Geburtsvorgangs wurde durchschnittlich von 8,5 Stunden bei der Placebogruppe auf 5,1 Stunden reduziert. Während in der Kontrollgruppe 40 Prozent eine schwierige Geburt hatten, waren es nur 11,3 Prozent von denen, die das homöopathische Komplexmittel eingenommen hatten.9 In einer zweiten Studie wurde Caulophyllum C7, stündlich fünf Globuli, vier Stunden lang in der aktiven Phase des Geburtsvorganges verabreicht. Während in der Placebogruppe der Geburtsvorgang durchschnittlich 314 Minuten dauerte, waren es bei den Frauen, die das homöopathische Mittel einnahmen, im Vergleich dazu nur 227 Minuten. Diese Studie wurde ein Jahr später mit ähnlichem Resultat wiederholt.10

      Bei Schmerzen und Entzündungen

      In einer Doppelblindstudie mit Patienten, die über einen längeren Zeitraum intravenöse Infusionen benötigt hatten, was in der Folge zu Reizungen und Entzündungen der Venen führte, wurde Arnica C5 getestet. Die Studie konnte zeigen, dass das Homöopathikum Arnica nicht nur die Schmerzsymptomatik reduzierte, sondern auch die klassischen Entzündungszeichen wie Röte (rubor), Hitze (calor) und Schwellung (tumor). Selbst die Bildung von Blutergüssen ging im Vergleich zur Kontrollgruppe zurück. Weiterhin konnte eine Verbesserung des Blutflusses und der Blutgerinnungseigenschaften festgestellt werden.11

      Bei neuralgischen Schmerzen nach Zahnextraktion wurde 30 Patienten Arnica C7 im Wechsel mit Hypericum C15, alle vier Stunden eine Gabe, verabreicht. 30 weitere Patienten erhielten ein Placebo. Über 75 Prozent der Patienten, die mit den beiden homöopathischen Mitteln behandelt wurden, empfanden eine Schmerzlinderung. In der Placebogruppe waren es nur 40 Prozent.12

      Traumeel-Salbe® (enthält eine ganze Palette von Homöopathika in tiefen Potenzen) reduzierte bei Sprunggelenksdistorsionen signifikant die Schmerzen. 24 der 33 Patienten, die mit Traumeel behandelt wurden, waren am zehnten Behandlungstag schmerzfrei, im Vergleich zur Placebogruppe mit nur 13 von 36 schmerzfreien Patienten. Da zwei weitere Studien vergleichbare Ergebnisse brachten, kann die Wirksamkeit von Traumeel heute als gesichert gelten.13

      Bei Erkältungen, Atemwegs- und Mittelohrinfektionen sowie bei Durchfall

      Die Universitäten Würzburg und Tübingen verabreichten 170 Soldaten, die unter einem grippalen Infekt litten, entweder Acetylsalicylsäure (ASS 500 mg, enthalten auch in Aspirin®) oder das homöopathische Komplexmittel Grippheel® (Aconitum D4, Bryonia D4, Lachesis D12, Eupatorium D3, Phosphorus D5 in Tablettenform, 3-mal täglich). Bei der Auswertung ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Die Schlussfolgerung daraus war, dass das homöopathische Komplexmittel genauso wirksam sein muss wie Aspirin®.14

      In einer ähnlichen Studie wurde bei einer einfachen Erkältung entweder ASS oder das homöopathische Mittel Eupatorium perfoliatum D2 verabreicht. Hier konnten ebenfalls keine Unterschiede im Krankheitsverlauf beider Gruppen festgestellt werden,15 was Eupatorium den Beinamen »homöopathisches Aspirin« eingetragen hat.

      Eine interessante Doppelblindstudie mit einer sehr hohen Teilnehmerzahl (478 Patienten) konnte zeigen, dass das homöopathische Mittel Oscillococcinum oder Anas barbariae in einer hohen Korsakoff-Potenz (K200) bei der echten Grippe die Zahl der Genesungen innerhalb der ersten 48 Stunden im Vergleich zur Placebogruppe signifikant erhöhte.16 Für dieses Präparat gibt es übrigens sogar eine Cochrane-Review (etwas Besseres existiert in der medizinischen Fachwelt momentan nicht), die dem homöopathischen Mittel eine Wirksamkeit über Placebo bescheinigt.17 Das Mittel, aus Herz und Leber von Flugenten hergestellt, wird seit etlichen Jahren mit großem Erfolg in den USA, England und Frankreich angewendet (in Deutschland kann es über die französische Firma Boiron bezogen werden). In den inneren Organen dieser Enten findet sich eine große Vielfalt an Grippeviren, die ja oft aus dem asiatischen Raum durch Zugvögel (besonders Wildenten) nach Europa eingeschleppt werden. Aus diesem Grund kommt das Mittel theoretisch sowohl für die Vogel- als auch für die Schweinegrippe in Betracht.

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