Führen - sich und andere. Bernhard Waldmüller

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Führen - sich und andere - Bernhard Waldmüller Ignatianische Impulse

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eine tiefe »Trostlosigkeit«. Gerade hier erkennt er aber auch seine Berufung, »Seelen zu helfen«, Menschen spirituell zu begleiten. Als 33-Jähriger drückt er deshalb noch einmal die Schulbank und studiert Theologie in Paris. Dort schart sich schon bald eine kleine Zahl von Gefährten um ihn, die er spirituell mit seinen »geistlichen Übungen«, den Exerzitien,5 prägt und formt. In Paris schreibt er auch eine erste Fassung der Exerzitien nieder, die er später noch weiterbearbeiten wird.

      1539 steht die Gruppe von Priestern, deren »spiritus rector« Ignatius ist, vor einer Wegscheide: Viele von ihnen sind bereits an verschiedenen Orten mit wichtigen Aufgaben betraut bzw. im Aufbruch zu solchen; die Gemeinschaft droht auseinanderzubrechen. In dieser Situation nehmen sich die zehn Gefährten drei Monate Zeit für einen Prozess der Beratung und des Abwägens, um zu entscheiden, was ihre Berufung als Gemeinschaft ist.6 Auch in diesem Willensbildungs- und Entscheidungsprozess spielt die Achtsamkeit auf die inneren Regungen eine wichtige Rolle. Nach intensivem Ringen beschließen sie, einen Orden zu gründen, die »Societas Jesu«, die Jesuiten. Ignatius wird ihr erster Leiter. Unter seiner Führung beginnt eine schier unglaubliche Wachstums- und Expansionsphase des Ordens: Als Ignatius 1556 stirbt, ist die Gemeinschaft auf über 1000 Jesuiten angewachsen, sie ist global tätig und hat zahlreiche neue Aufgaben, v. a. im Bereich der Ausbildung, übernommen. Ignatius »managt« diese Expansion von der Ordenszentrale in Rom aus: In Tausenden von Briefen erteilt er seinen Mitbrüdern einerseits klare Aufträge, gibt ihnen aber immer eine große Ermessens- und Entscheidungsfreiheit.

      Ignatius vertraut auf die Prägung durch die Exerzitien: Sie befähigt zu Selbstführung und Führung.7 Dafür will Ignatius nur die besten Kandidaten für seine Gemeinschaft: Obwohl er von allen Seiten Anfragen erhält und diese aus Mangel an Personal oft ablehnen muss, ist ihm die sorgfältige Auswahl, Ausbildung und spirituelle Formung der Mitglieder der Gemeinschaft äußerst wichtig. Damit prägt er zugleich innerhalb der Kirche einen völlig neuen Typ eines Ordens: konsequent ausgerichtet am Auftrag, äußerst flexibel immer in der Lage, Gelegenheiten zu ergreifen. So wehrt er sich z.B. erfolgreich gegen alle Versuche, für den Orden regelmäßige Gebetszeiten wie in Klöstern einzuführen. Die Mission des Ordens, die Arbeit ist ihm wichtiger als lange Gebetszeiten – mit einer entscheidenden Ausnahme: Das sorgsame und aufmerksame Schauen auf das eigene Leben soll nie ausgelassen werden! Denn in ihm wird jene Wachheit und Freiheit eingeübt, auf die es Ignatius ankommt.

      Um das zu verstehen, müssen wir uns der Philosophie und dem Aufbau der Exerzitien zuwenden.8 Ignatius nennt in der Überschrift das Ziel selbst: sein Leben ordnen (EB 21), das heißt, sich all dem Unversöhnten, dem Ungelebten und Unvollendeten im eigenen Leben zu stellen, um im Vertrauen auf einen Gott, der mich unbedingt liebt und annimmt, selbst zu einem liebenden Menschen zu werden. Dafür führt Ignatius die Menschen, die sich seiner spirituellen Führung anvertrauen, in einen Prozess, den er in vier Phasen oder »Wochen« einteilt. Unter der Anleitung eines erfahrenen Begleiters geht jeder Übende in seinem ganz persönlichen Rhythmus durch diesen Weg der Veränderung bzw. Verwandlung.

      Der Prozess beginnt mit der Einübung dessen, was Ignatius »Prinzip und Fundament« nennt: Die Übenden meditieren Texte und Bilder, in denen zum Ausdruck kommt, dass sie mit allem, was zu ihnen gehört, angenommen, gewollt und bejaht sind. Das kann sehr herausfordernd sein: In einer solchen Besinnung meldet sich in Menschen häufig, was sie eben an sich selber nicht annehmen, nicht bejahen können. Das immer wieder neue meditative Hören dieses unbedingten »Ja«9, das Gott zu mir und meinem Leben sagt, die Erfahrung und das Vertrauen darauf, dass ich mich in der Präsenz Gottes unbedingt angenommen und getragen fühlen darf, ist die Voraussetzung dafür, dass der Übende in die Phase der »ersten Woche« einsteigt, in der er sich seinen Schattenseiten, Schuld, Verletzungen usw. stellt. Ich halte das für entscheidend: Im bewussten Blick auf die Schattenseiten des eigenen Lebens geht es gerade nicht darum, mit einem auf Fehler fixierten Blick den Menschen kleinzumachen, sondern weil ich mich als geliebt erfahre, kann ich all das anschauen, was in meinem Leben dieser Liebe widerspricht, sie nicht leben lässt.10

      Damit tritt der Übende in die »zweite Woche«, an deren Ende er eine »Wahl«, eine grundlegende Entscheidung bzw. Option, für sein Leben trifft. Zuvor aber lässt Ignatius den Übenden meditierend prüfen, wie innerlich frei er ist, sich ganz in den Dienst Gottes und seines guten Willens zu stellen: Suche ich nicht doch meinen Vorteil, bestimmen mich alte Verletzungen, die ich nicht loslassen kann? »Indifferenz« nennt Ignatius diese innere Freiheit mit einem leicht zu missverstehenden Begriff. Sie ist die Voraussetzung für den Höhepunkt des Prozesses: Ignatius führt den Übenden am Ende der zweiten Woche zu einer »Wahl«. Damit ist zugleich der Wendepunkt der Exerzitien erreicht: In der dritten und vierten Woche überprüft der Übende seine Entscheidung in der Meditation der Texte der Leidensgeschichte Jesu und seiner Auferstehung. Der Prozess der Exerzitien endet mit der sogenannten »Kontemplation zur Erlangung der Liebe« (EB 230–237). Hier schließt sich die Kreisbewegung der Exerzitien: Sie beginnen im »Prinzip und Fundament« damit, dass ich mich als geliebt erfahre, und sie enden mit der Betrachtung, wie ich diese Welt und die Menschen darin mit Gott und wie Gott lieben kann und darf. Ich setze mich auf diesem Weg einer Dynamik des guten Willens Gottes für mein Leben und diese Welt aus und trete in diese Dynamik hinein: Ich schwinge ein in den guten Willen Gottes, er wird durch mein Entscheiden und Handeln Realität. Solches Mich-Einlassen ist immer wieder neu notwendig. Deshalb beginnen auch alle Exerzitienkurse immer beim »Prinzip und Fundament« und enden bei der »Kontemplation zur Erlangung der Liebe«.

      Dieser sehr knappe Durchgang durch den Aufbau der Exerzitien soll hier genügen: Vieles wird in den folgenden Kapiteln im Hinblick auf die Leitungspraxis weiter entfaltet. Darin wird die Dynamik des »Gebets der liebenden Aufmerksamkeit« deutlich: Es ist in seiner beständigen Übung ein Exerzitienprozess im Kleinen, die Anwendung der Exerzitien auf das tägliche Leben. Um das zu erläutern, wenden wir uns dem Aufbau und dem praktischen Vorgehen zu.

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