Ich. Hans-Joachim Höhn
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Hans-Joachim Höhn Ich
Ich
Essays über Identität und Heimat
Hans-Joachim Höhn
ICH
Essays über Identität und Heimat
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.d-nb.de› abrufbar.
1. Auflage 2018
© 2018 Echter Verlag GmbH, Würzburg
Umschlag: hain-team.de (Foto: © Martin Koos / photocase)
Satz: Crossmediabureau – http://xmediabureau.de
eBook-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de
ISBN
978-3-429-04454-1
978-3-429-04966-9 (PDF)
978-3-429-06386-3 (ePub)
Inhalt
I. „Endlich ich!“ – oder: Identität und Heimat im Fokus theologischer Zeitdiagnose
II. „Die Freiheit nehm’ ich mir!“ Identität – Selbstbehauptung – Unverfügbarkeit
1. Das Versprechen der Moderne: Identität – Autonomie – Individualität
2. Freiheit im Plural: Die Strategie der Optionensteigerung
3. Unverzichtbar? Die Logik der Unverfügbarkeit
III. Das wahre Selbst – oder: Eigentlich bin ich ganz anders!
1. Identität und Ästhetik: Vom Ansehen der Person
2. Identität und Lebenskunst: Vom eigenen Wollen, Können und Tun
3. Identität und Religion: Spiritualität der Selbstbeteiligung
3.1. Anspruch und Erwartung: Eigenes Leben – eigener Glaube
3.2. Risiken und Nebenwirkungen: Umwege und Irrwege religiöser Identitätssuche
3.3. Nicht ganz bei sich: Die Logik der Selbsttranszendenz
IV. Alle gleich – alle eins! Identität durch Differenz?
1. Vom „Satz der Identität“ – oder: Die verfängliche Logik des Unterscheidens
2. Zwischen Exklusion und Inklusion: Diskriminierende und wohltuende Unterschiede
2.1. Wer ist das Volk? – oder: Identität durch Exklusion
2.2. Kein wer ohne ein was? – oder: Über sex und gender
3. Das entscheidend Christliche: Was alle Unterschiede relativiert
V. „Da gehör ich hin!” – oder: Identität und Heimat
1. Geboren in … Heimat als Entfernungsangabe
2. Wir bleiben unter uns! Heimat als Gegenwelt
3 Nichts ist mehr, wie es war! Heimat als „Andersort“
4 Wohin es uns zieht … Heimat im Imperfekt – Heimat im Futur
I.
„Endlich ich!” – oder: Identität und Heimat im Fokus theologischer Zeitdiagnose
„Endlich ich!“ – Situationen, die einen solchen Ausruf provozieren, sind in der Regel ambivalent. Wer diesen Ich-Seufzer von sich gibt, hat eine Phase hinter sich, in der dieses Ich nicht sich selbst gehörte. Es musste anderen den Vortritt lassen oder wurde in Beschlag genommen von Aufgaben, die es widerwillig zu erfüllen hatte. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, sich wieder an die erste Stelle zu setzen. Offensichtlich war alles Bisherige vor allem eine Verhinderung eines selbstbestimmten Lebens. Was jetzt kommt, soll endlich ein eigenes Leben werden. Aber ausgerechnet im Moment neu gewonnener Freiheit und Selbstständigkeit wird mit nur einem Wort eine Einschränkung in Erinnerung gebracht. Eine List der Sprache macht auf eine Tücke des Lebens aufmerksam: Es ist endlich. Was am Ende aller Anstrengungen erreicht wird, ist nicht von Dauer. Die Wendung, die das Ziel aller Vorsätze und das Vorhaben eines eigenen Lebens zusammenfasst, erinnert zugleich an die Grenze dessen, was man sich vornimmt und mit dem eigenen Leben vorhat.
Alles ist endlich und das eigene Ich macht davon keine Ausnahme! Ausnahmslos ist alles zu jeder Zeit endlich. Die Zeit des Lebens wird nicht nachträglich befristet. Von Anfang an steht fest, dass sie vergeht. Der Mensch kommt als Sterblicher zur Welt. Aber bis zu dem Zeitpunkt, an dem er sie wieder verlassen muss, hat er mit sich und seinem Leben viel vor. Er will ein eigenes, selbstbestimmtes und freies Leben führen. Er will herausfinden, was eigentlich in ihm steckt und was er aus sich machen kann. Er will zeigen, was ihn auszeichnet. Mal will er sich von Seinesgleichen unterscheiden, und ein anderes Mal will er einer von ihnen sein. Das Vergangene lässt ihn oft nicht ruhen, und die Frage, was einmal aus ihm wird, versetzt ihn bisweilen in noch größere Unruhe.
Unruhige Menschen erkundigen sich häufig nach der Uhrzeit. Dabei interessiert sie nicht, wie spät es ist. Eher treibt sie die Sorge um, es könnte zu spät sein. Es geht ihnen um den richtigen Zeitpunkt für einen Ortswechsel. Sie fürchten, zu spät zu kommen und etwas zu verpassen. Manchmal tröstet es sie, wenn man ihnen sagt,