Wissen, Bildung und Schule neu denken. Udo F. Schmälzle

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Wissen, Bildung und Schule neu denken - Udo F. Schmälzle Franziskanische Akzente

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um herauszufinden, zu welchen Lösungen er bereits in seinem Leben gekommen ist.

      Dabei richtet sich unser Blick zunächst einmal auf die religiöse Entwicklung von Franziskus. Auf welche Traditionen und Wissensbestände hat er zurückgegriffen, kurzum: was hat ihn „gebildet“ und sein Denken geprägt? Wer waren seine „Vorbilder“, an denen er sich orientierte oder von denen er sich abgrenzte? Wer war der geheime „Erzieher“, der hinter dem Leben und Werk von Franziskus steht? Wie hat er den Weg zu den Armen gefunden? Wozu wollte er seine Brüder „erziehen“? Das sind spezifisch pädagogische Fragen, auf die man in seinen Schriften und Biographien eine Antwort finden kann. Lassen sich aus solchen Erkenntnissen Prinzipien ableiten, die es uns erlauben, von einer eigenen franziskanisch ausgerichteten Pädagogik zu sprechen, die vielleicht genauso viel Sprengstoff und Konfliktpotential enthält wie sein Armutsverständnis? Was ist aus seinen pädagogischen Prinzipien in der weiteren Organisationsentwicklung des Ordens geworden?

      Jedenfalls lohnt es sich, Franziskus und die Geschichte der Ordensgemeinschaften, die sich auf seine Regel berufen, einmal aus dieser Perspektive zu betrachten, gerade weil Franz von Assisi in den vergangenen acht Jahrhunderten dieser sogenannten „Verfallsgeschichte“ Generationen von Frauen und Männern in- und außerhalb des Ordens mit seinen Ideen prägte und ihr Leben formte. Wir finden in seinen Schriften sicher keine explizite franziskanische Bildungstheorie, genauso wenig, wie wir in der Bibel auf eine ausformulierte Theorie zur christlichen Katechetik und Religionspädagogik treffen. Trotzdem beschäftigen sich seit Augustinus Generationen von Theologinnen und Theologen mit Fragen einer christlichen Erziehung. Was für die Bibel zutrifft, gilt auch für Franz von Assisi. Wenn wir jedoch nach den impliziten Prinzipien in seinen Haltungen, Handlungen und Entscheidungen suchen, dann eröffnet sich ein weites Feld von pädagogisch höchst relevanten Fragen: Auf welcher Wissensgrundlage fällt Franz von Assisi seine mutigen und autonomen Entscheidungen? Wie geht er vor und was bestimmt sein Denken, wenn er eine neue Regel für das Zusammenleben seiner Brüder entwirft? Wann und wie fällt er Entscheidungen, mit denen er tief in das Leben und die Entwicklung seiner Brüder eingreift?

      Es gibt also durchaus Gründe und Anlässe, um im Lebensstil, in der Regel und konkreten Begebenheiten der ersten Brüder nach pädagogischen Leitideen zu fragen. Nur handelt es sich dabei um eine Theorie zweiten Grades. Für die Pädagogik gilt dabei, was Anton Rotzetter bereits zum gesellschaftskritischen Engagement des Ordens festgestellt hat: „Der Lebensstil einer Gemeinschaft hat schon eine gesellschaftliche Wirksamkeit, bevor er sich reflektiert zur Welt in Beziehung setzt und verbalisiert“. Wir „dürfen also sagen, dass sich die franziskanische Bewegung in ihrer Gesellschaftskritik vorwiegend vital und in nur geringem Maße verbal ausdrückt.“ Das gilt noch mehr für die Pädagogik. Rotzetter geht in der Frage nach der Effizienz franziskanischer Spiritualität noch einen Schritt weiter: „Ist der gelebte Lebensstil der Franziskaner das getreue Abbild… der gerade aktuellen oder, was noch schlimmer wäre, der bereits vergangenen gesellschaftlichen Verhältnisse? Oder bemüht man sich, vom Evangelium her die bestehenden Vorstellungen vom menschlichen Zusammenleben in immer menschlichere und bürgerlichere Formen zu transzendieren?“4

      Damit soll keineswegs die Bildungs- und Wissenschaftsskepsis des Franziskus aus dem Blick verloren werden. An seinen Zitaten ist nichts herumzudeuteln. Es ist aber bemerkenswert, dass bereits wenige Jahre nach seinem Tod mit der Aufnahme des ersten amtierenden Professors aus der damaligen Zeit, des englischen Bruders Alexander von Hales, das theologische Denken und die Spiritualität des Ordensgründers in die Universität von Paris einzog und die Brüder in der Stadt eine eigene Hochschule gründeten, in der die Ideen von Franziskus weitergetragen wurden.

      Wie ist es zu erklären, dass Wissenschaftler wie Bonaventura, Johannes Duns Scotus, Wilhelm von Ockham, Roger Bacon sich später berufen fühlten, auf der Grundlage franziskanischer Spiritualität alle wichtigen Themen der Theologie, z.B. das Schöpfungsverständnis, Fragen der Christologie und Anthropologie, ganz neu zu durchdenken und sich von den Positionen des Aquinaten abzugrenzen? Umberto Eco trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er bei den Franziskanern vermutet, dass sie ihr Wissen eher bei „den Armen, Entrechteten, Idioten und Illiteraten“ suchen, die „oft mit dem Munde unseres Herrn sprechen… Der große Bonaventura sagt, die Gelehrten müssten die Wahrheit, die in den Aktionen der einfachen Leute steckt, zur begrifflichen Klarheit bringen“5. Umberto Eco ist einer der wenigen, der klar erkannt hat, dass es Franziskus letztlich um einen neuen Zugang zur Wirklichkeit und zu den sozialen Lebensverhältnissen der Menschen ging, die in Armut lebten und von der offiziellen Wissenschaft mit ihrem Leben auch nicht wahrgenommen wurden. Hat Franziskus eine Haltung gegenüber dem Wissens- und Bildungssystem seiner Zeit eingenommen, die erst viel später von Brüdern reflektiert und wissenschaftlich und theoretisch weiterentwickelt wurde?

      Um auf diese Fragen eine Antwort zu finden, beschäftigen wir uns zunächst einmal mit dem Leben von Franziskus. Liegt der Schlüssel zum Verständnis seiner oft kontroversen Positionen in seiner Biografie? Was hat ihn geprägt? In einem weiteren Schritt ist dann zu klären, wie er selbst im Umgang mit seinen Brüdern pädagogische Akzente gesetzt und Entscheidungen gefällt hat.

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