Single - und wie?!. Группа авторов

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Single - und wie?! - Группа авторов Ignatianische Impulse

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Zahl ist in den letzten Jahren gestiegen. Das Singleleben wird zu den nichtkonventionellen Lebensformen gezählt, weil es neuartig ist und sich historisch nicht durchgesetzt hat. Verschiedene Studien zur Bevölkerungsentwicklung gehen davon aus, dass sich die Zahl der Singles wieder verringern wird, dass es sich um ein vorübergehendes Phänomen handelt. Unabhängig davon, wie sich die Anzahl der Allein-Stehenden entwickeln wird und wie diese gesellschaftlich gesehen werden, geht es darum, diesen Menschen Aufmerksamkeit zu schenken und zu überlegen, wie sie ihr Leben bejahen, ausrichten und gestalten können.

      Es gibt aber kaum Bestrebungen, über das Allein-Stehen als echte Lebensform nachzudenken. Es ist auch gar nicht einfach, die Allein-Stehenden als Gruppe zu definieren. Am ehesten könnte auf sie zutreffen, dass sie ohne (konstante) sexuelle Beziehung, aber nicht beziehungslos leben. Sie sind keine feste Bindung zu einem Menschen, einer Gemeinschaft oder Orden eingegangen.

      Der Blick auf die katholische Kirche zeigt, dass sie die Unverheirateten ins Auge fasst. Mit Blick auf das Leben Jesu hat sie die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen institutionalisiert. Das Mönchstum und die Orden sind daraus entstanden. Die Kirche hat mit dem Priestertum einen Lebensstand für allein-stehende Männer geschaffen. Für Frauen gibt es die Möglichkeit der geweihten Jungfrau. Diese kann als Ausdruck ihrer Nachfolge Jesu vom Diözesanbischof eine feierliche Weihe empfangen. Damit stellt sie sich dem Bischof für Dienste in der Kirche zur Verfügung. Der Bischof verspricht ihr im Gegenzug geeignete Einsatzmöglichkeiten in seiner Diözese. Diese Form ist in der jüngeren Vergangenheit in den Hintergrund getreten und genießt keinen guten Ruf. Das Bild von asexuellen alten Jungfern hat sich in den Hinterköpfen eingenistet. Es gibt aber wieder Bestrebungen, diese Lebensform aufzuwerten und positiv zu sehen. In jüngster Zeit kommt eine Gruppe von Frauen, die sich aus unterschiedlichen Motiven zusammenschließen, wieder in den Blick. Sie orientieren sich am mittelalterlichen Beginentum. Sie gehen keinerlei Verpflichtung oder Bindung ein, aber stärken einander, indem sie mit oder in der Nähe von Gleichgesinnten wohnen.

       Übung:

      Welche Gedanken steigen in mir auf, wenn ich an meine Lebensform denke?

      Stehe ich meiner Lebensform im Voraus abwertend gegenüber?

      Sehe ich Möglichkeiten, sie zu würdigen?

       Was die Sprache vermittelt

      Ich selber bezeichne mich nie als Single. Das Wort hat für mich eine negative Konnotation. Vielleicht spielen gängige Klischees eine Rolle. Ich verbinde damit meist junge Leute zwischen 20 und 30, die sogenannt Unabhängigen, die Trendsetter, jene, die sich bewusst noch nicht binden wollen, sich zuerst selber verwirklichen. Das englische Wort »single« heißt übersetzt einzeln, einzig. Ich verwende auch das Wort »ledig« nicht. Im Wörterbuch wird es beschrieben als unverheiratet. Hier kommt die Negation eines Lebensstands ins Spiel und nicht etwas für sich Stehendes, Positives. Sie beschreibt die Abweichung vom gesellschaftlich geforderten Standard. Werde ich nach meinem Zivilstand gefragt, gebe ich »allein-stehend« an. Das hört sich für mich kraftvoll und bodenständig an: Ich habe meinen eigenen Stand. Wenn in der Statistik von »allein lebenden Partnerlosen« gesprochen wird, sind beide Geschlechter einbezogen und es wird präzisiert, dass nicht jene gemeint sind, die zwar allein in einer Wohnung leben, aber trotzdem einen Partner haben. In der französischen Sprache fällt auf, dass durch das Wort »célibataire« gleichermaßen von zölibatär Lebenden wie von Allein-Stehenden die Rede sein kann.

       Übung:

      Wie rede ich von mir selber – von meinem Lebensstand?

      Mit welchen Worten stelle ich mich andern vor, wenn es um den Lebensstand geht?

      Die Lyrikerin Hilde Domin schrieb in einem Gedicht:

      »Dies ist unsere Freiheit

      die richtigen Namen nennend

      furchtlos

      mit der kleinen Stimme.«

       Herausforderungen für Allein-Stehende

      Die Bibel hat Recht mit ihrer Behauptung, dass es nicht gut ist, wenn der Mensch allein bleibt. Die Bibel sagt damit aber nichts aus über die Lebensform. Es gibt Eheleute, die Bett und Tisch teilen und sich trotzdem nicht nahe sind. Es gibt Ordensleute, die, obschon eingebettet in ein Gemeinschaftsleben, vereinsamen oder sich isolieren. Umgekehrt gelingt es manchen Allein-Stehenden, dass sie in vielfältigen, verlässlichen, herzhaften und tragfähigen Beziehungen leben. Sie teilen ihren Wohnraum zwar nicht unbedingt mit anderen, aber um nicht am eigenen Leben vorbeizuleben, brauchen sie Gespräche, Kontakte, gute Bekannte und enge Freunde. Im Unterschied zu Ehe- und Ordensleuten müssen sich Allein-Stehende vielleicht mehrere »Nester« bauen, wo sie sich geborgen und angenommen fühlen. Für sie kann der Anschluss an Familien eine Wohltat sein. Hier kommen sie in Kontakt mit Kindern, erhalten Einblick in die Herausforderung einer Partnerschaft und haben Anteil an Sorgen und Problemen. Umgekehrt sind aber gerade sie für Paare und Familien willkommene Gäste. Sie haben Zeit, auf die Einzelnen einzugehen. Sie sind verfügbarer und können unkomplizierter etwas abmachen oder reisen.

      Ich habe sechs Geschwister, die alle in Familien leben. Niemand von ihnen ist so wie ich in der Lage, sie ausgiebig zu besuchen, bei ihnen zu übernachten, mit ihnen etwas zu unternehmen und so auch Anteil zu haben an allen. Ich spüre und freue mich darüber, dass ich willkommen bin. In diesem Punkt fühle ich mich privilegiert. Es gibt Allein-Stehende, die die Geborgenheit in der Ursprungsfamilie nicht kennen.

      Die Beziehungen aber brauchen immer wieder Pflege und das heißt auch Initiative, sei es durch eine Mail, einen Brief, einen Anruf, eine SMS. Meine Erfahrung ist die, dass diese Initiative nicht immer ausgewogen von beiden Seiten kommt, dass ich es auf mich nehme, öfter diejenige zu sein, die sich meldet. Gerade da, wo kleine Kinder sind, ist das auch verständlich.

      Für Allein-Stehende gibt es kein Nest, das durch Partnerschaft und Kinder gegeben ist. Beim Nachhause-kommen ist die Wohnung möglicherweise leer und still. Es wartet niemand, es erzählt niemand, es braucht mich niemand. Stunden können lang und hart werden. Einsamkeit kann sich melden. Es ist eine große Herausforderung, die Freizeit, die Ferien und Festtage so zu gestalten, dass Rückzug und Gemeinschaft sich ergänzen und tragen. Für manche Allein-Stehenden ist es schwierig, Anlässe wahrzunehmen, die andere als Paar oder Familie besuchen. Da, wo getanzt wird, kann sich das Gefühl einstellen, Randfigur zu sein. Es kann hilfreich sein, sich zu überlegen, mit wem etwas für ein Fest abgemacht werden könnte, um sich nicht deplatziert zu fühlen. Ich habe bei Einladungen zu Hochzeiten und Festen auch schon gefragt, ob ich einen zusätzlichen Gast mitbringen dürfe. Für Allein-Stehende bedeutet das, ihren Alltag und besonders ihre Freizeit dauernd zu organisieren, weil es keine selbstverständliche Gemeinschaft gibt. Die Freizeit droht zum großen Stress zu werden, weil Kontakte praktisch nur mit dem Terminkalender zustande kommen.

      Für mich ist wichtig geworden, an Weihnachten meinen eigenen kleinen Kreis zu haben. Ich besuche die Familie nach den Feiertagen. An Weihnachten selber treffen wir uns zu dritt oder zu viert. Wir sprechen uns jeweils über das Essen ab, über Geschenke und über den Ablauf des Feierns. Von anderen Allein-Stehenden weiß ich, wie wichtig ihnen Orte sind, wo für die weihnachtlichen Festtage, den Jahreswechsel oder Ostern ein offenes Angebot zu diesen besonderen Tagen einlädt. Hier finden Begegnungen statt, werden Impulse für das geistliche Leben gegeben, wird Gemeinschaft erfahrbar.

      Ein wichtiges Kapitel für Allein-Stehende sind die Ferien. Wer das ganze Jahr über allein lebt und sich in einem Hotelzimmer

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