Heute, nur heute. Helmut Schlegel
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– auch heute –
wieder teilhaben darf
Ricarda Moufang
SCHRIFTWORT
Jakob
In derselben Nacht stand Jakob auf, nahm seine beiden Frauen, seine beiden Mägde sowie seine elf Söhne und durchschritt die Furt des Jabbok. Er nahm sie und ließ sie den Fluss überqueren. Dann schaffte er alles hinüber, was ihm sonst noch gehörte. Als nur noch er allein zurückgeblieben war, rang mit ihm ein Mann, bis die Morgenröte aufstieg. Als der Mann sah, dass er ihm nicht beikommen konnte, schlug er ihn aufs Hüftgelenk. Jakobs Hüftgelenk renkte sich aus, als er mit ihm rang. Der Mann sagte: Lass mich los; denn die Morgenröte ist aufgestiegen. Jakob aber entgegnete: Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest. Jener fragte: Wie heißt du? Jakob, antwortete er. Da sprach der Mann: Nicht mehr Jakob wird man dich nennen, sondern Israel – Gottesstreiter; denn mit Gott und Menschen hast du gestritten und hast gewonnen. Nun fragte Jakob: Nenne mir doch deinen Namen! Jener entgegnete: Was fragst du mich nach meinem Namen? Dann segnete er ihn dort. Jakob gab dem Ort den Namen Penuël – Gottesgesicht – und sagte: Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen und bin doch mit dem Leben davongekommen. Die Sonne schien bereits auf ihn, als er durch Penuël zog; er hinkte an seiner Hüfte (Gen 32, 23–32).
Jakobs Lebensgeschichte ist eine Erfolgsgeschichte. Immer ganz vorne, immer große Pläne, aber oft auch mit ein paar schmutzigen Tricks, um sich durchzusetzen. Schon im Mutterleib hält er seinen Zwillingsbruder Esau an der Ferse fest, er will der Erstgeborene sein. Später erschleicht er bei seinem sterbenden Vater den Segen. Noch viele Geschichten erzählt die Bibel in aller Offenheit, die uns den Ehrgeizling Jakob zeigen.
Aber in dieser Nacht kommt alles ganz anders. Jakob schickt seine Frauen, Mägde und Söhne über den Fluss. Sein Hab und Gut bringt er ans andere Ufer. Dann, als nur noch er ganz allein ist, ringt er um sein Leben. Er kämpft und wird verwundet. Wer ist es, der mit ihm kämpft? Später deutet es Jakob selbst: „Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen“ (Gen 32, 31).
Jakob wird verletzt und weiß doch, dass ihm dieser Kampf zum Segen wird. „Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest“ (Gen 32, 27b), sagt er zu Gott. Die Verletzung macht ihn zu einem neuen Menschen. Nun geht er seinem Bruder Esau mutig entgegen, er umarmt ihn und weint. Der Kampf mit seinem Schatten, in dem ihm Gott begegnet, hat ihn zu Menschlichkeit und Mitgefühl befähigt.
Gelassenheit
Sich der Einsamkeit aussetzen
Zulassen, getroffen zu werden
Konflikte annehmen
Dankbar sein für den Segen, der in schmerzhaften Wachstumsprozessen liegt
HERZWORT
Ich häufe keine Reserven für die Zukunft an.
Es gibt ja die göttliche Vorsehung.
Machen wir ihr Ehre,
indem wir sparsam leben
und den anderen Gutes tun.
Johannes XXIII.
ALLTAGSSCHRITTE
Heute leben bedeutet, mit klarem Verstand
denken und zielgerichtet handeln.
Es bedeutet nicht, sich von momentanen
Bedürfnissen treiben zu lassen
und ohne Bewusstheit durch den Tag zu stolpern.
Ich versuche, mir diese Erkenntnis
am Morgen vor Augen zu stellen
und sie in den alltäglichen Dingen umzusetzen –
z. B. beim Einkauf (ich weiß, was ich will),
bei der Arbeit (ich weiß, was ich kann),
bei meinen Gesprächen (ich weiß, worum es geht).
Heute leben bedeutet,
sorgfältig meine Talente einzusetzen
und verantwortlich mit meinen Kräften umzugehen.
Es bedeutet nicht, so zu arbeiten,
als müsste am Ende des Tages alles geregelt sein.
Ich wehre der Versuchung, mich zu überfordern.
Dabei hilft es mir, während des Tages
immer wieder einmal kurz anzuhalten,
um zu sehen, wo ich bin,
und zu unterscheiden,
was ich zu tun habe und was nicht.
Heute leben bedeutet, diesen Tag
mit anderen zu leben.
Das entlastet mich, weil ich nicht allein
an meinem Leben tragen muss.
Ich darf mich tragen lassen,
wo ich nicht mehr weiterkann.
Heute leben bedeutet auch,
am Leben anderer mitzutragen.
Ich stelle mir im Gebet das Netz vor,
in das ich eingebettet bin.
Ich werde mir dankbar bewusst,
dass ich mich in dieses Netz fallen lassen darf.
Ich spüre auch die Verantwortung, selbst am
Netzwerk des gemeinsamen Lebens zu knüpfen.
Ich nehme Maß an der Person und am Leben Jesu.
Er lebte ganz im Jetzt,
seine Lebensaufgabe verstand er als Hingabe
an Gott und die Menschen.
Das Heute in Hingabe zu leben –
das