Lebendige Seelsorge 4/2014. Группа авторов

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Dr. Erich Garhammer, Schriftleiter

       „Über sieben Brücken gehen“

      Spirituelle Inszenierungen zum Leitwort des Katholikentags 2014

      Dieser Beitrag war begleitet von einer Tanzperformance – so sollte den Zuhörern, die hier direkt angesprochen werden, das Spielerische der Gedanken nahe gebracht werden. Sie sollten nicht nur zum gedanklichen Brückenbauen ermuntert werden, sondern zum leibhaftigen. Der Impuls stammt jeweils von Hans-Joachim Sander, der geistliche Gedanke von Susanne Sandherr.

      Erster Impuls: Die Steinerne Brücke. Wir bauen mit Christus Brücken – seit gestern hier in Regensburg. Und auch noch die kommenden Tage. Vielleicht haben Sie schon ein paar der Brücken gesehen, die gebaut worden sind. Und vielleicht werden Sie die nächsten Stunden und Tage selbst ein paar bauen. Sie bauen jedenfalls daran mit, weil Sie hier in Regensburg sind. Ich muss Ihnen also gar nicht viel dazu sagen, und der Tanz, der hier die spirituelle Inszenierung trägt, ist sowieso nicht mit Worten zu überbieten. Denn getanzte Brücken halten ewig, weil Tänze schwerelos ins Weltall hinein überbrücken, was uns irdische Wesen beschwert. Damit die Tänzerinnen unsere Sehnsucht zum Ort der Fülle hin überbrücken und sie mit jedem Schritt vergrößern, deshalb hier nur zwei Gedanken: wir bauen mit Christus Brücken, also nicht einfach für ihn. Er ist am Bau beteiligt – als Baumeister, der Pläne hat, und ebenso als Material, mit dem gebaut wird. Deshalb bauen wir nicht irgendwelche Brücken, sondern solche, die halten können, was gebaut wird, wenn wir „Christus“ sagen, und die ein Material umsetzen, an dessen Haltbarkeit wir glauben. Und zweitens: je danach, welchen Raum wir mit Christus überbrücken, brauchen wir eine spezielle Art von Brücke.

      Eine, die das kann und vormacht, ist die Steinerne Brücke hier in Regensburg. Ehrwürdig, seit Jahrhunderten über die Donau genutzt, ein Wahrzeichen der Stadt. Eine solche Brücke war sehr kostspielig, als die Stadt sie baute. Sie ist eine echte Investition, auf Dauer angelegt, um vielen den Weg in die Stadt möglich zu machen. Das ist genau eine Art von Brücke, wie wir Katholiken sie benötigen – weil sie den Weg in die Stadt weist, auf deren Markt hin, wo buntes, ständig wechselndes Treiben herrscht und so viele unterschiedliche Menschen zusammenkommen, auch wenn sie sich nicht kennen. Das brauchen wir gerade jetzt, weil mittlerweile auf diesem Planeten mehr Menschen in Städten als auf dem Land leben und weil der gute alte Katholizismus (hier bei uns und anderswo) dagegen eher ländlich geprägt ist. Gegen das Land ist nichts zu sagen, natürlich nicht, aber es ist weltweit in den Sog der Städte geraten und der Prozess scheint nicht mehr umkehrbar zu sein. Massiv steigt die Verstädterung an und die Städte werden immer größer. Weltweit wachsen Mega-Städte mit mehr als 15 Millionen Einwohnern, immer unübersichtlich, hoch mobil; so eine Stadt schläft nie und überall auf der Welt werden diese Städte von einer Schere zwischen arm und reich geprägt, die ständig weiter aufgeht. Und doch wandern fortwährend mehr Menschen in die Städte, weil sie Hoffnung haben, und weil sie dort, wenn eine Hoffnung zerstört wird – was fast die Regel ist –, sehr bald eine neue finden können. Christus ist Hoffnung, sagt der Glaube. Weil wir mit ihm bauen, müssen wir in die Städte; denn dort wachsen die Verzweiflung und die Hoffnung. Wir können das nicht meiden, auch wenn die Verstädterung prekär ist. Und die steinerne Brücke weist den Weg.

      Geistlicher Gedanke: Städte. Sichere, teure Städte. Menschen, die sich drängen. Menschen, die hineindrängen. Die steinerne Brücke wird schwarz vor Menschen. Menschenmassen. Menschen.

      Stadt. Meine sichere, meine teure Stadt. Ich: mitten darin. Von Anfang an. Weil ich das Privileg habe, in dieser Stadt geboren worden zu sein. Hineingeboren in diese Stadt. Eingeboren in dieser Stadt, die Europa heißt. Steinerne Stadt. Ich bin schon da. Bin immer schon angekommen dort, wo die Menschen auf der steinernen Brücke hingelangen wollen.

      „Denn hier haben wir keine bleibende Stadt, sondern die künftige ersehnen wir“ (Hebr 13,14). Bibel, Buch der Freiheit, Buch der Liebe.

      Keine bleibende Stadt: Romantische Resignation städtischer Nomaden in der Spätmoderne? Keine bleibende Stadt: Lippenbekenntnis satter Stadtbürger? Oder biblische Weisung: Anweisung zum christusförmigen Leben, zum Leben als Brückenschlag? Steinerne Brücke schwarz vor Menschen. Stadt aus Stein. „Mein Herz so weiß“ (Shakespeare, Macbeth) - mein Herz aus Stein? (Ez 36).

      Zweiter Impuls: Die Golden-Gate-Brücke. Wer kennt ihren Charme nicht, den der vielleicht bekanntesten Brücke weltweit – die Golden-Gate-Brücke bei San Francisco. Oft kopiert, selten erreicht, von Hollywood häufig zerstört, aber dann immer nur mit großem Bedauern im filmischen Pathos. Baut Christus Golden-Gate-Brücken? Ja, ganz sicher, denn die Brücke ist ein gate, also ein Tor, und das prägt ihre Schönheit ganz erheblich. Mit ihr öffnen sich neue Welten; wer sie quert, bringt Hoffnungen mit. Die Brücke gibt beidem Raum. Es beginnt schon damit, dass eine Meerenge überbrückt und so viel Umweg für die Realisierung der Hoffnungen eingespart wird. Man kommt besser dorthin, wohin man gehören will. Und die Brücke lässt anderem genügend Raum. Sie ist so hoch, dass schon zu ihrer Bauzeit die Schiffe voll mit den Hoffnungen der Einwanderer gut passieren konnten und dass heute die riesigen Containerschiffe das Siegel der unbegrenzten Möglichkeiten leicht in alle Welt mitnehmen können. Weniger als das darf man nicht mit Christus bauen. Wenn die Bauleute dann auch noch die Schönheit hinbekommen wie bei der Golden Gate, dann entsteht ein Übergang zur anderen Welt der neuen Schöpfung. Mit einer solchen Brücke muss niemand die Nebel fürchten, die so oft in der Bay Area das andere Ende der Brücke kaum erahnen lassen.

      Geistlicher Gedanke: Golden-Gate-Bridge, gebaute Schönheit. Hochgebaut. Weitgespannt. Gerade so lässt sie Raum für andere und für anderes. So öffnet sie neue Welten und überbrückt Abgrund. Führt nicht nirgendwo hin, sondern von hier nach dort. Golden-Gate-Brücke, beflügelnder, befreiender Anblick. Golden Gate, Goldenes Tor. Einladend. Offen. Zeichen setzend, schönes Hoffnungszeichen. Beschwingt, beschwingend. Am anderen Ende der Skala: die Gated Community, das überwachte und für Fremde unzugängliche Wohnterritorium. Wer sich hier nicht eingekauft hat, wer nicht hierher gehört, wem hier nichts gehört – Bettler, Vagabunden und andere Eindringlinge – kommt auch nicht hinein. Überwachungskameras und bewaffnete Sicherheitskräfte sorgen dafür. Wer sind wir? Wir Europäer und Europäerinnen? Eine Gemeinschaft, die sich nicht mehr über ihre Gemeinsamkeit, sondern über die scharfe Bewachung ihrer Grenzen definiert? Wer sind wir, wir Katholiken? Einen Kreis kann man über seine Linie definieren oder über seinen Mittelpunkt. Wir sind Kirche: die, die zum Herrn gehören. So bauen wir eine Brücke: Kirche für andere. Wir sind Kirche, kyriake, kyriakoi, die zum Herrn gehören. Werden wir es.

      Dritter Impuls: Der Pont-du-Gare. Wenn wir mit Christus bauen, also der Glaube an ihn das Material ist, mit dem gebaut wird, dann brauchen wir dringend eine Brücke wie den Pont-du-Gare. Ein Aquädukt, also eine Brücke, die Wasser von den Bergen in die Stadt leitet. Die Lebensressource fließt von außen nach innen. Gefälle wird benötigt – nicht zu viel und nicht zu wenig. Wasser gibt dem Leben Raum. Es ist ein Lebens-Mittel, man muss es dort hineinlassen, wo Menschen leben. Wir haben nun einmal nicht alles aus uns selbst heraus zur Verfügung, was wir zum Leben brauchen. Die wichtigsten Dinge kommen von außen: Wind und Wasser, Liebe und Lob, Wissen und Weisheit, Menschenrechte und Gott. Sie fließen zu und verhelfen dabei zum Leben. Die Stadt Gottes, die wir mit Christus bauen können, ist offen von außen her für das, was ihr Leben belebt. Bauen wir mit Christus einen Pont-du-Gare und die Wasser des Lebens werden fließen.

      Geistlicher Gedanke: Ich öffne den Wasserhahn und klares, erfrischendes Nass sprudelt. Unerschöpflich. Ich kann trinken, solange ich will, soviel ich mag. So groß kann mein Durst kann gar nicht sein, dass er durch die Erfrischung aus der Leitung nicht gestillt werden könnte. Wir Europäer trinken zudem zumeist vor dem Durst. Doch wer außer uns kann sich das leisten? Wer außer uns kann das?

      „Die

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