Lebendige Seelsorge 6/2018. Verlag Echter

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Lebendige Seelsorge 6/2018 - Verlag Echter

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      INHALT

      THEMA

      Zwischen Einfühlungsvermögen und Konfliktfähigkeit: Gesprächsräume eröffnen in Zeiten erstarkenden Rechtspopulismus

      Von Sonja Angelika Strube

      Nicht ohne die Anderen! Widerständiges zur identitären Umformung des Christentums

      Von Michael Schüßler

      Vertrauen ins Leben statt rückwärtsgewandter Utopien und autoritärer Hoffnungen

      Die Replik von Sonja Angelika Strube auf Michael Schüßler

      Keine Naivität und kein Ausweichen

      Die Replik von Michael Schüßler auf Sonja Angelika Strube

      Die politische Theologie der Neuen Rechten

      Von Sebastian Pittl

      PROJEKT

      Wie kann ich auf Stammtischparolen reagieren?

      Von Hakan Gürses und Sonja Luksik

      INTERVIEW

      „Demokratie muss auch für ihre Verächter stark gemacht werden“

      Ein Gespräch mit Felix Böhringer

      PRAXIS

      Die Katholikentage und die AfD

       Angst vor der Auseinandersetzung oder Mut zum Konflikt?

      Von Gregor Taxacher

      TZI mit Rechten

      Von Matthias Scharer

      Glocken gegen Rechts

      Weihbischof Ulrich Boom über seine Erfahrungen mit der NPD Von Ulrich Boom

      Der Rechte im Kontext oder warum „The Young Pope“ nicht cool ist

      Von Karlheinz Ruhstorfer

      Einblicke in die rechte Szene

       Eine Seminarauswertung in ethnologischtheologischem Dialog

      Von Gilles Reckinger und Christian Bauer

      FORUM

      Gespannte Flügel

       Was die Musikrichtung Neoklassik ausmacht – und über Lebenshaltung und Alltagsgestaltung verrät

      Von Stefan Weigand

      POPKULTURBEUTEL

      Our Tiny House

      Von Matthias Slunitschek

      NACHLESE

      Glosse

      Von Annette Schavan

      Buchbesprechungen

      Impressum

      Jahresinhalt

      EDITORIAL

      Christian Bauer Mitglied der Schriftleitung

      Liebe Leserin, lieber Leser,

      Eines Morgens war es einfach da. Es ist ungebeten in meine Lebenswelt eingedrungen – das schwarz-gelbe Zeichen der Identitären. Es klebte dort, wo ich sonst immer mein Fahrrad anschließe. Seither jeden Morgen die gleiche Erinnerung: Wir leben in einer gefährdeten Welt. Unsere offene Gesellschaft ist bedroht – und zwar nicht nur von rechten Hipstern wie den sogenannten ‚Identitären’, die sich mit ihrem intellektuell aufgemotzten Rassismus als die, außerparlamentarische Opposition’ des 21. Jahrhunderts gerieren, sondern inzwischen auch von gewählten Volksvertreterinnen und Volksvertretern, für die es zwischen rechtem Populismus und Rechtsextremismus keine Grenze mehr zu geben scheint: Willkommen in Dunkeldeutschland!

      Angesichts dieser neuen Rechten, die es ja auch in den Reihen der Kirche gibt, stellt sich die Frage: Soll man mit ihnen reden? Und wenn ja: Wie? Kann man das überhaupt in Zeiten von hate speech und fake news? Wie kann es gelingen, rechten Ideologien zu widerstehen und zugleich christliche Alternativen, nichtidentitäre Narrative von Heimat anzubieten? Pastorale Orte eines wechselseitigen Erzählens, an denen das Abenteuer des Lebens im existenziell Offenen angstfrei und fehlerfreundlich eingeübt werden kann – und zwar ohne rechtes Denken zu verharmlosen oder dessen Sympathisanten zu dämonisieren?

      Hand auf’s Herz: Haben Sie selbst schon einmal mit wirklich Rechten gesprochen? Gegen die zunehmende Tribalisierung unserer Gesellschaft hilft nur eines: Raus aus der milieuspezifischen Selbstbeschränkung der eigenen Filterblase und hinein in die Gesellschaft. Hin zu denen, die anders denken und fühlen – und mit ihnen sprechen. Face to face. Sie nach ihrer Geschichte fragen und auch die eigene Geschichte erzählen. Auf Bauchgefühle nicht mit Kopfargumenten reagieren. Mehr Demokratie wagen, oder besser: überhaupt Demokratie wagen. Denn man kann eine offene Gesellschaft nicht mit geschlossenem Geist verteidigen.

      Mit theoretischen Hilfestellungen und praktischen Beispielen lotet dieses Heft entsprechende Bedingungen und Möglichkeiten aus, die eigene Echokammer zu verlassen und rechts-identitäres Denken in Kirche und Gesellschaft diskursöffnend zu kontern. Also: Verständnis für Vergessene oder Paroli den Parolen?

      Ihr

      Prof. Dr. Christian Bauer

      THEMA

      Zwischen Einfühlungsvermögen und Konfliktfähigkeit: Gesprächsräume eröffnen in Zeiten erstarkenden Rechtspopulismus

      Sollen Politiker der AfD als Redner auf einen Katholikentag eingeladen werden? Darf eine Podiumsdiskussion mit Vertreter/innen verschiedener Parteien rechte Parteien unberücksichtigt lassen? Müssen örtliche Flüchtlingsinitiativen offen sein für den Dialog mit organisierten „Asylkritikern“ (ein Euphemismus)? Müssen vielleicht gar – so eine Überlegung innerhalb einer Kirchengemeinde – auf einem öffentlichen Podium Geflüchtete mit Pegida-Organisator/innen diskutieren? Wie miteinander reden, wenn man weiß, dass ein großer Teil der Bevölkerung der politischen Gemeinde – und damit eben auch ein großer Teil der Mitglieder örtlicher Kirchengemeinden – AfD oder andere rechte Parteien gewählt haben? Wie umgehen mit rechten Gesinnungen, die innerhalb der Gemeinde vertreten werden? – Gerade weil Christ/innen glauben, dass jeder Mensch Ebenbild Gottes ist, sind Konfliktbereitschaft, energischer Widerspruch und auch Abgrenzung gefragt. Sonja Angelika Strube

      Kein Zweifel: Christ/innen und Kirchen haben ein großes Potenzial, um in angespannten gesellschaftlichen Konflikten als Mediator/innen zu wirken und um – im wörtlichen wie übertragenen Sinne – Gesprächsräume zu eröffnen. Zum Selbstverständnis vieler christlich Engagierter gehört die persönliche Bereitschaft, anderen Menschen mit Respekt und Einfühlungsvermögen zu begegnen und zuzuhören, zum Selbstverständnis der kirchlichen Institutionen der Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden. Nicht zuletzt die Rolle von Christ/innen und Kirchen während der friedlichen Revolution in der DDR 1989 stellte dieses kommunikative

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