Klingen, um in sich zu wohnen 2. Udo Baer
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18.4 Psychiatrisch erkrankte Menschen
20 Was uns am Herzen liegt oder: Die sieben Unentbehrlichkeiten unserer Musiktherapie
20.1 Musiktherapie ist Leibtherapie
20.2 Musiktherapie verändert Leibmuster
20.3 Musiktherapie ist Beziehung
20.4 Musiktherapie achtet KlientInnenkompetenz
20.5 Musiktherapie achtet Tönen und Hören als Primäre Leibbewegung
20.6 Musiktherapeutische Diagnostik ist prozessual und interaktiv
20.7 Musiktherapie verfolgt eher Absichten als Ziele
21 Musik und Erleben: Was dem Musizieren und Musikhören innewohnt
21.1 Musik, Musizieren, Musikhören
21.2 Die neun wichtigsten Erlebnisqualitäten
21.2.1 Musik wirkt leiblich
21.2.2 Musik bewegt
21.2.3 Musik intensiviert Gefühle
21.2.4 Musik erinnert
21.2.5 Musik führt weg
21.2.6 Musik transzendiert
21.2.7 Musik verbindet
21.2.8 Musik ist machtvoll
21.2.9 Musik revoltiert und verändert
22.1 Musikalisch-künstlerischer und therapeutischer Prozess
22.2 Wirkfaktoren in der musiktherapeutischen Begegnung
23 Vom Musizieren zum Muster – vom Muster zum Musizieren
23.1 Gestalten, Strukturen, Muster …
23.2 Strukturen und Muster im freien Musizieren
23.3 Harte Muster musizierend schmelzen
24 Die therapeutische Beziehung
24.1 Szene, Übertragung, Resonanz
24.2 Tridentität in der therapeutischen Beziehung
24.3 Fragen, Feedback, Sharing
25 Der Baum leiborientierter Musiktherapie
11
Klänge der Stille
Zur Musik gehören auch die Pausen, in denen nichts erklingt, zur Musik gehört die Stille. Der Dirigent Simon Rattle sagte in einem programmatischen Interview, nachdem er zum Leiter der Berliner Philharmoniker gewählt worden war: „Man muss das Stück von der Stille her denken und nicht vom Forte. (…) Es gibt diesen wunderbaren Satz von Leopold Mozart, den ich den Musikern immer und immer wieder sage: Jeder Ton beginnt mit der Stille und kehrt zur Stille zurück.“ (Rattle 2002, S.35)
Wenn Sie mögen, dann achten Sie einmal auf die Momente der Stille, wenn Sie Musik hören, und nehmen Sie wahr, welche Wirkung diese Phasen der Stille auf Sie haben. Wahrscheinlich werden auch Sie die Erfahrung gemacht haben, dass bei manchen Konzerten unmittelbar nach dem letzten Ton ein Beifallssturm losbricht. Bei anderen herrscht Schweigen, aber kein Schweigen der Ablehnung, sondern ein Schweigen der Ergriffenheit. Durch die dargebotene Musik ist eine Atmosphäre der Stille entstanden, in der jede Beifallsäußerung störend wäre. Verschiedene Qualitäten der Stille können Sie auch im Alltag erfahren: die erhabene und weitende Stille auf dem Berggipfel; die ertappte Stille, wenn eine Person den Raum betritt, über die gerade gesprochen wurde; die Stille nach einem berührenden Vortrag; die leise Stille des ersten Schnees; die laute Stille nach einem Ehekrach; die schweigende Stille, wenn die Liebe erstorben ist; die klirrende Stille der Verachtung; die bedrückende Stille eines Familientabus; die tödlich anmutende Stille nach erfahrener Gewalt; die stolze Stille eines liebevoll anvertrauten Geheimnisses; die staunende Stille bei einem Naturereignis; die schlaffe Stille in der Mittagshitze; die Stille des unverhofften Beschenktwerdens usw.
Stille ist nicht nur Verneinung von Klängen oder Fernbleiben von Lärm. Stille ist eine eigene Qualität des Erlebens. Richtiger gesagt: Stille kann eine Vielzahl von Erlebensqualitäten beinhalten. Stille ist Nachhall und Vorbereitung, Erwartung und Lösung … George Steiner hat einmal gesagt: „Ich bin in meinem allzu gesprächigen Leben ein Sammler von Stillen gewesen.“ (Steiner 1999, S.189)
Es lohnt sich, auf Stillen zu achten, sie nicht zu „überhören“, auch wenn den meisten Menschen der Reichtum ihrer Qualitäten kaum bewusst ist. Was hat Stille nun mit Therapie zu tun? Zweierlei: Zum einen haben KlientInnen unterschiedliche, oft leidvolle Erfahrungen mit Stille und bringen diese mit in die Therapie, zum anderen kann