Status Österreich. Paul Eiselsberg

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Status Österreich - Paul Eiselsberg

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Begriffspaar sicher/unsicher ergibt sich ein deutlicher und wenig überraschender Befund. Er bestätigt letztlich nur, was wir bereits bei der generell attestierten Orientierungslosigkeit und dem Gefühl wachsender Unsicherheit gehört haben. Nur jeder Vierte (27 Prozent) sagte hier, sich auf der sicheren Seite zu sehen. Im Verhältnis 51 zu 27 überwiegt die Unsicherheit gegenüber der Sicherheit.

      Spannend ist natürlich auch die Frage, wie komplex wir Österreicher die Welt um uns herum empfinden. Überfrachtet sie uns zur Gänze? Oder ist alles ohnehin ganz einfach?

      Die Grafik zur Grundstimmung zum Wandel zeigt es an: Die Komplexität überwiegt im Verhältnis 44 zu 26. Allerdings muss hier festgehalten werden, dass beinahe ein Drittel der Menschen (31 Prozent) sich nicht so recht im Klaren darüber ist, wohin das Pendel des persönlichen Empfindens ausschlägt. Komplex oder doch eher in Richtung simpel? Ein Viertel wiederum sagt, alles in allem ist der Wandel der Gesellschaft relativ einfach. Besonders stark empfinden erwartungsgemäß ältere Menschen die Komplexität der Veränderung. Und auch jene, die höchste Bildungsabschlüsse aufweisen.

      Doch wohin geht dieser Wandel? In welche Richtung, oder anders gefragt: auf welcher Ebene spielt er sich ab? National oder eher international?

      Bei dieser Frage sind sich die Österreicher so gar nicht im Klaren. Vielmehr ist es eine Art Pattstellung (38:34), mit leichter Tendenz in Richtung international. Betrachten wir das Ergebnis aus soziodemoskopischer Sicht, so sehen wir: Männer und höher gebildete Menschen neigen überdurchschnittlich dazu, den Wandel eher in den eigenen Gewässern zu verorten, also im Land selbst.

      Allgemein kann gesagt werden: Globalisierung hin, Globalisierung her, der Megatrend scheint keinen entscheidenden Eindruck zu hinterlassen, was die Internationalität des Wandels betrifft. Auch nicht, dass der Fortschritt, die vielen Innovationen aus allen Himmelsrichtungen auf uns niederprasseln. Gehen wir in unserer Interpretation dieser Zahlen nun einen Schritt weiter, so könnten wir sagen: Wandel ist beides – national und international gleichermaßen. Er hat also mehr als nur ein Gesicht.

      Komplex, unsicher, rasant – und in seiner Herkunft nicht klar einzuordnen. Nun könnte man meinen, dass bei dem Begriffspaar positiv/negativ auf der Hand liegt, wohin die Reise geht, wofür sich die österreichische Seele entscheidet.

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      Überraschenderweise ist das nicht der Fall. Trotz all der genannten Faktoren ist das generelle Empfinden der Menschen in Sachen Wandel mehrheitlich positiv. Und zwar nicht hauchdünn, sondern relativ eindeutig. 45 Prozent tendenziell positiv, 27 Prozent, ein starkes Viertel also, negativ. Wobei gesagt werden muss: Ein zweites starkes Viertel (28 Prozent) kann sich nicht so recht entscheiden, ob gut oder schlecht. Wenig überraschend hingegen, dass ein negatives Empfinden des Wandels eher bei Menschen über sechzig vorzufinden ist. Und bei jenen mit höherer Schulbildung.

      Mit diesen Daten im Gepäck wollten wir dem Bewusstsein der Österreicher noch einen Schritt näherkommen. Wenn die Orientierungslosigkeit schon wächst und das Gefühl der Sicherheit sinkt – in welchen Lebensbereichen ist das wie stark? Gibt es Orte oder Situationen, wo wir uns sicher fühlen, wo wir Halt und Stabilität finden?

      Durchaus, die gibt es, wie die Ergebnisse klar veranschaulichen. Familie ist so ein Ort, wo wir uns sicher fühlen. Aber auch die eigenen Überzeugungen sorgen für Halt. Das Wissen, welche Werte wir an unsere Kinder, an die nachfolgenden Generationen weitergeben und damit bewahrt sehen wollen. Beispielsweise eine gesunde Lebensweise. Eine klare Entscheidung zwischen Beruf und Familienorientierung.

      In einer Hinsicht müssen die Ergebnisse aber etwas relativiert werden. Kein einziger Lebensbereich erreichte in der sogenannten Top-Box, der Rubrik »sehr sicher« also, die Zwei-Fünftel-Marke.

      Sorgenfalten hingegen sind in den Gesichtern der Österreicher zu finden, wenn es um den Vertrauensverlust in die Politik geht. Hier ist das größte Gefühl von Unsicherheit und Unbehagen festzustellen. Immerhin sehen sich 4 von 10 Mitbürger als unsicher darin, welchem heimischen Politiker sie überhaupt noch Glauben schenken können. Nur die Älteren brechen diesen Trend und haben einen leicht positiven Saldo. Jene, die im Gegenzug uneingeschränkt Vertrauen in die Politik haben und die Note 1 von 7 vergeben, sind in einer verschwindenden Minderheit. Nur jeder Vierzehnte glaubt sehr sicher daran.

      Die Gründe für dieses Misstrauen liegen ebenfalls auf der Hand: Viele Menschen haben das Gefühl, dass die Parteien weder ihre Sorgen ernst nehmen noch ihre persönlichen Interessen mit Nachdruck vertreten. Der Vertrauensverlust in die Politik ist demnach relativ groß.

      Aber auch die Verlässlichkeit der Medien lässt in den Augen der Menschen einiges zu wünschen übrig. Sowohl das Verhältnis zu den traditionellen, klassischen Medien wie auch jenes zu den neuen, sozialen scheint ins Schwanken geraten zu sein.

      Stellt man nun einen direkten Vergleich in Sachen Glaubwürdigkeit an, so ergibt sich: Das Empfinden der Menschen im Land, Zeitungen, Radio oder Fernsehen Glauben schenken zu können, ist mit einem Verhältnis von 40 zu 35 gerade noch positiv.

      Interessanterweise sind gerade die Jüngeren – die sogenannten Digital Natives – eher skeptisch, was die Glaubwürdigkeit der klassischen Medien betrifft. Und das, obwohl sie diese Medien gar nicht so intensiv und häufig nutzen wie ältere Menschen.

      Ergänzend dazu haben wir auch die Internet-Nutzer befragt, was man in Social Media preisgeben soll und was nicht. Oder anders gesagt, wie sicher sich die Menschen dabei fühlen, wenn sie Informationen ins Netz stellen. Beinahe die Hälfte (48 Prozent) meinte, sie wäre davon überzeugt, es mehr oder weniger richtig zu tun. Nur jeder Vierte (26 Prozent) tendierte zum Gegenteil.

      Überraschend aber auch dieser Trend – diesmal bei der Frage, ob man Gütesiegeln (vor allem bei Lebensmitteln) Vertrauen schenken könne. Immerhin ein Drittel ist davon ganz und gar nicht überzeugt (Note 5+6+7), 45 Prozent wiederum stufen diese Siegel als vertrauenswürdig ein. Dies ist insofern bemerkenswert, als die Befragten bei der Frage nach persönlichen Aspekten der Lebensführung (»Wie ich die Umwelt durch mein eigenes Verhalten schützen kann« oder auch »Wie ich gesund leben kann«) eindeutig Zuversicht und Klarheit an den Tag legten.

      Bemerkenswert auch das Resultat auf die Frage, wie sicher sich die Menschen fühlen, wenn sie nachts alleine auf die Straße gehen: 56 Prozent fühlen sich (eher) sicher, 29 (eher) nicht.

      So wenig die steigende Unsicherheit alle Lebensbereiche der Österreicher erfasst, so einfach ist es auch nicht, die ebenfalls steigende Orientierungslosigkeit auf alle Lebenssituationen umzulegen. Dabei gilt es zu differenzieren. Denn im Leben von Herrn und Frau Österreicher gibt es ausgesprochen starke Orientierungspunkte. Und andererseits welche, die nur wenig Einfluss haben. Auch diesen Parametern in Sachen Orientierung wollten wir nachspüren.

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      Einmal mehr stehen auch hier die Familie, die eigene Sicht der Dinge und jene Werte, die wir Menschen in uns tragen und für die wir auch eintreten, an vorderster Stelle.

      Auffällig ist dabei, dass Frauen häufiger die Familie als Ankerpunkt nennen. Die persönlichen Werte wiederum sind für die Generation über sechzig von besonderer Bedeutung. Komponenten wie Freunde, Ausbildung und Beruf folgen. Auch sie, scheint es, dienen (wenngleich etwas abgeschwächt) als Kompass fürs Leben.

      Je weiter wir uns allerdings vom eigenen Umfeld wegbewegen, desto indifferenter werden die Begriffe in ihrer Bedeutung für uns. Sie verlieren an Wirkkraft, helfen uns nicht entscheidend bei der Suche nach dem richtigen Weg. Die klassischen Klammern früherer Generationen wie zum Beispiel die Kirche oder andere Glaubensgemeinschaften,

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