Alles anders, aber viel besser. Dagmar Glüxam
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Alles anders, aber viel besser - Dagmar Glüxam страница 4
Es ist erstaunlich, dass ähnlich ungeprüftes Vertrauen die meisten Menschen auch dann an den Tag legen, wenn es um ihre Finanzen geht. Möchte man sich wie beschrieben ein neues Auto kaufen, werden vorher wochen- oder monatelang Prospekte und Zeitschriften studiert, Freunde und Autohändler befragt. Hat man aber zufällig Geld, das man sparen oder anlegen möchte, geht man meist einfach zu einem Finanzberater der »eigenen« Bank und lässt sich dort einige Finanzprodukte vorstellen. Anschließend wird dann mit dem Bankberater das »maßgeschneiderte« (eine tolle, aber leider leicht durchschaubare Marketingtaktik!) Finanzprodukt ausgewählt und Geld angelegt. Auf zehn Jahre gebunden mit 1,5 % Zinsen oder so ähnlich, etwas überspitzt ausgedrückt. Selbstverständlich muss für die Dienstleistungen der Banken etwas bezahlt werden. Aber die Banken kalkulieren ihre Finanzprodukte in der Regel so, dass sie trotz der Zinsen, die sie an den Kunden weiterleiten, mit dem Geld des Kunden noch mächtig verdienen können. Der Kunde bekommt also nur einen geringen Teil des Gewinns, der mit seinem Geld erzielt wird.
Warum tun Menschen so etwas? Warum verlassen sie sich auf die Bank, auch wenn sie wissen, dass diese ihnen einen Teil des Geldes abzieht? Schlicht, weil es ihnen an Finanzwissen fehlt, weil sie nicht wissen, dass es andere, bessere Alternativen gibt. Die Beschäftigung mit dem komplizierten Finanzwesen, mit Aktien, Fonds und Anleihen scheint mühsam zu sein. Außerdem muss man kein Risiko tragen, so glaubt man zumindest. Die Bank vermittelt ein Sicherheitsgefühl, genauso wie der Arzt im weißen Kittel.
Nur, wie uns etliche Skandale mit Banken einerseits und mit gefälschten medizinischen Studien andererseits gezeigt haben: Diese Sicherheit trügt. Wenn wir unsere Gesundheit oder unser Geld blind jemandem anvertrauen, ist das Risiko zu verlieren bzw. nicht das Bestmögliche herauszuholen, ungleich höher, als wenn wir als mündige Patienten oder als Investoren auftreten. Denn: Wer kennt besser meinen Körper und meine Seele, als ich selbst? Wer kann mir am besten sagen, was mir guttut und was nicht? Nur ich selbst, wenn ich mich ausreichend mit mir beschäftigt habe. Der Arzt kann mir höchstens Therapien vorschlagen oder Empfehlungen abgeben; für meine Heilung muss ich selbst sorgen. Das ist eine Tatsache, die in vielen klugen Büchern immer wieder betont wird. Und wer hat das höchste Interesse daran, Ihr Geld optimal anzulegen und zu vermehren? Der Bankberater, der primär die Interessen seiner Bank vertreten muss, oder ich? Freilich bieten Bankberater uninteressante Finanzprodukte oder Sparformen nicht aus purer Böswilligkeit an, sondern sie müssen die Vorgaben ihres Arbeitgebers erfüllen und für Umsatz sorgen.
Ich möchte den Ärzten hier nicht unterstellen, dass sie ausschließlich aus wirtschaftlichen Gründen handeln, wenn auch die Krebstherapie und die Pharmaindustrie ein Kapitel für sich darstellen. Das Krebsbusiness ist ein Milliardengeschäft, so nennt Lothar Hirneise ein Kapitel seines Buchs (S. 183) und trifft damit ins Schwarze. (Ich weiß, was meine eigene schulmedizinische Therapie gekostet hat …) So werden zum Beispiel nur selten wissenschaftliche, großflächig angelegte Studien durchgeführt, die sich mit der heilenden Wirkung natürlicher Nahrungsmittel beschäftigen, dafür aber solche, welche die Wirksamkeit eines bestimmten Medikaments beweisen sollen. Diese Studien werden von Pharmafirmen finanziert, die ihre Medikamente patentieren lassen und damit Unsummen verdienen. Wie schon jemand gesagt hat: Himbeeren lassen sich nicht patentieren und Knoblauch hat keine Lobby …
Ein großes Problem ist meiner Meinung nach, dass die meisten Ärzte zwar Krebs heilen wollen, selbst aber diese Krankheit nicht am eigenen Leib erfuhren. Nein, verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich möchte keinem Arzt Krebs wünschen. Es ist aber eine Tatsache, dass jene Ärzte, die selbst erkrankt sind, mit dieser Krankheit anders umgehen. Sie nützen ihr schulmedizinisches Wissen und die Möglichkeiten, die ihnen die Schulmedizin bietet, öffnen sich aber in ihrem eigenen Interesse und vor allem dann, wenn ihnen schulmedizinische Maßnahmen nicht weiterhelfen können, für andere, alternative Wege.
Ein Paradebeispiel dafür ist der Neurowissenschaftler und Psychiater David Servan-Schreiber, der an einem Hirntumor erkrankt war. Auch er ließ sich zunächst schulmedizinisch behandeln. Als er aber nach einigen Jahren einen Rückfall erlitt, begann er, sich intensiv mit seiner Lebensweise zu beschäftigen und damit, wie der Lebensstil die Heilung des Krebses entscheidend begünstigen kann. Servan-Schreiber ist schon als Autor des internationalen Bestsellers Die neue Medizin der Emotionen in Erscheinung getreten (ein Buch, das Krebspatienten auf jeden Fall lesen sollten!). Sein zweites Buch, Das Antikrebs-Buch, in dem er erklärt, wie man durch gezielte Maßnahmen dem Krebs den Nährboden entzieht, sollte als Pflichtlektüre auf jeder Krebsstation ausliegen. Die dort enthaltenen Informationen und Prinzipien sollten als Krebsvorbeugung auch gesunden Menschen nahegelegt werden. Nicht umsonst steht auf der Rückseite des Covers die Empfehlung »Ein unverzichtbares Werk für Kranke wie für Gesunde«. Auch ich fand in dieser Lektüre viele unentbehrliche Hinweise für meine Genesung.
Ich selbst machte in dem Krankenhaus, in dem ich behandelt wurde (eines der modernsten Krankenhäuser Europas …), eigentlich fast nur deprimierende Erfahrungen, denn es wurde mir vielfach vermittelt, selbst gegen die Krankheit eigentlich nichts tun zu können. Ich sollte mich der Operation und der Chemotherapie unterziehen und den Rest sozusagen in Gottes Hände legen. Ja, und die Nachsorge regelmäßig durchführen, um einen Rückfall rechtzeitig zu entdecken. Ich war verzweifelt, denn ich konnte und wollte nicht tatenlos warten, bis mich die nächste Hiobsbotschaft erreichen würde.
Sie können sich vorstellen, wie mulmig mir wurde, als ich einige Zeit später auf den Seiten 9 bis 10 folgende Zeilen in Servan-Schreibers Antikrebs-Buch lesen konnte. Ich zitiere:
»Nach Operation und Chemotherapie fragte ich meinen Onkologen, der mir so viel geholfen hatte, um Rat. Was sollte ich tun, um ein gesundes Leben zu führen? Welche Vorsichtsmaßnahmen konnte ich treffen, um einen Rückfall zu vermeiden? ›Es gibt nichts Spezielles, was Sie tun können. Leben Sie ganz normal. Wir führen in regelmäßigen Abständen Kontrolluntersuchungen durch, und wenn Ihr Tumor wiederkehrt, können wir das frühzeitig feststellen‹, antwortete der Arzt, einer der führenden amerikanischen Onkologen.«
Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Sind etwa der Arzt von David Servan-Schreiber und meine Ärzte aus dem Krankenhaus in dieselben Vorlesungen gegangen? Und haben sie sich dann nicht weiter informiert? Oder kommt diese Übereinstimmung daher, dass so viele europäische Ärzte einen wichtigen Teil ihrer Ausbildung in den USA absolvieren? Können Sie sich vorstellen, an wie viele Hunderte, Tausende und Abertausende von Krebspatientinnen und -patienten diese typische schulmedizinische »Weisheit« weitergegeben wurde? Und wie viele sich darauf verließen? Mir wird schummrig.
Will man mit dieser verordneten Passivität nicht vielleicht die Hilflosigkeit der Patienten stärken und sie auf diese Weise noch stärker an die Schulmedizin binden? Vielleicht bin ich jetzt ganz böse, aber erlauben Sie mir noch diesen Gedanken: Die Unterbindung des selbstständigen Denkens war schon seit Urzeiten (und in jeder Form von Machtausübung oder Diktatur) eine äußerst wirksame Maßnahme zur Beherrschung der Massen.
Anders aber als diese Ärzte, die sich noch über ihre Gesundheit freuen konnten, war Herr Servan-Schreiber an einem Gehirntumor erkrankt. Er machte sich eigene Gedanken über seine Krankheit sowie über seinen Lebensstil und forschte diesbezüglich. Es ging nämlich um SEIN Leben. Und beim Vergleich der typischen »westlichen« Krebsarten wie Brust-, Darm- oder Prostatakrebs, die in Asien dagegen unverhältnismäßig seltener auftreten, wurde ihm etwas in aller Deutlichkeit bewusst, wofür es schon seit einigen Jahren wissenschaftliche Untersuchungen gibt, dass offenbar »etwas an unserer Lebensweise« nicht stimmt, dass unsere Lebensweise auch unsere Abwehr gegen Krebs schwächt (S. 11).
Ich muss wohl nicht besonders hervorheben,