Freche Fee und lustiger böser König. Märchen. Hanns Heinz Ewers

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Freche Fee und lustiger böser König. Märchen - Hanns Heinz Ewers

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zu Stein und Bein zu Bein!

      Springe über Stock und Stein!«

      »Wozu ist das gut?« fragte die Tante Hexe.

      »Wenn einer sein Bein gebrochen hat,« antwortete die Prinzessin.

      »Ja,« sagte die Alte. »auch wenn einer den Arm oder sonst was gebrochen hat. – Ein anderes Sprüchlein!«

      Das kleine Mädchen sang schnell:

      »Bluttröpflein rinnt – Kätzelein spinnt,

      Bienelein surrt, Käterlein schnurrt,

      Täubelein lacht auf dem Dache und gurrt –

      Gu – rrh – rrh – rrh –

      – Still soll das Käterlein hocken

      Bluttröpflein stehn und stocken!

      Uh – uh – uh – –

      Das muss man sagen, wenn sich einer in den Finger geschnitten hat!« fügte sie hinzu.

      »Ja und überhaupt bei jeder Wunde,« sagte die Alte, »damit sie sich gleich schließt und heilt. Und nun wollen wir zu etwas anderm übergehen!«

      Sie rief eine große grüne Eidechse heran, die auf einem glatten Steine in der Sonne lag. Die Eidechse huschte behend daher und ließ sich ruhig von der Alten auf die Hand nehmen. Die Ginsterhexe zeigte der kleinen Prinzessin all die vielen seltsamen Zeichen, die das Tierchen auf dem Rücken trug. Das waren alles merkwürdige Beschwörungsworte, die die Eidechsen von dem alten Zauberkönig Salomon gelernt hatten, dessen Gespielen sie einst waren. Dann zeigte die Tante Hexe der kleinen Prinzessin Fanfrilla einen dicken, gelbroten Salamander, der in einem kleinen Tümpel neben der Quelle wohnte.

      »Der Salamander,« sagte sie, »ist noch ein alter Freund meines seligen Mannes, des Zauberers Kakerlak, er ist überall hin mit uns durch die Welt gezogen. Der Salamander kann jedes Feuer löschen, wenn es noch so heiß ist!«

      Dann erklärte sie der Kleinen, wie man es anstellen muß, um in den Sommernächten die Elfen zu beschleichen, wie man die berühmte Huzzelpuzzelsuppe kocht, die die Wurzelmännchen so gerne essen, wie man den Besen bindet, den die Hexen zum Reiten benutzen, und dergleichen nützliche Dinge mehr. Die kleine Prinzessin Fanfrilla hörte sehr aufmerksam zu und die alte Hexe war also recht zufrieden mit ihr. Daher nahm sie auch, als der Unterricht zu Ende war, zur Belohnung den großen Hexenbonbon aus der Tasche und gab ihn ihr.

      So ein Hexenbonbon ist der allerbeste Bonbon, den es gibt. Er wird aus Schlangeneiern, Tausendfußbeinen und etwas schmutzigem Harz zubereitet, aber er schmeckt gerade so wie Marzipan mit Schokolade. Das schönste aber an so einem Hexenbonbon ist, daß man daran immer lutschen und suckeln kann, ohne daß er kleiner wird. Die kleine Prinzessin bekam den Hexenbonbon immer, wenn sie sehr brav gewesen war, auf eine Stunde zum Lutschen, dann mußte sie ihn der Tante Hexe wieder abliefern.

      Die Ginsterhexe watschelte wieder in ihre Hütte zurück, um Latein zu lernen, während sich Prinzeß Fanfrilla zwischen die gelben Büsche setzte.

      »Hm! – Nam! Nam!« sagte sie und steckte den großen Hexenbonbon in den Mund. Sie war aber noch gar nicht in den rechten Lutschgenuß gekommen, als sie plötzlich ein klägliches Räuspern vor sich hörte. Sie blickte auf und sah einen seltsam aufgeputzten Mann in einem alten Frack, der überall mit Flicken besetzt war. Er hatte ein richtiges Leichenbittergesicht und schien eine schreckliche Angst zu haben.

      »Brr!« sagte die Prinzessin Fanfrilla, »was bist du für ein komischer Kauz! Ich rate dir, mach ein lustiges Gesicht, denn die Tante Hexe kann durchaus keine griesgrämigen Gesichter leiden! Wenn sie dich sieht, hackt sie ein Mus von dir, um ihre Fledermäuse zu füttern!«

      Der närrische Mann zitterte von oben bis unten.

      »Na, komm mal her,« sagte die Prinzessin, »sie sieht dich ja nicht! – Warum hast du denn so einen alten geflickten Rock an?«

      »Das ist doch mein Sonntagsrock!« erwiderte der Mann. »Den Flicken da an der Schulter habe ich von dem berühmten Cäsar geschenkt bekommen und den da am Knie vom Papst Gregor und den da – «

      Die Prinzessin dachte, der arme Kerl wäre verrückt geworden.

      »So?« sagte sie, »das ist aber mal komisch, Päpste und Kaiser schenken einem doch keine Flicken!«

      »Ich habe sie ganz wirklich und wahrhaftig von ihnen geschenkt bekommen,« jammerte das Männchen, »und es steht auch in vielen Büchern drin, daß es so ist!«

      »Laß nur gut sein,« antwortete die Prinzessin Fanfrilla, »mir ists ganz egal, von wem du die alten Flicken her hast. Aber sag mal, wer bist du denn eigentlich?«

      Das kleine Männchen schlotterte mit den Knien, daß es beinahe hinfiel.

      »Ich bin der Kalendermann,« weinte es.

      Da fuhr die Prinzessin auf:

      »Der Kalendermann? – Der mich mit seinem dummen Kalender und besonders mit dem Februar immer so geärgert hat, wenn ich das Filetschürzchen häkelte? – Warum hat man dir denn nicht den Kopf abgeschlagen und dich dann aufgehängt? – Nun? – Ach, mein Vater hat mich nicht mehr lieb!«

      »Es ging nicht!« sagte der Kalendermann zitternd. »Es ging wirklich nicht. Der Henker hat erklärt, wenn er mir den Kopf abschlüge, wäre nichts mehr da zum dran aufhängen! – Deshalb hat mich der König in den Wald geschickt, ich solle dich um Verzeihung bitten. Ich habe alle meine Kinder mitgebracht, die sollen dich auch um Verzeihung bitten.«

      »Wo sind denn deine Kinder?« fragte die kleine Prinzessin.

      Der Kalendermann zog einen großen Hausschlüssel aus der Rocktasche und begann zu pfeifen. Es kam aber nur ein kläglicher, leise quietschender Ton hervor.

      »Gib mal her!« sagte Fanfrilla, »ich kann besser pfeifen wie du!«

      Sie nahm den Hausschlüssel und pfiff so laut, daß es durch den ganzen Wald schallte.

      Da kamen durch die Ginsterbüsche eine Schar putziger Geschöpfe dahergesprungen, die dem Kalendermann eben bis an die Knie reichten. Kaum wurden sie der Prinzessin ansichtig, so fielen sie zugleich mit dem Kalendermann allesamt auf die Knie nieder und schrien aus Leibeskräften:

      »Verzeihung! Verzeihung! Verzeihung!«

      »Ist schon gut!« lachte Fanfrilla, der die Kleinen sehr gut gefallen. »Steht nur wieder auf! Wie heißt ihr denn?«

      Der Kalendermann zeigte auf den größten der Schar. »Das ist mein einziger Sohn,« sagte er stolz. »Jahr heißt er. Und die hinter ihm sind seine Kinder. Der lustige da mit den blonden Locken, das ist der Mai, und der braune in der Badehose der Juli, der mit dem Pelzmützchen heißt Januar und der mit dem Schnupfen, der immer sein Taschentuch in der Hand hält, November – – «

      »Sag mal!« unterbrach ihn die Prinzessin. »Wer ist denn der ganz kleine Magere dahinten, der mit dem Stupsnäschen?«

      »Ach Gott!« antwortete der Kalendermann, »Das ist ja das Schmerzenskind, der Februar.«

      »Komm mal her, Kleiner,« sagte Fanfrilla.

      Der

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