Немецкий с улыбкой. Учись смеяться не плача / Lerne lachen ohne zu weinen. Курт Тухольский
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2. Es gibt einen Fleck aufs Laken, man muss es waschen.
3. Es roch nach Parfüm im Zimmer.
4. Er erinnert oft ferne Länder, die er besucht hat.
5. Vertraute Geräusche und Gerüche erinnern an Kindheit.
II.
1. Adverb. Он тщательно перепроверял результаты своего исследования.
2. Adjektiv. Умелые движения танцовщицы действовали на меня завораживающе.
3. Adjektiv. Эта работа поверхностная. Я не могу ее принять.
4. Adverb. Стены недавно ярко покрасили.
5. Adverb. Он чрезвычайно переживает из-за этого.
III.
1. Weise
2. Zusammenhang
3. böse
4. Gewohnheit
5. an
Der Hellseher
Erschienen im April 1930
– „Sie… sind Hellseher?“
– „Ich bin von Haus aus[18] eigentlich Schwarzseher – nun verbinde ich diese beiden Berufe…“
– „Erfolge?“
– „Im Mai des Jahres 1914 notierte ich im Büchelchen: ‚Was wäre, wenn…‘ und wollte dartun, was sich begäbe, wenn es zu einem Kriege käme. Begeisterung Unter den Linden, allgemeiner Umfall…“
– „Wo haben Sie diese Arbeit veröffentlicht[19]?“
– „Ich war zu faul, sie niederzuschreiben.“
– „Das kann jeder sagen. Wussten Sie denn, dass es einen Krieg geben würde?“
– „So wenig wie ich sechs Tage vor Rathenaus Tod wusste, dass er gekillt werden würde. Trotzdem stieß ich am 22. Juni 1922 einen Kassandra[20]-Ruf aus: Was wäre, wenn…“
– „Und – wie sehen Sie heute? Hell? Schwarz? Hell? Bitte setzen Sie sich. Aber legen Sie nicht die Hand auf die Augen… mit mir müssen Sie das nicht machen. Sagen Sie nur, was Sie wissen. Putsch?“
– „Putsch trocken. Ich sehe kein Blut. Ich sehe die aufgeregte Insel Deutschland. Fascismus Lagerbräu.“
– „Erklären Sie sich näher.“
– „Wozu ein Putsch? Die Herren haben ja beinahe alles, was sie brauchen: Verwaltung, Richter, Militär, Schule, Universität – wozu ein Putsch? Immerhin… es ist Frühling… in Deutschland geschieht nie etwas, aber in den Köpfen steht: es muss etwas geschehn. Es kann schon etwas geschehn. Was wäre, wenn…“
– „Nehmen Sie etwas Kaffee. Es ist gar kein Kaffee, aber nehmen Sie nur etwas Kaffee, also: der deutsche Fascismus. Was wäre, wenn…?“
– „Der Stahlhelm, sorgsam gepflegt unter dem freundlichen Patronat einer Regierung, in der die Sozialisten stets auf die Koalition hinwiesen und in der die Rechten so taten, als wären sie ganz allein… der Stahlhelm wird aufmarschieren. Geld hat er. Gedrillt ist er. Passieren kann ihm nichts.“
– „Warum nicht —?“
– „Weil er die Verwaltung wachsen hört. Weil er alles, was jemals eine Behörde gegen ihn unternimmt, wenn es eine wagte, etwas zu unternehmen, achtundvierzig Stunden vorher weiß.“
– „Durch wen?“
– „Durch seine Leute, die die Verwaltung durchsetzen wie der Schimmel den Käse.“
– „Die Regierung?“
– „Die Regierung weiß es, will nichts wissen, ahnt es, möchte nichts ahnen… der Stahlhelm weiß.“
– „Die Hitlerleute?“
– „Halb so schlimm[21]. Furchtbar viel Geschrei; Brutalitäten; Freude an organisiertem Radau; Freude an der Uniform, den Lastwagen und dem Straßenaufmarsch… halb so schlimm. Vorspann – sobald sie den ersten Ruck gegeben haben, wird man sie bremsen, die armen Kerle. Es wird da große Enttäuschungen geben.“
– „Und was wird geschehen?“
– „Äußerlich nicht so sehr viel. Kleine lokale Widerstände der Arbeiter; die sind aber gespalten, desorganisiert, waffenlos, niedergebügelt von einer jahrelangen Vorbereitungsarbeit der Justiz. Die Besten sind nicht mehr. Die Zweitbesten hocken in den Zellen. Der Rest steht auf – und legt sich gleich wieder hin. Müde. Enttäuscht. Ausgehungert. Stempeln, stempeln, stempeln.“
– „Ausrufung der Diktatur? Absetzung des Reichspräsidenten?“
– „Wo denken Sie hin! Mussolini hat seinen kleinen König; die hier haben ihren breiten Hindenburg. Der bleibt. Der Reichstag wird so gut wie nach Hause geschickt… niemand wird ihn vermissen. Denn was die da in den letzten Jahren getrieben haben: so etwas von Leerlauf, von Selbstzweck, von Insicharbeit… so etwas war noch nicht da. Eine Karikatur des Parlamentarismus. Der ist fertig. Ein Direktorium, ein Ausschuss, irgend etwas mit harmlos-hochtönendem Namen, das wird regieren.“
– „Und wie?“
– „Immer verfassungstreu, oho! Druck mit staatsfeindlichen[22] Mitteln auf den Staat – und dann verfassungstreu. Wie sie regieren werden? Viel harmloser, als die maßlos enttäuschten, aber bald gebändigten Kleinbürger glauben. Deren radikale Flügel werden rasch unterdrückt; auch Herr Hitler hat seine Schuldigkeit getan und kann gehn. Es wird keine Revolution sein, so wenig wie die von 1918 eine gewesen ist – Personalböen werden sie machen…“
– „Bitte, klarer. Was sind Personalböen?“
– „Stürme in den Wassergläsern der Ressorts. Absägung der unbequemen Regierungssozialisten; Pensionierung von ein paar hundert Konzessionsschulzen, die sich schlecht und recht[23] durchgebuttert hatten, bis zu diesem Augenblick – und die kindlich erstaunt waren, als es nun so weit war. Die Brüder hatten nie etwas andres gesehen als ‚Realitäten‘ – also gar nichts. Von der wahren Kräfteverteilung im Lande fühlten sie nichts; hier mussten ihre Informationen versagen, denn statistisch läßt sich dergleichen nicht erfassen. Die werden verschwinden. Nun wird Deutschland stramm natio-nalliberal.“
18
von Hause aus – изначально, первоначально; по натуре
19
eine Arbeit veröffentlichen – опубликовать труд
20
Kassandra – персонаж греческой мифологии; жрица, чьим предсказаниям никто не верил, предсказала падение Трои
21
Halb so schlimm – это еще полбеды
22
staatsfeindliche Hetze – агитация, направленная против основ государственного строя, антигосударственная агитация
23
schlecht und recht – кое-как