kraftvoll© SPRECHEN. Cornelius Beck

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kraftvoll© SPRECHEN - Cornelius Beck Tübinger HörAkademie

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Weg von Mensch zu Mensch läuft über die Stimme. Sie ist unser mächtigstes Instrument, Menschen zu erreichen und eine Wirkung zu erzielen.

      Unsere Stimme vermittelt unseren Zuhörern viel mehr als Worte. Genau wie bei der Körpersprache zeigen wir über den Stimmklang auch unsere Haltung zum Gegenüber, zum Gegenstand, über den wir reden, und zu uns selbst. Fühlen wir uns wohl oder stört uns irgendetwas? Die Zuhörenden werden es an unserem Stimmklang erkennen. Finden wir unser Redethema spannend oder langweilig? Unsere Satzmelodie wird es verkünden. Wollen wir auf unser Publikum oder unsere Gesprächspartner zugehen oder würden wir am liebsten im Erdboden versinken? Der Klang unserer Stimme wird es nicht verhehlen können.

      Das Erstaunliche ist: viele haben noch nie darüber nachgedacht, dass auch ihre Stimme etwas damit zu tun haben könnte, ob und wie sie bei anderen mit ihren Anliegen landen können oder nicht. Für viele läuft dieser Bereich völlig unbewusst ab. Dabei sind wir selbst ständig der Wirkung anderer Stimmen ausgesetzt: Wir erkennen die Unfreundlichkeit des mürrischen Nachbarn sofort an seiner Stimme. Firmen geben Millionen dafür aus, uns durch verführerisch gesprochene Werbetexte zum Kauf ihrer Produkte zu verleiten. Wenn uns Menschen nicht mehr gut gesonnen sind, erkennen wir das zuerst an ihrem Stimmklang, selbst wenn sie wörtlich noch die selben alltäglichen Worte verwenden wie in guten Zeiten. Wird aus einer Bekanntschaft eine romantische Liebe, so erkennen wir das am zarten Schmelz, der sich plötzlich über die zuvor neutralen Stimmen legt.

      Dieses Buch lädt Sie dazu ein, Ihre Haltung gegenüber anderen Menschen zu reflektieren und sich bewusster zu positionieren. Wenn Sie erkannt haben, was Sie eigentlich erreichen wollen, wird sich das in Ihrer Körpersprache, Ihrer Wortwahl und dem Klang Ihrer Stimme manifestieren. Sie senden schon jetzt Tag für Tag Signale in die Welt hinaus, die von anderen gelesen und interpretiert werden. Es ist ein spannender Prozess, sich dieser Signale bewusst zu werden und sie aktiv einzusetzen. Sie können dabei eine ganz neue Welt entdecken, die Sie nie wieder loslassen wird.

      Stellen Sie sich Ihren Körper und Ihre Stimme wie ein Instrument vor, auf dem Sie spielen, wenn Sie ein Gespräch führen, sich in einer Gruppe zu Wort melden, eine Ansage machen oder in ein Mikrofon sprechen. Wie gut beherrschen Sie dieses Instrument? Finden Sie mit Mühe und Not ein paar Tasten, um stümperhaft ein „Alle meine Entchen“ zusammenzubringen? Oder schaffen Sie den Flohwalzer, den alle Welt auch spielt? Wo auch immer Sie jetzt gerade stehen: Dieses Buch will Ihnen Lust machen, sich zum Konzertpianisten oder zur Sologeigerin auf der Stimme weiterzuentwickeln. Für die einen wird dieser Weg länger sein und über zusätzliches Coaching laufen. Für andere geht es schneller und autodidaktisch. Aber in jedem Fall können Sie heute loslegen, mit Ihrer Stimme und Rhetorik einen Unterschied zu machen.

      Denn wenn Sie bei anderen landen und Ihre Stimme unter die Haut geht, wird sich etwas verändern. Menschen fühlen sich angesprochen und gemeint. Sie wollen hinhören, weil Sie ihnen auf mehreren Ebenen eine Brücke bauen. Zu Ihren Gefühlen und Visionen, zu Ihren Zielen und Ihrer Aufmerksamkeit. Manchmal werden Sie auch durch Schweigen eine Wirkung erzielen. Indem Sie Menschen nahe sind, ohne Sie „zuzutexten“. Denn Sie sind sich Ihrer Worte und Ihrer Wirkung bewusst geworden und setzen sie nur dort ein, wo sie angebracht sind. Sie brauchen dann keine Ähms und keine Ausflüchte, keine Phrasen und keine Selbst-Entschuldigungen mehr und Sie langweilen Menschen nicht mehr mit Dingen, die für sie irrelevant sind. Sie entdecken Ihre eigenen Worte als einen Schatz, der für die Zuhörenden wertvoll werden kann. Denn Ihre Körpersprache, Ihre Wortwahl und Ihr Stimmklang strahlen eine Klarheit und Direktheit aus, die die Zuhörenden erreicht. Alles andere lassen Sie weg.

       02 Wie Sie Ihren Stimmklang durch Vorstellungen beleben

      Viele unschöne Aspekte unseres Stimmklangs und unserer Wortbeiträge entstehen durch Hemmungen. Wir trauen uns nicht, das, was wir gerade fühlen und denken, auszusprechen. So verbiegen wir uns, geraten ins Stocken und üben Druck auf die Stimme aus. Heraus kommt ein zwar unserer Kontrolle unterworfener Wortbeitrag, aber er hat seinen Reiz und seine Schönheit verloren. In diesem Kapitel lernen Sie, Ihre Gefühlswelt wieder konstruktiv in Ihr Sprechen zu integrieren und pointiert auszusprechen, was Sie wirklich meinen.

      Gehen Sie doch mal alleine in der Natur spazieren und sprechen Sie ungefiltert aus, was Sie sehen: Ein Baum, den der Wind bewegt. Ein farbenfroher Schmetterling. Eine kahle Felswand. Eine bunte Blumenwiese. Eine breite Brücke. Eine neugierige Hummel usw. Nutzen Sie auch einsame Autofahrten dazu, einfach auszusprechen, was sie in der Landschaft sehen. Nehmen Sie sich dann Zeit, den Dreischritt – Objekt wahrnehmen, Atem spüren, Beschreibung aussprechen – zu gehen. Wenn Sie zum Beispiel einen Kirchturm in der Landschaft sehen, atmen Sie einmal bewusst aus und wieder ein und sprechen dann das Wort „Kirchturm” mit dem zweiten Atembogen und hören sich dabei zu. „Kirchturm”… wie hört sich dabei Ihre Stimme für Sie an?

      Und jetzt stellen Sie sich diese Abfolge für abstrakte Aussagen vor: Sie wollen in einer Besprechung melden, dass die Vorräte im Lager aufgebraucht sind. Stellen Sie sich das Bild von leeren Regalen vor, atmen Sie aus und wieder ein und lassen Sie dieses Bild mit Ihrer Stimme zu Klang werden: „Die Vorräte im Lager sind aufgebraucht.” So einfach ist der Ablauf in der Regel aber nicht. Unsere Gesprächspartner, die Gruppe, das Publikum beeinflussen uns. Was werden sie sagen, wen werden sie beschuldigen, welche Konsequenzen werden sich aus Ihrem Wortbeitrag ergeben? Vielleicht sprechen Sie leiser als angebracht, weil Sie kritische Reaktionen befürchten? Vielleicht kommen Sie patzig und vorwurfsvoll rüber? Ihr Blick auf die Sache, die Sie mitteilen wollen, wird durch Gefühle getrübt, die erst mal nichts mit der Beschreibung der Sache zu tun haben. Vielleicht fühlen Sie sich nicht gut mit sich selbst und mit den Leuten in der Gruppe? Das wird ihre Stimme verbiegen. Ablehnung bestimmt dann den Klang Ihrer Stimme, Ihre Körpersprache und zum Teil auch die Reaktion der Zuhörenden.

      Der Weg zu einer kraftvollen Stimme führt auf die lange Sicht auch zu einer besseren Beherrschung solcher Gruppensituationen. Allerdings gehen wir an dieser Stelle schon mal eine Abkürzung: Auch ohne die vielfältigen menschlichen Aspekte zu durchdenken, die für Vorträge, Gesprächsbeiträge in Gruppen oder anspruchsvolle Einzelgespräche relevant sind, können Sie mit einer einfachen Regel Ihre Redebeiträge kraftvoller machen: Stellen Sie sich bildlich vor, was Sie gleich sagen wollen, atmen Sie ruhig aus und wieder ein und machen Sie Körper und Stimme so zu einem Vehikel für dieses Bild. Mehr nicht. Auf diese Weise färbt sich Ihre Stimme so, als stünden Sie direkt vor der Sache, also im Beispiel von eben vor den leeren Regalen. Dort sind Ihre Gedanken erst mal sicher verankert. Sie verharren mit Ihrer Vorstellung beim Redegegenstand. Von diesem sind Sie entweder überzeugt, fasziniert, erschreckt, angetan oder aufgewühlt. Lassen Sie diesen Blickwinkel auf Ihre Stimme wirken. Er wird ihr automatisch einen der Sache angemessenen Klang verleihen.

      Auf diese Weise führen Sie Ihre Vorstellung während Ihrer Redebeiträge konsequent von Bild zu Bild. Jedes einzelne Bild färbt in seiner Einzigartigkeit Ihre Stimme mit einer anderen Klangfarbe. Wenn Sie zum Beispiel nach den leeren Regalen auch von verärgerten Kunden berichten wollen, lassen Sie diesen Ärger kurz auf Ihre Stimme wirken, ohne daraus einen Vorwurf an die Zuhörenden zu machen. Das klingt dann zum Beispiel so: „Die Vorräte im Lager sind aufgebraucht. Manche Kunden sind richtig verärgert.” Als drittes haben Sie dann zum Glück noch eine gute Botschaft, die die Schönheit Ihrer Stimme herauslocken könnte: „Aber morgen kommt zum Glück die nächste Lieferung.” Im Dreischritt mit verschiedenen Farben klingt das dann so: „Die Vorräte im Lager sind aufgebraucht. Manche Kunden sind richtig verärgert. Aber morgen kommt zum Glück die nächste Lieferung.”

      Versuchen Sie nun, diese drei verschiedenen Mitteilungen bildlich vor Ihrem inneren Auge abzuspulen. In Ihrer Vorstellung stehen Sie zunächst überrascht vor leeren Regalen, dann wären Sie selbst im Rollenspiel ein verärgerter Kunde, bevor Sie mit der positiven Nachricht etwas kindlich Erfreutes in sich aufblitzen lassen können. Sie stehen also in der Vorstellung vor den Regalen und sagen dort: Die Vorräte im Lager sind aufgebraucht. Danach sagen Sie, als wären Sie

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