Heimweh Natur. Andreas von Arx

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Heimweh Natur - Andreas von Arx

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Überheblichkeit feiern wir den Erfolg und fallen dabei in die Tiefe.

      Aus meiner Sicht hat jedes andere Lebewesen auf diesem Planeten einen Weg gefunden, in Symbiose zusammenzuleben, wie ein großer Organismus. Doch wir Menschen zerstören unsere Lebensgrundlage. Und das noch mit Stolz. Mir scheint es, als wäre uns etwas abhandengekommen. Ein Sinn, der uns davor bewahren könnte, uns selbst zu zerstören. Mit den folgenden Zeilen schildere ich mein Leben und was mich dazu veranlasst hat, zurück in die Natur zu ziehen. Dazu gehören eine große Portion Verzicht und ein noch größerer Anteil an Kompromissen, die ich eingehe. Ich bin mir bewusst, dass ich mit meinem jetzigen Lebensstil kein Ideal verkörpere, geschweige denn ein Vorbild für Menschen auf dieser Welt bin – ganz im Gegenteil. Vielleicht bin ich einfach auf der Suche nach meiner ursprünglichen Kraft und nach der tiefsten Verbundenheit mit dem, was da ist und was uns von der Natur geschenkt wird. Durch die Reflexion meiner Erfahrungen, Gedanken und Entscheidungen in diesem Buch möchte ich aufzeigen, weshalb ich mein Leben so gestaltet habe – in dieser Verbundenheit mit der Natur. Es war das Leben selbst, das mich vor die Wahl gestellt hat, entweder im Sinne des großen Ganzen oder begrenzt auf meine Bedürfnisse und mein Wohlergehen zu handeln.

      Wenn ich rückblickend die Weggabelungen meines Lebens betrachte, fällt mir eines besonders auf: Ich habe mir bei Entscheidungsfindungen grundlegende Fragen gestellt, die mir einen besseren und größeren Überblick verschafft haben. Nicht, dass ich die Antworten dabei immer gefunden hätte; es war eher eine Überprüfung meines Fokus. Eine Schärfung meines Blickes auf die Dinge, die mir bevorstanden. Oft war mir viel klarer, was ich nicht wollte, als das, was ich gern gehabt hätte. Doch bereits diese Klarheit des Nichtwollens wechselte meine Gedanken und Vorstellungen in neue Bereiche, die vorher nicht zur Option standen.

      Aus diesem Grund folgen am Ende jedes Kapitels Fragen zum zuvor beschriebenen Thema. Sie dienen der Aktivierung versteckter Erinnerungen und darauf basierend als kritische Überprüfung der aktuellen Lebenssituation in Bezug auf das Leben und die Natur.

      Als Hypnosetherapeut und Emotionscoach im Bereich der persönlichen Entwicklung und Veränderung führe ich meine Klienten im Einzelgespräch oft in einen Zustand der Ruhe und Stille. Meine Aufgabe sehe ich darin, ihnen den Raum zu schaffen, sich ganz auf sich und ihre vorhandenen Ressourcen einzulassen. In den Jahren meines Schaffens hat sich diese Arbeitsweise sehr bewährt. Die Klienten stärken ihr Selbstvertrauen und entwickeln für viele Themen eigene und dadurch für sie glaubhafte Lösungswege. Um diese Übung der Entspannung zu erleichtern, frage ich sie zu Beginn nach einem bestimmten Ort; einem Ort, an dem sie sich angenehm entspannt und gelassen fühlen. Da, wo sie gern gewesen sind und gern wieder sein würden. Ein Platz, der ihnen ein einmaliges Gefühl der Geborgenheit vermittelt hat. Noch nie hat mir jemand in diesem Moment gesagt, dieser Platz sei auf dem Sofa vor dem Fernseher oder im Auto im Abendverkehr oder am Arbeitsplatz, wo viele Menschen die längste Zeit des Tages verbringen, oder im Flugzeug am Fenster. Diese waren keine Orte der Gelassenheit. Im Gegenteil. Es werden immer und immer wieder die außergewöhnlichsten Orte in der Natur genannt. Zum Beispiel auf einer Blumenwiese sitzend, in einem warmen Sommerwind; oder auf einer Bank unter einem großen Baum mit Blick über Felder und Landschaften; oder an einem Bach, neben einem das Plätschern des Wassers, das von Stein zu Stein fließt, umgeben von Pflanzen und Büschen; oder im Wald auf einer Wurzel, angelehnt an einen bestimmten Baum – umgeben von warmem Moos und zauberhaften Sonnenstrahlen, die durch die Blätter fallen; oder an einem Strand sitzend, vor der Weite des Meeres, die Wellen rauschen sanft und man spürt ein warmes Kribbeln von dem Sonnenlicht auf der Haut; oder auf einem Berg mit dem Blick in die weite Ferne, in den blauen Himmel mit sanften Quellwolken. Ich möchte hier anmerken, dass diese Orte auch von Menschen gewählt werden, die seit jeher in der Stadt leben und ihre Freizeit nicht in der Natur verbringen.

      Warum ist das bei vielen Menschen so? Warum fühlen sie sich in der Natur wohl? Weshalb gibt ihnen dies ein einzigartiges ruhiges Gefühl? Mit Blick auf mein Leben gehe ich in diesem Buch diesen Fragen nach. Dafür nutze ich die Du-Form, damit du, lieber Leser, die persönliche Nähe zu den Themen leichter fühlen kannst. Ich möchte dir aufzeigen, wie ich in meinem Leben mit Herausforderungen umgegangen bin und dabei wesentliche Entscheidungen für meine persönliche Entwicklung getroffen habe. Weiter erkläre ich dir, weshalb ich heute mit meiner Familie in den Bergen auf der Grimmialp wohne und diese Nähe zur Natur im täglichen Leben intensiv spüre.

      Das Buch bietet dir alternative Lösungswege für verschiedene Lebensbereiche. Mit den Reflexionsfragen hast du die Möglichkeit, bestimmte Lebenssituationen zu hinterfragen und selber mögliche Antworten für deine Lebensgestaltung auf einfache Weise zu finden. All diese Erkenntnisse für ein Leben voller Leichtigkeit vermittle ich dir liebevoll eingepackt in persönlichen Geschichten. Im Buch sind überall delikate Rosinen versteckt und jede und jeder darf diese selber finden und entdecken.

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      Im Wald bei Oberdettigen nahe Bern

      KAPITEL 1:

      Sonntags im Wald

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      «Der Nährboden meines Lebens entsteht aus dem Vorgelebten meines vertrauten Umfeldes.»

      Wie jeden Sonntag gehörte es in unserer Familie zum wöchentlichen Ritual, sich in der Natur, dies meistens im Wald oder in den Bergen, zu bewegen. Neben den üblichen samstäglichen Gartenarbeiten war die Wanderung am Sonntag ein fester Bestandteil unserer Wochenroutine. Es war das Normalste der Welt und gehörte zu meinem Leben wie alle anderen Rituale, die von meiner Familie vorgelebt wurden. Erst viel später habe ich realisiert, dass dies nicht in allen Familien gleich war. Obwohl zwischendurch Ausnahmen oder Kompromisse gemacht wurden, war es für meine Eltern ein wichtiger Teil der Erziehung, uns 4 Kinder in die Natur zu führen. Das dort gebotene Unterhaltungsprogramm war für mich vollkommen: Es gab Bäume zum Klettern, Tannenzapfen zum Werfen, Hölzer zum Balancieren, Bäche zum Stauen und Büsche zum Verstecken. Für mich war es das Spielzimmer der großen Welt mit klaren Grenzen. Alles war bereits vorhanden. Ich musste mir nichts wünschen oder mit großem Aufwand von außen beschaffen. Suchen und finden reichten völlig aus. Es war einfach alles bereits da im Spielwald der Natur. Zum Teil waren es einzelne Bausteine, die wie bei Lego zuerst zusammengefügt werden mussten. Andererseits gab es von der Natur geformte Dinge, die wie bei Playmobil spielbereit waren. Für mich war dies die Überfülle, der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. Ich fühlte mich an diesen Orten richtig zu Hause. Sobald ein Waldrand auftauchte, wollte ich schnell wieder zurück in die Welt der Bäume. Felder sowie kleine Dörfer dienten nur als Brücken zwischen den Spielzimmern, die rasch überwunden werden mussten.

      Bezüglich des Wetters gab es bei meinen Eltern keine Ausrede. Egal wie nass oder kalt es war: Wir waren draußen unterwegs und haben oft die Belastbarkeit unserer Kleider getestet oder überstrapaziert. Dies klingt bestimmt für die meisten nicht außergewöhnlich. Auch mir ist erst später aufgefallen, dass die Grenzen meiner Eltern in Bezug auf die Natur woanders lagen als bei anderen. In unserem Garten hatte mein Vater aus großen Telefonmasten aus Holz ein mehrere Meter hohes Turngestell gebaut, das ich in dieser Größe nirgends sonst gesehen habe. Mit Kletternetz, Reckstange, Trapez, Schaukel und einigem mehr. Sogar für ihn war das Gebilde grenzwertig. Eines Nachts träumte er mit Schweissausbrüchen vom Zusammenbruch seines Werkes über uns Kindern. Dies war für ihn so heftig, dass er am nächsten Tag das ganze Bauwerk demontierte und die Masten noch tiefer im Boden verankerte. Wie dieses Beispiel zeigt, war die Sicherheit ein Werkzeug, um die Natur noch intensiver zu erleben. Selten war sie die Grenze oder sogar ein Verbot. Solange es über einem noch Äste gab und der Stamm des Baumes sich nicht neigte, konnte man ohne Weiteres höherklettern. Bäche und Flüsse wurden durchschwommen, solange im Voraus die Kälte, die Strudel und die nächsten ruhigen Ausstiegsstellen

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