Oliver Hell - Todesklang. Michael Wagner J.

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Oliver Hell - Todesklang - Michael Wagner J. Oliver Hell

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„Nun, wenn ich dich und deine Worte richtig verstehe, liebst du mich sehr und möchtest nicht, dass ich mein Leben riskiere. Habe ich Recht?“

      Er konnte ihr nicht nachtragen, dass sie ihre Macht als Psychologin einsetzte, um sein Leben zu schützen. Franziska lächelte und griff über den Tisch hinweg nach seiner Hand. „Und? Wirst du mich jetzt als deine Psychologin feuern und dir ein willfähriges anderes Weib suchen, dass dir nach dem Mund redet?“

      Er schüttelte den Kopf und sie schloss die Diskussion mit der Frage: „Also?“

      *

      Bonn

      Auf dem Nachhauseweg hatten Klauk und Meinhold noch bei der Familie des Toten vorbeigeschaut. Hatten sie vermutet, dass sie dort eine Todesnachricht zu überbringen hatten, öffnete ihnen eine junge Frau mit verweintem Gesicht die Türe. Die Nachricht war schon angekommen. Die Beamten hielten wortlos ihre Dienstausweise hoch. Die junge Frau nickte und wischte sich eine Träne von der Wange. Sie ließ die Tür offen stehen und gebot den beiden Beamten hereinzukommen. Meinhold schloss die Tür und folgte Klauk. Der drehte sich um und raunte Meinhold zu: „Die wissen schon Bescheid. Die Nachrichtenübermittlung klappt sehr gut.“

      Meinhold nickte und schob ihn weiter. Die junge Frau wartete an einer Tür, die auf der rechten Seite des Flurs lag. Das helle Licht ließ ihr Gesicht noch trauriger wirken. Sie trat vor ihnen ein. An einem Tisch in der geräumigen Küche saß eine andere Frau, blickte sie an.

      „Die beiden Herrschaften sind von der Polizei, Jasna, Kriminalpolizei“, sagte Velina Palajsic zu ihrer Schwägerin. „Wir haben Sie bereits erwartet. Wollen Sie sich setzen?“, fragte Jasna Mladic. Sie sah schlecht aus und die dunklen Ringe unter ihren Augen sprachen eine deutliche Sprache, zeugten von ihrer Trauer. Klauk warf Meinhold einen betrübten Blick zu.

      „Danke, wir wollen Sie nicht lange stören. Darf ich fragen, wer Sie beide sind?“, fragte er.

      Die junge Frau erinnerte ihn ein wenig an Lea Rosin, war aber kleiner und pummeliger. Sie trug schon schwarze Kleidung, ebenso wie die andere.

      „Mein Name ist Velina Palajsic und Mladen ist mein Verlobter“, sagte die junge Frau tapfer und wieder lief ihr eine Träne über die Wange. Die anderer Frau trat zu ihr und lagte ihr die Hand auf die Schulter. „Ich bin Jankos Schwester Jasna“, sagte sie und beugte sich neben ihre Schwägerin. Frau Palajsic vergrub ihr Gesicht in der Schulter ihrer Schwägerin, begann zu schluchtern. Von Vandenbrink hatten sie bereits gehört, dass die anderen Mitglieder der Familie Mladic bisher nicht polizeilich aufgefallen waren. Auch spürten sie nicht diesen Argwohn, die sie bei den Mitgliedern anderer Banden gewohnt waren, die alles, was mit der Polizei zu tun hatte, zutiefst ablehnten.

      „Woher wissen Sie von Tod ihres Bruders?“, fragte Meinhold Jasna Mladic.

      „Unser Freund Stipe Secovic hat uns die Nachricht überbracht. Woher er es weiß, kann ich Ihnen nicht sagen. Da müssen Sie ihn schon selber fragen“, antwortete sie, zuckte kurz mit der freien Schulter und tätschelte ihrer Schwägerin das Haar. Sie sagte leise etwas in ihrer Muttersprache, was so klang, als würde eine Mutter ihr weinendes Kind trösten.

      „Wo ist Ihr Bruder Neven?“

      „Kann ich Ihnen nicht sagen. Er ist mit Stipe Secovic weggegangen“, sagte die Frau mit weit aufgerissenen Augen.

      „Und Sie? Können Sie sich denken, wer Ihren Bruder ermordet hat?“, fragte Klauk nicht gerade sehr taktvoll.

      Jasna Mladics Blick wurde feindselig. „Sie wissen doch, was mein Bruder getan hat, wie er sein Geld verdient hat. Also wissen Sie doch auch, wem er auf die Füße getreten sein könnte. Ist es nicht ihr Job, diese Frage zu beantworten?“

      Klauk trat einen Schritt nach vorne. Seine Kollegin Meinhold bemerkte, dass Klauk kurz davor war, eine dumme Antwort zu geben.

      „Wann haben Sie Janko Mladic das letzte Mal gesehen?“, fragte Meinhold und schob Klauk etwas zur Seite. „Ich war gestern arbeiten, das wird am Vortag gewesen sein“, antwortete sie.

      „Ich weiß, dass es schwer für Sie ist, aber ich muss auch Ihre Schwägerin diese Frage stellen“, erläuterte Meinhold gedämpft. Jasna flüsterte etwas und Velina Palajsic antwortete unter Tränen.

      „Sie sagt, dass sie gestern nachmittag noch zusammen Kaffee trinken waren in der Stadt. Danach wollte Janko noch ein wenig rumfahren“, übersetzte sie die erstickten Worte ihrer Schwägerin.

      „Kann sie uns genauer sagen, wann sie sich verabschiedet haben? Ich möchte sie nicht quälen, aber wir müssen ein Bewegungsprofil erstellen, damit wir sehen, wann Janko am Annaberger Hof ankam“, erklärte Meinhold.

      Kurz drauf erhielt sie die Antwort. „So gegen halb vier. Würden Sie uns jetzt bitte alleine lassen? Sie sehen ja, ihr geht es nicht gut. Außerdem muss ich mich jetzt gleich um meine Mutter kümmern. Sie ist bettlägerig und braucht ihr Mittagessen.“

      „Ihre Mutter?“, fragte Klauk und wollte nachhaken.

      „Ja, wir haben jetzt keine Fragen mehr“, fuhr ihm Meinhold dazwischen, wofür sie einen skeptischen Blick erhielt. Doch dann begriff er, dass es nicht die Zeit war, die alte Frau zu befragen. Vandenbrink hatte ihnen kurz die Familienhistorie skizziert und er hatte gehört, dass sie seit Jahren ihr Bett nicht mehr verließ. Hier war eine Befragung sicherlich nicht zum jetzigen Zeitpunkt notwendig.

      Jasna Mladic verabschiedete sich mit müden Augen. Als Klauk schließlich leise die Tür ins Schloss zog, sagte Meinhold mit zusammengekniffenen Lippen: „Wer sagt, dass diese Familien der ausländischen Drogendealer alle gleich sind, der sollte mal diese Szene eben erlebt haben. Dann würde er seine Schnauze halten ...“

      Klauk nickte und ging schweigend hinter ihr die Treppe hinunter. Die Kritik seiner Kollegin an seiner Art der Befragung überhörte er. Oder nahm sie gar nicht als Kritik wahr.

      *

      Bad Godesberg

      Die Stimmung im Hauptquartier der Albaner war gedrückt. Ihr Quartier lag in einer der ehemaligen Werkshallen in Bad Godesberg-Nord. Godesberg-Nord war die amtliche Bezeichnung eines Ortsteils im Stadtbezirk von Bad Godesberg auf dem Gebiet der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn. Die alten Bad Godesberger nennen den Ortsteil liebevoll „Bendel“. Das Bendel war mal ein reines Arbeiterviertel - und natürlich tief rot. Die Menschen arbeiteten bei Boge oder Stolle, jede Woche gab es die Lohntüte in die Hand. Doch das war lange her und die Albaner wussten es sicher nicht. Umgeben von den weiteren Bad Godesberger Ortsteilen Schweinheim im Südwesten, Friesdorf im Nordwesten, Plittersdorf im Nordosten und Alt-Godesberg im Südosten leben dort etwa 1.800 Einwohner. Im Nordosten bildet die Grenze zu Plittersdorf die Trasse der Linken Rheinstrecke. Godesberg-Nord ist insgesamt einer der wenigen Bonner Ortsteile, die eher gewerblich geprägt sind. Für manchen macht dies gerade den besonderen Reiz aus. Auch die Immobilien- und Mietpreise sind hier etwas günstiger als etwa in dem vornehmeren Villenviertel in Bad Godesberg.

      Der Tod des kroatischen Bandenmitglieds lastete auf ihren Schultern. Alle wussten, dass ein Mord in den Reihen einer der Organisationen schlecht für alle Beteiligten war. Am liebsten war allen Banden, wenn man ruhig und ungestört seinen Geschäften nachgehen konnte. Ohne von der Polizei dabei argwöhnisch beäugt zu werden. Sicher, die Drogenfahnder der Polizei und des Landeskriminalamtes waren immer präsent. Doch ließen sich die Organisationen von deren Aktivitäten nicht abhalten. Sie verdienten ja nicht nur durch das Geschäft mit den Drogen, sondern kassierten auch eifrig in allen

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