Oliver Hell - Stirb, mein Kind. Michael Wagner J.

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Oliver Hell - Stirb, mein Kind - Michael Wagner J. Oliver Hell

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meine, am Telefon so etwas zu besprechen … ist das klug?“, widersprach er mit Panik in der Stimme.

      „Wer sollte uns abhören? Niemand verdächtigt uns. Wofür auch? Bis heute gab es nicht den geringsten Hinweis. Aber jetzt gibt es ihn. Was hat Reek erledigt?“

      Vilmers zögerte mit der Antwort. „Bassajew!“

      Springer wartete, bis er diese Nachricht verdaut hatte. „Und Kadyrow?“ Seine Stimme klang mühsam beherrscht.

      „Nein, Kadyrow nicht.“

      Die Worte seines Freundes ließen seinen Adrenalinspiegel noch höher schnellen. Soviel geballte Dummheit konnte es nicht geben.

      „Das sollte sich ändern“, schäumte er auf. Er hatte das Gefühl, dass jeder in seiner Umgebung es mitbekommen haben müsste, dass er soeben einen Mordauftrag erteilt hatte. Doch niemand sah ihn schräg oder anklagend an. Niemand. Er stellte sich das versteinerte Gesicht Vilmers vor. Dieser gab keine Antwort.

      „Nein!“, antwortete Vilmers jetzt bestimmt. Mit Widerspruch konnte Springer überhaupt nicht umgehen.

      „Ihr habt es verbockt, jetzt müsst ihr die Scheiße auch wieder ausbügeln. Ich sage nicht, dass ich es gutheiße“, räumte er ein.

      „Ich werde das nicht tun“, bekräftigte Vilmers noch einmal.

      „Herzlichen Glückwunsch zu diesem ungemein dämlichen Protest. Er ist unangemessen und bringt uns in große Gefahr. Sollte Kadyrow plaudern, dann landen wir alle im Knast. Und zwar so schnell, wie du eines deiner Schweine tötest. Also, kümmere dich darum, dass beide verschwinden und nie wieder auftauchen. Ich hoffe, du hast mich verstanden?“, sagte er spöttisch.

      Ohne darauf zu warten, dass seinem Freund weiterhin irgendwelche Ausreden einfielen, beendete er das Telefonat. Stellte das Handy auf lautlos und griff nach der Zugstange seines Trollys. Langsam setzte er sich in Bewegung. Wieso stellte sich Edgar plötzlich so quer? Er hatte doch bisher keine Skrupel gehabt, die Kollateralschäden in seiner Fleischerei zu entsorgen. Wo konnte man besser eine Leiche verschwinden lassen, als dort?

      „Dieser Idiot wird langsam weich“, murmelte er vor sich hin, als sich die Milchglasscheiben der Ankunftshalle vor ihm öffneten.

      *

       Bonn-Auerberg

      Nachdem sie in der alten Lagerhalle in Bonn-Auerberg angekommen waren, verfolgten Lea Rosin und Sebastian Klauk den gleichen Gedanken. Allerdings ohne dass der jeweils andere es ahnte. Beide überlegten, ob Oliver Hell sie mit der Frage nach der korrekten Fahrtrichtung hinters Licht geführt hatte. Ob er diesen Fortgang des Gesprächs schon vorhergeahnt hatte oder es so geplant hatte; womöglich hatte er sogar eine andere Route eingegeben, um sie exakt an dieser Stelle fragen zu können, welches der richtige Weg sei. Konnte er so gerissen sein oder besser gesagt, sie so manipuliert haben, dass sie beide es nicht bemerkt hatten? Weder Lea noch Sebastian wussten darauf eine Antwort. Nachdenklich schlichen sie ihrem Chef hinterher. Die Lagerhalle hatte ihre besten Zeiten lange hinter sich. Das Dach undicht, die Dachrinnen waren an vielen Stellen abgestürzt, die Fenster zerbrochen. Das ehemals grasgrüne Schiebetor, das einmal in stabilen Führungen gelaufen war, stand verrostet und mit abblätternder Farbe an die Ziegelwand gelehnt. Jeder konnte ungehindert diese Halle betreten. Überall auf den Wänden hatten Sprayer ihre Graffitis und Tags hinterlassen. Ein trostloser Ort. Nur anziehend für lichtscheues Gesindel.

      Die weißen Overalls der Tatortermittler waren weit hinten in der Halle als helle Punkte auszumachen. Hell, mit Bond an seiner Seite, erreichte sie mit schnellen Schritten. Unter Ihnen machte er auch Matthias Seltge aus, der, obwohl kein KTUler, ebenfalls in einem Overall steckte. „Und? Haben Sie die Handys gefunden?“, fragte Hell sofort, sparte sich die Begrüßung. „Leider nein“, antwortete der Spezialermittler, „keine Handys, aber die Kollegen haben eine Patronenhülse gefunden.“ Er deutete auf einen der Weißgekleideten. Eine Patronenhülse zu finden bedeutete hier nichts Besonderes. Oft wurden die Kollegen von der Streife hierhergerufen, weil sich hier nachts merkwürdige Sachen abspielen. Nicht selten wurden auch Schüsse gemeldet. Hell ging zu dem Kollegen hinüber.

      „Sie haben eine Patronenhülse gefunden?“, fragte er. Der Kollege kniete vor ihm auf dem Boden, verteilte einige gelbe Nummernreiter. Hell bemerkte zu spät, dass er dieses Hinterteil heute bereits einmal gesehen hatte. „Ach, Fräulein Constance, Sie sind’s!“, fügte er noch an. Constance Nimmermann drehte sich im Aufstehen herum.

      „Kaliber 9x18mm, könnte eine Makarow gewesen sein“, sagte sie und hielt einen Asservatenbeutel hoch, in dem die Hülse lag. Dieses Kaliber und diese Waffe allerdings ließen den Kommissar aufhorchen. Die Makarow war eine russische Produktion. In sehr vielen Ländern war sie Standardwaffe der Polizei und des Militärs. Auch in der NVA der DDR und bei der Stasi wurde diese Selbstladepistole gern getragen. Sie galt als zuverlässig, aber leider recht ungenaue Pistole. Auf lange Distanz konnte man mit der Makarow auch mit großer Übung nicht wirklich genau treffen. Im Nahbereich funktionierte sie tadellos und mit großer Durchschlagskraft. Daher hatte sie einen bösen Ruf als Exekutionswaffe bekommen. Hell wedelte mit einer Hand in der Luft, wie um die aufkommenden schlechten Gedanken zu vertreiben.

      „Okay, lassen Sie die Patrone untersuchen … ob die Waffe schon einmal auffällig geworden ist“, ordnete er an.

      Mittlerweile waren auch Klauk und Rosin angekommen. Als Lea Constance Nimmermann erkannte, verschlechterte sich ihre Laune schlagartig. Sie blieb einen Meter hinter Klauk zurück, beäugte die junge Frau von der Seite. Als Nimmermann Klauk bemerkte, begrüßte sie ihn wieder mit strahlenden Augen.

      „Mensch, jetzt treffen wir uns schon das zweite Mal heute. Ist das ein gutes Omen?“, fragte sie. Klauk senkte den Kopf und wusste keine Antwort auf ihre Begeisterung. „Ja, ist schon komisch“, antwortete er befangen. Mehr fiel ihm nicht ein.

      Bond war es zu langweilig an Herrchens Seite. Langsam machte er sich davon und schnüffelte hier und da auf dem Boden. Plötzlich kam ihm etwas in die Nase, er schnüffelte an einer Stelle ganz intensiv. Dann setzte er sich und bellte einmal. Sofort genoss er die volle Aufmerksamkeit der Ermittler. „Was ist los, Bond?“, fragte Hell und ging zu ihm hinüber. Er beugte sich zu der Stelle hinunter. Was er dort sah, brachte seine Nackenhaare zum Stehen. Auf dem Boden der Halle waren einige kleine Blutstropfen zu sehen. Sehr klein, keine Spritzer, sondern getropft. Zu klein, und zu wenig ausgebreitet, um von einem aufrecht stehenden Menschen zu stammen. Hell schwante Böses. Die Patronenhülse einer Makarow, Blutstropfen und der hinreichend bekannte Ruf der Waffe reichten, um ein Kopfkino in Gang zu setzen.

      Er erhob die Stimme und winkte die Tatortermittler herbei. „Wir müssen diesen Bereich hier großräumig absperren und nach weiteren Blutspuren untersuchen.“ Sofort begannen die Tatortermittler mit der Untersuchung. Die hellen Taschenlampen leuchteten akribisch die angewiesene Stelle ab. Er nahm Bond am Halsband und führte ihn zu Rosin und Klauk hinüber. Mit einer Handbewegung rief er Seltge noch dazu. Obwohl er sich ungerne von seinem Schreibtisch wegbewegte, hatte er mal wieder einen seiner ungeliebten Außeneinsätze vor sich. Hell strich sich über den Dreitagebart.

      „Wir haben vielleicht eine neue Spur, die unseren Fall in einem anderen Licht erscheinen lässt. Sie haben Handysignale vom Fundort des Seat mit der weiblichen Leiche bis hierher verfolgt“, sagte er an Seltge gewandt, der das mit einem Nicken bestätigte. „Und hier finden wir die Patronenhülse einer Makarow und jetzt frische Blutspuren. Ich habe übles Kopfkino, dahingehend, dass wir die beiden Täter, nach denen wir fahnden, nicht mehr lebend finden werden.“

      Klauk und Rosin hörten angespannt zu.

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