Blutsverwandtschaft. Sylvia Giesecke

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Blutsverwandtschaft - Sylvia Giesecke

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      „Bitte, Leon, schau mich an.“ Ich schluckte erneut, hob langsam den Kopf und wagte einen Blick in seine wasserblauen Augen. Im selben Moment brach es aus mir heraus. Seit dem Tod meiner Eltern hatte ich noch kein einziges Mal geweint und dieser stetige Kampf gegen die Tränen hatte mich unendlich viel Kraft gekostet. Deshalb genoss ich es sehr, mich einfach nur an Quentins Brust zu schmiegen und ihnen endlich freien Lauf zu lassen. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich in seinen Armen gelegen und seinen Trost genossen habe, aber ich weiß, dass es mir danach um einiges besser ging. Er drückte mir sein mit Initialen besticktes Taschentuch in die Hand, „Hier mein Freund, schnaub dir erst mal die Nase.“

      „Danke, Onkel Quentin. Wie hast du überhaupt davon erfahren? Die Familie hat’s dir doch bestimmt nicht gesagt.“

      „Ich habe es in der Zeitung gelesen.“

      Ich nickte, „Das ist gut. Ich bin echt froh, dass du da bist.“

      Er klopfte mir auf die Schulter, „Ich auch, Leon, … ich auch.“

      „Wie lange wirst du bleiben?“

      „Solange du mich brauchst.“

      „Danke, Onkel Quentin, ich weiß das wirklich sehr zu schätzen.“

      „Jetzt hör endlich damit auf, dich für alles zu bedanken. Sag mir lieber, was mit deiner Schwester los ist. Sie wirkt, als sei sie nicht von dieser Welt. Stimmt es tatsächlich, dass sie die ganze Zeit auf dem Schoß eures toten Vaters gesessen hat?“

      Meine Miene wurde bitterernst, „Ja, das stimmt. Und heute Morgen hat sie doch tatsächlich von mir verlangt, dass ich ihr helfe seinen Sarg zu öffnen. Manchmal macht sie mir richtig Angst.“

      Sein Gesichtsausdruck verriet ehrliche Besorgnis, „Das kann ich gut verstehen. Aber ihr beide hattet ein höchst traumatisches Erlebnis und das will erst einmal verarbeitet werden. Jeder tut das auf eine andere, ganz eigene Weise. Trotzdem solltest du sie ein bisschen im Auge behalten, und wenn du Hilfe brauchst, dann sag mir bescheid.“

      „Werd ich machen.“ Wieder starrten wir ein Weilchen schweigend in den Regen. „Ich musste es ihm bei meinem Leben schwören.“

      „Was?“

      „Dass ich immer auf Juliette aufpassen werde.“

      Quentin zog die Augenbrauen hoch, „Du musstest es ihm tatsächlich schwören?“

      Ich nickte, „Bei meinem Leben. Und weißt du, was ich echt merkwürdig fand?“

      „Nein, … erzähle es mir.“

      „Nach dem Unfall war ich wohl eine ganze Weile bewusstlos. Mir kam es so vor, als hätte er mit dem Sterben nur solange gewartet, damit er mir dieses Versprechen abnehmen kann.“

      „Hm, … denkst du das wirklich?“

      Ich seufzte, lehnte mich zurück und legte den Kopf in den Nacken. Der aufkommende Wind trieb mir vereinzelte Tropfen ins Gesicht. „Ach ich weiß es doch auch nicht, … vielleicht habe ich mir das ja auch nur eingebildet.“

      „Du hast Angst vor der Verantwortung, Angst, dass du dein Versprechen möglicherweise nicht einhalten kannst.“

      „Kann sein.“

      Jetzt lehnte auch er sich zurück und legte seinen Kopf in den Nacken, „Du bist ein Junge und sie ist ein Mädchen. Es ist vollkommen normal, dass man in einer solchen Situation den Stärkeren darum bittet, auf den vermeintlich Schwächeren achtzugeben. Aber du bist selbst noch ein Kind und ein Kind kann unmöglich die Verantwortung für ein anderes übernehmen. Das ist jetzt die Aufgabe deiner Großeltern. Du kannst ihnen dabei helfen und du solltest natürlich für deine Schwester da sein, wenn sie dich braucht, aber das war’s dann auch schon. Die wirkliche Verantwortung liegt nicht bei dir.“

      In diesem Moment fühlte ich mich ziemlich erleichtert. Onkel Quentins Worte hatten mich tatsächlich von einer wahren Zentnerlast befreit. „Auch wenn du es nicht hören willst, … trotzdem danke.“

      „Nicht dafür, mein Junge, … nicht dafür.“ Das immer heftiger werdende Zusammenspiel von Wind und Regen nahm mittlerweile unangenehme Züge an. Der kleine Pavillon war mit der nun vorherrschenden Wetterlage absolut überfordert und bot nicht mehr den nötigen Schutz. „Hier wird es mir langsam ein bisschen zu feucht. Was hältst du von einer besonders großen Cola und einer anständigen Partie Schach?“

      Ein wenig Ablenkung konnte sicherlich nicht schaden, deshalb stimmte ich umgehend zu, „Einverstanden, … ich dachte schon, du würdest nie fragen.“

      Er stand auf, öffnete den Schirm, bot mir seinen Arm an und lächelte, „Na dann, … auf in den stürmischen Ozean des Lebens.“

      Ich hakte mich ein und nickte, „Auf in den stürmischen Ozean des Lebens.“ Wie stürmisch insbesondere mein Ozean werden sollte, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen. Aber das war wohl auch besser so, denn sonst hätte ich mein Boot vermutlich niemals zu Wasser gelassen.

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