kurze Geschichten, Satire. Aaron Aalst

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kurze Geschichten, Satire - Aaron Aalst

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zuversichtlich:

       »Ich habe den Lokführer wieder eingestellt!«

       Der Zug rührt sich trotzdem nicht von der Stelle.

       Eine weitere Stunde vergeht. Schließlich wird es Günter zu dumm. Er steht auf, geht zum Fenster und lässt die Jalousien herunter. Dann dreht er sich um und sagt mit festem Glauben:

       »So, jetzt fährt er.«

       Ende

      Der Jüngste Tag

       »Irgendwann wird es doch so sein, dass man alle Leichen verbrennen muss. Allein schon aus Platzgründen.«

       »Nein das glaube ich eigentlich nicht! Das geht schon deswegen nicht, weil manche Menschen ganz fest daran glauben am Jüngsten Tag wieder aufzuerstehen. Dazu brauchen sie ihr Gestell und das wäre nach einer Verbrennung nicht mehr da.«

       »Alles Spinnerei! Es gibt Religionen die eine Verbrennung sogar vorsehen und trotzdem wird der Gläubige diesen Termin nicht verpassen. Aber, was gäbe es für ein Gedränge auf der Erde, wenn es wahr wäre, alle Wesen die einmal gelebt haben würden wieder da sein. Man muss ja, wenn man überhaupt daran glauben will, davon ausgehen, dass nicht nur der Mensch aufersteht. Mit der Auferstehung am Jüngsten Tag hat der Herr ganz sicher alle Lebewesen gemeint.«

       »Ja, aber denken wir nur an den Menschen. Voll wie in der Ferienzeit im Freibad würde es. Körper an Körper oder Seele an Seele auf der ganzen Erde. Wenn der Platz überhaupt ausreichen würde. Das Gemälde von Ernst Bader ist da durchaus realistisch – Körper an Körper. Dann würden wir auch endlich den Homo erectus, den Urmenschen, zu sehen bekommen.«

       »Spinner!«

       »Dankeschön! Den vielen Bildern die den Jüngsten Tag darstellen nach zu urteilen, steigen ja alle aus dem Boden auf. Da aber nur der Mensch die Begabung hat zu malen, sind es auch nur menschliche Wesen, die teilhaben.«

       »Daran merkt der kritisch denkende Mensch: Hier stimmt etwas nicht! Warum sollte Gott Noah den Auftrag zum Bau der Arche gegeben haben? Noah wurde doch der Auftrag erteilt, von allen Lebewesen ein fortpflanzungsfähiges Pärchen in die Arche aufzunehmen. All die Mühe für Lebewesen, die am Jüngsten Tag dann doch verschwunden bleiben!«

       »Na ja, lass uns das Thema wechseln. Religion ist ein Feld der unendlichen Möglichkeiten. Ich persönlich glaube an ein höheres Wesen. Nicht an das Wesen, welches die Kirchen und andere religiöse Gemeinschaften der Erde vertreten wollen. Einfach an eine übergeordnete Macht.«

       »Damit sind wir beim nächsten Thema. Eigentlich wollte ich ja schlafen gehen.«

       »Sind wir jetzt im Weltall?«

       »Genau! Was hältst du von der ewig diskutierten Frage: Sind wir alleine oder gibt es noch andere Wesen im Universum? Ich will gar nicht von Intelligenz reden. Wer weiß schon, wo wir im Vergleich mit anderen Lebewesen mit unserer so genannten Intelligenz stehen würden! Aber glaubst du an UFOs?«

       »Eigentlich ja! Ich bin nicht so vermessen zu glauben, wir wären alleine. Jetzt wo wir Menschen mit den Ergebnissen von Hubble so langsam begreifen, welche Größenordnung das All aufweist, müssen wir fest damit rechnen nicht alleine zu sein. Und wenn schon! Ausgehend davon, dass solche Lebewesen eine andere Kultur haben, könnte die Menschheit nur davon profitieren. Vielleicht ist die Ankündigung des Jüngsten Tages nur der Hinweis auf die Wiederkehr von Besuchern. Keine Abrechnung einer Gottheit – die Guten nach links, die Bösen nach rechts!

       Ende

      Einschätzung des Alters

       Hermann antwortet auf die Frage einer Kollegin, die wissen will, wie er es hinbekommt, das Alter seiner Kunden richtig einzuschätzen. Er führt aus:

       Im Grunde ist es ganz einfach, verehrte Kollegin. Sie müssen nur auf die Gesichter achten. Ein junger erwachsener Mensch bestimmen wir das Alter »jung« zwischen 16 und 25 Jahre. Die Gesichtszüge sind offen und neugierig, immer nach oben gerichtet mit hellwachen Augen. Die nächste Generation von 25-35 Jahre. Gesichtszüge gerade liegend, Augen forschend aber lange nicht mehr hellwach. Menschen zwischen 35-45 Jahre: Gesichtszüge leicht nach unten gezogen, Mundwinkel und Augen. Erste Fältchen um die Augenhöhlen werden sichtbar. Bauchansatz oder Schlankheitswahn. In dieser Altersgruppe finden Sie die meisten Körnerfresser. Ja und dann geht es los! Menschen zwischen 45-55 Jahre. Gesichtszüge deutlich durchhängend. Augen blicken trotzig bis leer. Falten um die Augenhöhlen und um die Mundwinkel. Oder keine Falten da die Haut durch Fettpolster angespannt ist. Es wird kräftig eingefettet. Haare werden deutlich grau oder gehen aus. Um zu kaschieren, z.B. das Doppelkinn, wächst beim Mann ein 3-Tage-Bart. Das Make-up bei den Damen wird dicker aufgetragen und ist wesentlich aufdringlicher. Die Kleidung ist knapp bis einfach zu eng.

       Die Jahrgänge darüber setzen ihre Akzente mit tiefen Falten, strahlen aber eine wie auch immer geartete Lebenserfahrung aus. Das ist schon meine ganze Weisheit. Einige Punkte werden sich bei Ihrer Beobachtungsgabe im Laufe der Jahre wie selbstverständlich in ihr Hirn einbrennen. Sie teilen dann Ihre Kunden unterbewusst in Altersgruppen ein und liegen damit ziemlich richtig!

       Ende

      Sterbehilfe

       Gespräch unter Freunden.

       »Es ist eigentlich immer das gleiche Verhaltensmuster, welches der Mensch an den Tag legt. Ist er noch Jahre vom letzten Tag entfernt, schaut er nicht links und nicht rechts, will er die Schicksale der Artgenossen nicht wahrhaben oder glaubt fest daran, ihm könne so etwas nicht passieren. Der Gedanke an das eigene Ableben oder das der Vertrauten und Verwandten wird in den Hintergrund gedrängt. Natürlich, irgendwann einmal! Ist ja sowieso nicht zu ändern, wird oberflächlich behauptet.

       Wenn es dann eines Tages so weit ist, wird tief im Herzen der Funke Hoffnung gehegt und gepflegt. Keiner will wahrnehmen, was passiert, bis die letzte Stunde wirklich schlägt. Jeder glaubt bis zuletzt an ein Wunder.

       Aber da gibt es welche, die im vollen Besitz der geistigen Kräfte erleben, wie ihr Körper zerfällt. Sie möchten ihrem Leben ein Ende setzen.

       Sehnsüchtig erwarten diese Menschen den Tod, der durchaus unmenschlich lange auf sich warten lassen kann.

       Wie erleichternd wäre es im Kreise der Lieben eine alles beendende Spritze oder Tablette verabreicht zu bekommen. So rechtzeitig verabreicht, dass der Sterbende in der Lage ist, den eigenen Tod mit zu erleben.

       Aber nein, dem Menschen darf nicht dazu verholfen werden, sein Leben mit Würde abzuschließen. Das gilt als unmoralisch.

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