#4 MondZauber: VERGELTUNG. Mari März

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#4 MondZauber: VERGELTUNG - Mari März MondZauber

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Grönemeyer als Leutnant Werner an Bord von U 96. Allesamt keine besonders attraktiven Männer, was sie zu der Frage brachte: »Du musstest aber nicht mit einem der Kerle ins Bett, oder?«

      Miranda kicherte. »Und wenn, war das mein Privatvergnügen. Seeleute sind so hübsch hungrig.«

      Lyras Sinne schweiften zu dem Geruch nach gebratenem Fisch, den sie eben noch wahrgenommen hatte. War das nur Einbildung gewesen? Nein, es roch tatsächlich …

      Sie sprang auf, schaute sich hektisch in der kleinen Kabine um, fand eine Tür, an der kein grünes Schild angebracht war, das auf einen Fluchtweg hinwies. Dahinter entdeckte sie ein Waschbecken, eine Dusche und …

      Würgend riss sie den Toilettendeckel hoch und spuckte das Wasser wieder aus. Mehr hatte sie offenbar nicht im Magen. Wie auch – nach vier Tagen im Koma?

      Kalter Schweiß bedeckte ihren zitternden Leib. Vor der Tür hörte sie Dagur und Arnar lamentieren, ob es sich um Anzeichen einer Verwandlung, Genesung oder Seekrankheit handelte. Miranda war praktischer veranlagt. Sie kam in das winzige Bad, knallte die Tür hinter sich zu und half Lyra beim Aufstehen.

      »Kätzchen, du wirst jetzt duschen, deine Zähne putzen und dann besorgen wir dir was zu essen.«

      Beim letzten Wort musste Lyra erneut würgen, aber da war nichts, was sie hätte von sich geben können. Nur grüne Galle, die aus ihrer Kehle zum Wasser im Klosett spritzte. Keuchend tastete sie nach der Spülung. »Wo …?«, fragte sie und stöhnte. Miranda betätigte einen Knopf, woraufhin der Inhalt des Toilettenbeckens geräuschvoll abgesaugt wurde.

      »Ich kann nichts essen«, seufzte Lyra und zog sich das verschwitzte Shirt über den Kopf.

      »Doch, Kätzchen! Gegen Seekrankheit hilft am besten Essen. Gegen die Folgen eines massiven Blutverlustes ebenfalls, vom Biss einer Göttertochter mal ganz abgesehen.«

      Auf wackligen Beinen stand Lyra am Waschbecken und betrachtete das ausgemergelte Wesen vor sich im Spiegel. Sie sah echt scheiße aus. Ihr Blick senkte sich resigniert und blieb an ihrem rechten Unterarm hängen. Dort waren immer noch die Bissspuren zu sehen. Warum verheilten sie nicht?

      »Meinst du, ich bin jetzt auch infiziert wie Ian?«, fragte sie aus einem ersten Impuls heraus. Doch dann besann sie sich auf das, was Redrubi gesagt hatte.

      Keine Angst, Kätzchen, ich werde dich nicht zu einem Vampir machen. Du bist die Auserwählte, also wird dein magisches Blut meinen Liebsten zum Leben erwecken.

      Die Tochter der Geisterkönigin, jene fiese rothaarige Bitch, die mit ihnen spielte, als wären die Bewohner der magischen Welt nur Schachfiguren, lediglich Staubkörner in der Zeit, hatte Lyra fast zärtlich mit »Kätzchen« angesprochen.

      Wieso?

      War das wieder eines ihrer Spielchen gewesen oder steckte mehr dahinter?

      Im Nachhinein glaubte Lyra, etwas wie Dankbarkeit in Redrubis Augen gesehen zu haben.

      »Keine Ahnung, ob du jetzt infiziert bist, Kätzchen. Sag du es mir!«, erwiderte Miranda und half ihr beim Ausziehen. Fürsorglich hielt sie Lyras geschwächten Körper unter der Dusche, wusch ihr strähniges Haar und trocknete sie anschließend ab.

      »Ich bin dankbar, dass du noch lebst. Und ich hoffe, das bleibt so!«, murmelte Miranda wenig später, als sie Lyras Haar in ein frisches Handtuch wickelte und ihr eine Zahnbürste reichte. »Fürs Erste wäre ich glücklich, wenn du dir den Grind von den Zähnen schrubbst. Du riechst echt widerlich aus dem Mund.«

      Da war er wieder, Mirandas Sarkasmus. Wenigstens etwas Vertrautes, das Lyras Herz wärmte. Ihre Tante öffnete die Badtür und wies die Rabenbrüder an, etwas Essbares aufzutreiben. Während sie sprach, schaute sie zurück zu Lyra und fragte: »Das hier ist zwar nicht die AIDA, aber der Smutje an Bord kocht nicht schlecht. Hast du Appetit auf was Besonderes?« Miranda bedachte sie mit einem durchdringenden Blick und fügte dann hinzu: »Blut, Menschenfleisch oder so?«

      Lyra grinste, obwohl ihr nicht unbedingt nach Scherzen zumute war. Eine Sekunde horchte sie in sich hinein und wollte erspüren, ob da tatsächlich der monströse Drang war, ihre Zähne in etwas anderes als ein Kaninchen oder Reh zu rammen. Nein, da war nichts. Sie schüttelte den Kopf und versuchte es mit einem Lächeln. »Nee, ein rohes Stück Tier würde mir reichen.«

      »Jungs, sie ist immer noch eine Katze und kein Vampir. Also schaut mal, ob ihr in der Bordküche ein halbes Rind auftreiben könnt … ein Huhn vielleicht oder rohen Fisch.«

      »Ja, roh! Der Bratenduft bringt mich sonst gleich wieder zum Kotzen«, rief Lyra aus dem Bad und ließ sich müde auf der Toilette nieder. Egal, was die Rabenbrüder ihr brachten, sie musste es tapfer in sich hineinstopfen, dem Würgereiz trotzen und wieder zu Kräften kommen. Ihr Trip in die Marble Arch Caves war ein Desaster gewesen, völlig sinnlos. Sie hatten weder Blut noch Gewebeproben vom alten Cathán. Ganz im Gegenteil, der vergnügte sich jetzt mit Redrubi irgendwo. Und der junge Cathán spielte Gott und erschuf seine Armee der Untoten. Hatte er deshalb nur Teile des Urvampirs mitgenommen, weil Redrubi genau wusste, dass sie mit Lyras Blut ihren Liebsten zum Leben erwecken konnte?

      Aber was wollte der junge Cathán mit den Armen und Beinen des Urvampirs? Er war kein Wissenschaftler wie Lyras Großvater, sondern ein beschissener Fanatiker. Allerdings hatte sich etwas verändert, eine durchaus wichtige Variable im Spiel der Götter. Der junge Cathán wollte sich an seinem Bruder rächen, ja. Aber er inszenierte diesen Krieg doch auch, weil er glaubte, auf diese Weise Redrubi für sich zu gewinnen. Er wollte in die Fußstapfen seines Namensvetters treten. Nur ging das jetzt nicht mehr, da der alte Cathán wieder lebendig war.

      »Ach du heilige Scheiße!«

      »Was?«, fragte Lyra und leckte sich die Finger ab. Die Rabenbrüder hatten tatsächlich rohes Fleisch auftreiben können. Es war zwar gefroren gewesen, aber Miranda hatte es mit ein paar Flämmchen aus ihren Fingern aufgetaut. Lyra lehnte sich satt zurück und schaute ihre Tante an, die hektisch auf dem Display ihres Smartphones herumwischte.

      »Du weißt schon, dass die Internetgebühren auf hoher See ein Vermögen kosten?«, brummte Arnar und schaute angewidert zu den blutigen Resten des toten Tieres auf Lyras Teller. Diese tauchte ein weiteres Mal ihre Finger hinein und leckte das Blut ab. Dabei zwinkerte sie Dagur zu, der sich ein Lachen verkneifen musste. Lyra hatte erst Hannibal Lecter imitiert, dann Bram Stokers Dracula in theatralischer Geste. Nein, sie spürte keine Gier nach menschlichem Blut, dafür mit jedem Bissen Rind, wie die Kraft in ihren Körper zurückkehrte. Und deshalb gab sie sich der guten Laune hin und trieb ihre Scherze mit Dagur und Arnar, der sie immer noch skeptisch beäugte.

      »Keine Angst, ich werde dich nicht fressen.« Jetzt nahm Lyra den Teller und leckte ihn ab. Das wollte sie schon immer mal tun, und heute war ein guter Tag dafür.

      »DU wirst uns vielleicht nicht fressen, aber …«, murmelte Miranda, die plötzlich leichenblass war.

      »Was ist denn los?«, wiederholte Lyra ihre Frage. Die gute Laune war wie weggeblasen. Eine düstere Vorahnung durchfuhr sie wie ein eisiger Windzug. »Was ist passiert?«

      Miranda reichte ihr wortlos das Telefon.

      Das Grauen geht um in Spitzbergen!

      31. Dezember:

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