innen kommend, von der Seele her stammend. Wir können sagen, heute ist so etwas im eigentlichen Sinne nur noch deutlich vorhanden in gewissen Empfindungsworten, in gewissen Empfindungslauten oder -worten. Wollen wir einmal ein Beispiel studieren; gerade solch ein Beispiel kann uns vielleicht tief in das Wesen des Eurythmischen hineinführen. Sehen Sie, dasjenige, was wir das h nennen, wenn wir es aussprechen, wenn wir es nicht bloß hauchen, der h-Laut, das ist so etwas, was eigentlich mitten drinnensteht zwischen dem Konsonantischen und dem Vokalischen. Es ist das bei allem der Fall, was in einer gewissen Beziehung mit dem Atmen in Beziehung steht. Das Atmen wurde immer wie etwas empfunden, wo der Mensch zum Teil innerlich erlebt, zum Teil aber schon nach außen geht. Nun, dieses h, der einfache Hauchlaut, kann empfunden werden und wurde auch von den primitiven Menschen empfunden als die Nachahmung, die Gestaltung in der Luft, also die nachahmende Gestaltung in der Luft des Heranwehenden, so wie der Atem, die Atemluft heranweht, das Heranwehende. Also sagen wir: Das h kann man empfinden als das Heranwehende. – Alles, was erlebt wird als ein Heranwehendes, wird durch irgendein Wort ausgedrückt werden, in dem dieser h-Laut drinnen ist, weil das h selbst empfunden wird als das Heranwehende. Das u – also ein Vokal – kann empfunden werden als dasjenige, was seelisch-innerlich erkältet, versteift, erstarrt. So ist das innerliche Erlebnis des u, was erkältet, was versteift, erstarrt, wobei einen friert. Also u: das Erkältende, Versteifende. Und das sch, das ist das Wegblasende, alles, was etwas wegbläst, was man so empfindet als das Wegblasende, was vorüberbläst. In gewissen Gegenden sagt man, wenn ein kalter Wind bläst, heran-bläst, einen etwas erstarren, versteifen macht, wenn er da vorüber-bläst: husch-husch, husch-husch. In dem Empfindungswort, in der Interjektion, haben Sie noch vollständig das durchfühlte h u sch drinnen: husch-husch. In der Ursprache waren alle Worte Interjektionen, Empfindungsworte. Nun wollen wir einmal eine andere Zusammenstellung von Lauten machen. Nicht wahr, Sie kennen alle das r, das, was man das r-r-r nennt. Erlebt wird richtig das r, wenn man es als das Drehende empfindet, das r als ein Rad empfindet: r-r-r. Also das r ist das Wälzende, Drehende; alles das, was irgendwie den Eindruck macht, daß es rrrt. Das Drehende, Walzende, Rollende. So muß es gedacht, angeschaut werden: Von dem a sprach ich schon gestern. a, habe ich gesagt, ist die Verwunderung. Das sch haben wir schon; das ist das Wegblasende, das Vorbeiblasende. Und jetzt empfinden wir das Wort »rasch«. Sie können es anschauen – wenn etwas rasch ist, so wälzt es sich vorbei, es verursacht einige Verwunderung und geht fort, wird weggeblasen: rasch. Sie sehen also, es kann sich schon darum handeln, in den Konsonanten überall die Nachahmung von irgendetwas zu empfinden. In dem r das Wälzende, Rollende, Sich-Drehende; in dem a (vokalisch) das innere Verwundern; in dem sch das, was weggeht, was vor-übergeht. Sie werden jetzt empfinden, daß es eine gewisse Berechtigung hat, von einer Ursprache zu sprechen, denn Sie werden empfinden, wenn die Menschen ganz richtig die Laute durchführen würden, so würden sie alle gleich reden; sie würden dann naturgemäß aus ihrer Organisation heraus alles in gleicher Weise bezeichnen. In der Tat, so etwas – es zeigt uns das die Geisteswissenschaft – gab es einmal auf der Erde, und es ist nicht bloß Mythe, Legende, als Mythe, Legende kennen Sie es ja alle, es ist nicht bloß Mythe, Legende, sondern es ist etwas, was wirklich allen Sprachen zugrunde liegt, eine in dieser eben geschilderten Weise aufgebaute Ursprache. Wenn man auf gewisse Tatsachen des Lebens sieht, wie sie mit ungeheurer Weisheit in Parallelbenennungen auftreten, so wird man außerordentlich überrascht von der Weisheit, die da waltet in dem ganzen Werden zum Bespiel des Menschen, überhaupt in dem Werden der Welt. Bedenken Sie doch nur einmal das Folgende – es ist keine Spielerei, die ich da vorführe, sondern es rührt von einer wirklichen Urempfindung der Menschen her. Gerade für den, der wirklich über Erkenntnisprobleme nachdenkt, werden eben gewisse Dinge, die intimer, möchte ich sagen, drinnen-stehen im Leben, Probleme, werden Rätsel, an denen der andere Mensch einfach grobschlächtig vorbeigeht. So kann es einem schon zum Rätsel werden, daß eine Parallelbenennung existiert zwischen Muttermilch und Muttersprache. Daß man nicht Vatermilch sagt, ist begreiflich; aber daß man nicht Vatersprache sagt, das ist schon weniger begreiflich. Was ist da die Parallelbenennung: Muttermilch und Muttersprache? Für solche Dinge gibt es durchaus überall innere Gründe; wenn auch die äußeren Gründe manchmal blendend bewiesen werden können, aber für diese Intimitäten des Werdens in der Menschheit gibt es überall innere Gründe. Wenn das Kind zur Welt kommt, sorgt die Muttermilch für die Gestaltung des physischen Leibes am besten. Die Muttermilch sorgt für die physische Gestaltung des Leibes am besten. Hätten wir dazu die Zeit, so könnten wir das ja auch tun, doch gehört es eigentlich nicht in die eurythmischen Vorträge, wenn wir untersuchen würden richtig, aber nicht tot-chemisch, sondern lebens-chemisch, die Muttermilch, so würden wir schon finden, warum die Muttermilch gerade am besten in der ersten Lebensepoche den physischen Leib des Menschen ernährt, durchgestaltet müßte man eigentlich sagen, wenn man medizinisch-naturwissenschaftlich richtig spricht, durchgestaltet. Das ist das erste, die Muttermilch, die gestaltet den physischen Leib. Und die Muttersprache – wir haben gestern gesagt, die Muttersprache ist der Ätherleib – , die gestaltet wiederum weiter den Ätherleib. Daher diese Parallelbenennung. Da kommt zuerst der physische Leib dran mit der Muttermilch; dann kommt der Ätherleib dran mit der Muttersprache. In solchen Dingen ist schon eine tiefe Weisheit; sowohl in derjenigen Wortgestaltung, die auf frühe Zeiten zurückgeht, wie auch in manchen sprichwörtlichen Anschauungen finden wir tiefe Weisheiten. Wir dürfen nicht alles, was zum Beispiel in Volkssprichworten auftritt als Weisheitssprüche, etwa bloß als Aberglaube ansehen, sondern da sind manchmal großartige, bedeutsame Traditionen drinnen. Nachdem ich Ihnen dieses gesagt habe, Ihnen dasjenige anschaulich gemacht habe, was eigentlich gemeint ist, wollen wir jetzt an die Charakteristik des Wesens der Laute gehen. Wenn wir verstehen, was die Laute darstellen, wie die Vokale das innere Erlebnis, die Konsonanten das Nachbilden des Äußeren darstellen, wenn wir verstehen, wie das im Einzelnen der Fall ist, dann werden wir auf der einen Seite an das Künstlerisch-Eurythmische, auf der zweiten Seite an das Pädagogisch-Eurythmische, auf der dritten Seite an das Heilpädagogische der einzelnen Laute herangeführt. Ich werde jetzt sozusagen alles, was es gibt, zu Hilfe nehmen, um Ihnen die einzelnen Laute in ihrer Wesenheit vor Augen zu führen, damit Sie dann die Gestaltungen, die wir eurythmisch suchen für diese Laute, morgen in ganz verständnisvoller Weise aufnehmen können. Beim a haben wir schon gesagt: Verwunderung, Erstaunen. Beim b – ich habe auch gestern schon darüber gesprochen – ist überall eine Nachahmung von etwas, das einhüllt, das Schutz vor dem Äußeren gibt; b ist das Einhüllende. Das können Sie noch im Buchstaben b verfolgen; nur in den neueren, modernen Buchstaben ist im B das Einhüllen doppelt darinnen: einmal einhüllen, noch einmal einhüllen. Das b ist immer ein Einhüllen, ein Schutzgewähren; ganz grob dargestellt: das Haus, in dem man darinnen ist. Das b ist das Haus. Ich will also jetzt die deutschen Buchstaben nehmen; wir könnten ebensogut ältere nehmen, aber wir wollen ja jetzt die Lauteurythmie an Hand der deutschen Buchstaben, der deutschen Laute haben, und so wollen wir charakterisieren nach dem, wie die deutschen Buchstaben, die deutschen Laute eigentlich in ihrem Wesen sich offenbaren. Wenn Sie dann zum c kommen, ich will natürlich nicht bei den einzelnen Lauten auf die Buchstabenformen eingehen, die sind vielfach korrumpiert, die geschriebenen Buchstaben brauchen uns für das Eurythmische nicht zu interessieren: Sie werden in dem Laute c empfinden, c-c, daß da etwas nachgeahmt wird, was in Bewegung ist. Man wird nicht fühlen können, daß dasjenige, was man mit dem Laute c nachahmen will, in Ruhe ist: c, es ist ein Stoßen; aber wenn Sie innerlich erfühlen, was in dem c liegt, so wird Ihnen auffallen, daß Sie sich unmöglich vorstellen können, wenn Sie c, c sagen, daß Sie etwas Schweres haben. Sie werden nicht auf die Idee kommen, daß Sie mit dem c nachahmen sollen, wenn Sie es so handhaben, daß Sie schwitzen dabei. Das läßt sich nicht in diesem Laute nachahmen. Es läßt sich nur dasjenige nachahmen, was nicht schwer, sondern was leicht ist. Die Eigenschaft des Leichtseins, die wird nachgeahmt in dem c-Laute. Ich kann also einfach sagen: In dem c wird nachgeahmt das Leichtsein. Sie können, wenn Sie eingehen auf solche Intimitäten des Lautens, des Lautierens, Sie können schon empfinden, was Sie tun würden, wenn Sie, sagen wir, wie man es manchmal im Zirkus sieht, Kugeln haben, scheinbare Eisenkugeln, wo draufsteht »1000 kg« – dann hebt sie der Clown rasch auf! Nehmen Sie einmal an, Sie würden in dem Glauben, da wäre eine Eisenkugel mit tausend Kilo, die, sagen wir, wenigstens zehn Kilo wiegt, Sie würden herankommen, sie aufheben und Sie werden so etwas Ähnliches ausstoßen wie den Laut c-c. Die Natur macht es auch, denn das Niesen ist fast dem c ähnlich. Das Niesen ist eine Erleichterung. Und die alten Okkultisten haben gesagt: Das c, das ist in dem Urworte der Regent für