Sinja und der siebenfache Sonnenkreis. Andreas Milanowski

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Sinja und der siebenfache Sonnenkreis - Andreas Milanowski Sinja

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ist ja gut! Das kenne ich auch, von der Geige. Aber ich meine etwas Anderes.“

      „Und das wäre?“, fragte Pauline. Ihre Ohren schienen vor lauter Neugier groß zu werden wie Salatblätter.

      „Einen Glissando benutzen die Elfen in Dorémisien als Botenvogel. Hatte ich dir, glaube ich, mal erzählt“, antwortete Sinja, etwas verlegen.

      „Oh je! Sinjas Märchenstunde! Ist das wieder eine deiner Fantasy-Geschichten? Dann bin ich

      direkt raus. Ich hab´ nämlich heute schon genug Märchen gehabt. Drei Stunden Mozart reichen mir.“

      „Ich sagte, ich dachte…!“, knurrte Sinja beleidigt. „Du bist vielleicht `ne Freundin! Glaubst du mir etwa nicht?“

      3 (2/2)

      Pauline verdrehte die Augen. „Und woran bitte erkenne ich so ein Wundertier? Vielleicht kann ich dir ja beim Suchen helfen!“ Sie fror und wollte nach Hause. Ganz sicher hatte sie keine Lust, jetzt nach einem Botenvogel aus Dorémisien zu suchen, was auch immer das sein sollte.

      „Sie sehen aus wie Spatzen“, beschrieb Sinja. „Kleine, graubraune Vögelchen. Nur flattern sie viel schneller, ungefähr so, wie ein Kolibri…und sie haben meistens ein kleines Röhrchen am rechten Bein. Damit überbringen sie Nachrichten. Daran kannst du sie gut erkennen, ein kleines, weißes Röhrchen. Manchmal, wenn es schnell gehen muss oder kein Röhrchen zur Hand ist, kriegen sie auch einfach nur einen Zettel ans Bein gebunden.“

      „Sinja“, sagte Pauline „irgendwie habe ich gerade den Verdacht, dass du mir was ans Bein binden willst. Das ist eine ziemlich merkwürdige Geschichte, findest du nicht?“ Sie dachte nach. „Gut! Wir gucken also jetzt, hier in der Dunkelheit, in der Eiseskälte, vor dem Eingang des Opernhauses, nach einem klitzekleinen graubraunen Vogel, den man wahrscheinlich schon tagsüber kaum sieht, der total schnell flattert und ein Röhrchen oder einen Zettel an der Backe hat?“

      „Am Bein!“

      „Ist ja gut! Dann eben am Bein! Und wenn wir ihn sehen, gucken wir böse, sagen Halt! Glissando! Keinen Schritt weiter! Dann nehmen wir ihn gefangen, foltern ihn und quetschen die Botschaft aus ihm heraus, die er uns bringt, beziehungsweise dir, weil…ich bin ja raus. Du weißt schon – wegen der Märchen. Wie gut, dass der Platz hier wenigstens beleuchtet ist. Sag mal, Sinja Wagemut…bist du sicher, dass nicht bei dir gerade was flattert?“

      „Ja, absolut sicher! Warum nimmst du mich nicht ernst? Da war etwas, was nicht in diese Welt gehört und so, wie es aussah, vermute ich, dass es ein Glissando war. Warum ist das so schwer zu verstehen?“

      „Weil ich nicht mehr ans Christkind glaube, verdammt noch mal!“ Pauline wurde unwirsch. „Ich weiß, wer die Geschenke unter den Baum legt!“

      „Siehst du…und ich weiß, dass es Dorémisien gibt! Ich bin dort schon gewesen. In Königin Myrianas Reich. Und das hat mit dem Christkind aber sowas von gar nichts zu tun.“

      „Und da willst du jetzt unbedingt wieder hin?“, fragte Pauline, immer noch ungläubig. Normalerweise war sie die Ruhigere der beiden Mädchen. Die, die sich alles anhörte, sich ihre Gedanken machte und lieber nichts sagte, als etwas Falsches. Aber das hier….das nervte sie doch gewaltig. Sinja immer, mit ihren Geschichten. Manchmal war ihre Freundin verdammt anstrengend.

      „Das weiß ich noch nicht“, antwortete die. „Wenn das, was ich gesehen habe, wirklich ein Glissando war, dann bedeutet das, dass sie Kontakt suchen. Dann muss ich rauskriegen, was sie von mir wollen.“

      „Aha, sie wollen Kontakt? Du glaubst das wirklich, was du da erzählst, nicht wahr?“

      „Ja, natürlich! Du nicht?“ Sinja lächelte Pauline verschämt von der Seite an.

      „Und wer will Kontakt mit dir aufnehmen?“

      „Ich nehme an, die Elfen. Emelda, Amandra, Gamanziel. Vielleicht auch einer der Jungs. Ich weiß es nicht. Das muss ich herausfinden.“

      „Und wie willst du das anstellen?“, fragte Pauline.

      „Der Vogel“, antwortete Sinja, „ich muss wissen, ob er eine Nachricht für mich hat.“

      „Wird schwierig“, bemerkte Pauline, „hier ist nichts mehr!“

      „Ja, er ist weg. Wahrscheinlich haben wir ihn mit unserem Geschwätz vertrieben.“

      4 Flöte und Bogen

      Einige frühe Sonnenstrahlen brachen durch das bunte Blätterdach und tauchten die kleine Waldlichtung in freundliches Morgenlicht. Wie ein warmer Wind wehte eine Flötenmelodie um die seltsamen Gewächse herum, die die Lichtung umstanden. Der Klang der Flöte verband sich mit dem Zwitschern eines Vogels in den hohen, bunten Bäumen. Die Melodie strich am Ufer des Bächleins entlang, das, halb von silbrig - blaugrün schimmerndem Moos bedeckt, durchs Unterholz plätscherte. `Nachmittag eines Fauns´, ein Stück von Claude Debussy, einem Komponisten aus der anderen Welt. Ein Nachmittagsstück am frühen Morgen, das brachte natürlich nur einer fertig. Bald jedoch erfüllte die zauberische Musik die gesamte Lichtung. Ein milder, leichter Wind ließ die Blätter leise rascheln und vermischte sich mit den süßlich-verführerischen Klängen. Magie lag in der Luft. Seltsame Wesen, die aussahen wie zu groß geratene Eichhörnchen und, in einiger Entfernung, ein Reh mit seinem Kitz blieben in der Bewegung stehen, verharrten schweigend und lauschten dem wundersamen Spiel. Schmetterlinge, groß wie eine Hand, tanzten über die Lichtung im Rhythmus der Musik. In ihren bunten, durchscheinenden Flügeln brachen sich immer wieder, für Bruchteile eines Augenblicks, die Strahlen der Sonnen. Sie zauberten glitzernde Lichtperlen auf die Blätter der Bäume und die riesigen Farngewächse der Umgebung. Klingender, glitzernder Friede. Ein Friede, der jäh gestört wurde.

      Der Pfeil blieb surrend im mächtigen Stamm eines der Bäume stecken. Schlagartig brach die Musik ab. Das Geschoss hatte den Flötenspieler um wenige Zentimeter verfehlt. Fast hätte der Pfeil seine Nase gestreift. Ferendiano drehte langsam seinen Kopf in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen war.

      „Bist du irre, Schwester?“, polterte er wütend los, als er die Absenderin erkannt hatte.

      „Mach nicht so ein Theater“, entgegnete die Angesprochene. „Hätte ich dich treffen wollen, dann hätte ich dich getroffen. Das weißt du ganz genau.“

      Emelda machte eine Hechtsprung, rollte ab, dann eine Rolle seitwärts auf dem weichen Moosboden.

      „Kein Grund, mich so zu erschrecken!“

      „Ich muss trainieren und immer nur auf Scheiben schießen ist mir zu langweilig!“

      „Na fein! Und da hast du dir mich als Ziel ausgesucht?“, rief der Elf entrüstet. „Das ist ja wohl das Allerletzte!“

      „Nicht dich, Bruder! Faltram ist mein Ziel! Der alte Baum!“

      Sie sprang auf, schlug zwei, dreimal mit ihren Flügeln, spannte in der Bewegung ihren Bogen erneut, blieb für einen Moment fast waagerecht in der Luft stehen und feuerte einen weiteren Pfeil in das mächtige Gehölz. Mit einem `Grrrrr´ blieb dieser unmittelbar neben dem ersten Pfeil in der Baumrinde stecken, sodass die Spitzen der beiden Geschosse einander im Holz berührten. Ein dritter, ein vierter, ein fünfter Pfeil folgten

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