"I"- Achtung Spyware!. Til Erwig
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Til Erwig
"I"- Achtung Spyware!
oder Wer wir noch alles sind
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Inhaltsverzeichnis
„I“
ACHTUNG SPYWARE !
oder wer WIR noch alles sind!
Roman
von
Til Erwig
Eine Gesellschafts- und Fernsehkritische Roman Satire mit kaum vermeidbar biographischen Zügen und einem fiktiven Protagonisten unbekannter Herkunft
ISBN 978-3-7380-2230-8
Läuft bei dir ...
sagt mein Wohnungsnachbar und beweist damit, dass er sich nicht nur auf
hippe Kleidung versteht und schon am frühen Morgen gut riecht, sondern
auch im Jahr 2018 umgangssprachlich auf der Höhe ist. Dabei ist der Mann schon deutlich über die erste Jugend hinaus. Ich übrigens auch. Höchste Zeit also, sich ein wenig mit der Vergangenheit zu beschäftigen und in diesem Zusammenhang auch gleich mit der Zukunft über die wir ja tagtäglich nörgeln, quatschen, diskutieren und streiten im Netz, in Foren, in Talkshows, Mails, getwittert, per SMS und manchmal sogar noch als Leserzuschrift in der seit Jahren abonnierten Tageszeitung. Was mir im Augenblick dazu einfällt ist ein Zitat von Mark Twain :
„Wenn einer eine Idee hat, ist er ein Spinner, bis die Idee Wirklichkeit wird“.
Läuft bei dir...?
1 AUSWÄRTSBESUCH
Ein Unwetter in dieser krassen Form mit vielzackigen, kunstvoll ineinander verflochtenen Blitzen, explosionsartigem Donnergrollen und nachfolgendem sintflutartigem Regen würde normalerweise jede stickige Atmosphäre auf diesem Planeten reinigen. Die dicke Luft in ´Schnurres Modelädchen` bleibt davon unberührt. Zu groß sind die Alltagssorgen der Besitzer, die sich seit Jahren gegen die Übermacht global aufgestellter Konzerne wehren und nicht wahrhaben wollen, dass die kleine Firma aufgrund der immer größer werdenden Finanznöte unausweichlich auf den Konkurs zusteuert. Heute Abend ist wieder mal ein allerletzter Versuch angesagt, das Ruder durch einen Kreativeinfall herumzureißen. Alle Familienmitglieder sind widerwillig beteiligt obgleich schon jetzt abzusehen ist, dass diese Aktion nicht einmal dazu beitragen kann das fehlende „ l “ in der in simpler Handschrift gehaltenen Leuchtreklame von Schnurres Mode.ädchen zu ersetzen. Das Geschäft, an einer der verkehrsreicheren Straßen in einem unattraktiven Vorort von Berlin gelegen, wirkt altmodisch. Veraltet ist auch die Dekoration mit den hölzernen, starr und unpersönlich dreinblickenden Schaufenster Puppen, die mit einem nicht genau definierten Trachtenlook, irgendwas von nördlicher Waterkant und südlichem Bayernland, bekleidet sind. Gemessen an den neuen, riesigen Einkaufscentren am Potsdamer Platz oder den genial irrwitzigen Dekorationen im Berliner „Bikini“, gegenüber der berühmten, nun renovierten Gedächtnis Kirche, darf sich keiner wundern, wenn in diesem altmodischen Laden mit seiner uralt Aufmachung kaum jemand einkaufen möchte. Bis auf ein paar alte Stammkunden vielleicht, die noch den früheren Besitzer des Modelädchens kannten, den Vater von Monika Schnurre, und die dem Geschäft aus welchen nostalgischen Gründen auch immer bis heute die Treue hielten.Und doch fehlt bei ´Schnurres Mode.ädchen` eben nicht nur das „l“ – da ist noch etwas anderes, etwas das schwer zu beschreiben ist. Es ist möglicherweise nur ein Gefühl, eine Einbildung, vielleicht auch ein Geheimnis, eine uralte Verwünschung, ein Zauber oder eine Bedrohung, eine Ahnung von einem Schicksalsschlag, der irgendwie ständig zu spüren ist, eine dunkle Wolke, die unsichtbar in der Luft liegt wenn der Betrachter aus der Dunkelheit kommend auf die beiden Schaufenster zugeht um einen verstohlenen Blick hineinzuwerfen. Heimlich, oder sogar unheimlich, denn drinnen im Geschäft tut sich etwas, das zwar ganz normal aussieht, aber trotzdem anders ist als anderswo in Modegeschäften zu nachtschlafender Zeit, bei einem Unwetter mit Blitz und Donner, begleitet von einem Regenguss wie aus Eimern. Dabei ist zunächst nichts Besonderes zu sehen: denn Schnurres dekorieren nur um. Und die ganze Familie hilft dabei. Dass Kinder den Eltern freiwillig bei der Arbeit helfen ist eher ungewöhnlich heutzutage und hierzulande und lässt auf ein intaktes Familienleben schließen. Das täuscht. Vater Bernhard und Tochter Amelie statten eine nagelneue Mädchenpuppe mit stylisch jugendlichen Klamotten aus. Ein Ohr der Puppe ist sogar mit einem Ring gepierct, was als Hinweis auf einen neuen Trend im alten Modelädchen zu werten ist, nämlich die längst überfällige Anpassung an die modische Glitzerwelt mit Strass und Glas, mit farbenfrohen Tätowierungen und Piercings an Armen und Beinen und Gesicht und Hals und Po und an vielen anderen Stellen unterhalb der Gürtellinie. Vater Bernhard trägt blütenweiße Handschuhe um die Puppe ja nicht zu beschmutzen. Amelie dekoriert konzentriert und hingebungsvoll, zugleich aber auch irgendwie gelangweilt. Die Revolution im Modelädchen war offenbar ihre Idee. Bruder Mick, um 5 Jahre jünger als Amelie, ist ein selbsternannter Computer Experte und geht ebenfalls ganz in seiner