Doppelt. Norman Dark
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Norman Dark
Doppelt
Dwukrotnie
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Inhaltsverzeichnis
EPILOG
Der selbstbewusste junge Mann machte sich keine Gedanken, warum diese Traumfrau ausgerechnet ihm gegenüber besonders zugänglich war, denn er hielt sich für unwiderstehlich, und sein Erfolg bei Frauen gab ihm Recht. Seine sogenannten Freunde sahen das realistischer.
»Die könnte doch ganz andere haben«, sagte der eine, »ich schätze mal, zwei Drittel des männlichen Publikums haben ein Auge auf sie geworfen. Dass sie gerade dich ausgewählt hat, muss irgendwelche finsteren Gründe haben. Pass bloß auf deine Brieftasche auf.«
»Genau, solche Frauen sind wie Dynamit. Wenn man ihnen zu nahe kommt, platzt die Bombe«, meinte ein anderer.
»Ihr spinnt ja. Nicht jede Frau steht auf oberflächliche Schönlinge. Manche sehen auch hinter die Fassade.«
»Und das hat sie mit Kennerblick erkannt? Ihr habt nicht mehr als ein paar Worte miteinander gewechselt, wenn ich das richtig beobachtet habe. Da muss sie schon hellseherische Fähigkeiten haben. Vielleicht arbeitet sie aber auch im Krankenhaus und hat den Röntgenblick.«
»Ihr seid bloß neidisch, weil sie euch links liegen lässt. Vielleicht hat mich eine Freundin ihr empfohlen. Ich bin ziemlich gut im Bett, auch wenn ihr euch das nicht vorstellen könnt.«
»Wenn man auf die schnelle Nummer steht, mag das stimmen. Ich wette, sie hat schon die Kurve gekratzt, so lange, wie die schon im Waschraum ist.«
»Nein, die muss den ganzen Kitt erneuern, der beim Tanzen abgegangen ist.«
Alle johlten, was ihnen förmlich im Hals stecken blieb, denn kurz darauf kehrte die schöne Fremde zurück und zog ihr Opfer erneut auf die Tanzfläche. Der DJ spielte gerade etwas Langsameres. Die beste Gelegenheit für die geheimnisvolle Frau, sich lasziv in den Hüften zu wiegen und sich selbstvergessen im Takt der Musik zu bewegen. Andere junge Frauen begannen, es ihr nachzumachen, damit ihre Begleiter oder Tanzpartner wieder Blicke für sie hatten.
»Wollen wir nicht langsam gehen? Wir könnten bei mir zu Hause noch weitertanzen«, sagte er und konnte seine Erregung kaum verbergen.
»Wenn du auch etwas zu trinken im Kühlschrank hast, hätte ich nichts dagegen. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass wir Besseres zu tun hätten als Tanzen«, hauchte sie ihm mit verführerischem Timbre in ihrer Stimme ins Ohr.
»Dann komm! Mein Wagen steht nicht weit von hier.«
Als beide den Club verließen, folgte ihnen eine Vielzahl neidischer Blicke. Keiner hatte so recht geglaubt, dass die Schöne wirklich mitgeht und es sich nicht im letzten Moment noch anders überlegt. Hätten allerdings alle den Ausgang des Abends zu diesem Zeitpunkt schon gekannt, hätten sie statt Neid allenfalls nur Mitleid empfunden.
Einige Querstraßen weiter bestieg das Paar einen silbergrauen Škoda Octavia. Schon vor dem Abfahren wollte der aufgestachelte junge Mann seine schöne Begleiterin küssen, doch sie entzog sich ihm sanft.
»Gemach, gemach, wir haben doch noch die ganze Nacht«, säuselte sie und warf ihre kastanienbraune Mähne in den Nacken, wobei sie ihr schweres Parfüm verströmte, das ihm förmlich die Sinne raubte.
Die Fahrt ging dann in die Leszno-Straße im Stadtteil Wola, der sich westlich an die Innenstadt angliederte. Das schmutzig graue Haus, das immerhin schmale Balkone aufwies, lag mitten im ehemaligen Warschauer Ghetto. Im Erdgeschoss befand sich ein portugiesisch-polnischer Supermarkt, das ehemalige Kino Femina für das weibliche Publikum, wie die Leuchtreklame noch immer verkündete. Im September 2014 war das Aus für das bis dahin älteste noch in Betrieb befindliche Kino Warschaus gekommen.
Doppelt trübe Gedanken, die so mancher Frau die Lust an dem Schäferstündchen verdorben hätten. Nicht so der geheimnisvollen Fremden, deren Ziele mehr als gut zu der tristen Stimmung passten.
In der Wohnung in der zweiten Etage war sie weniger prüde als im Auto. Sie nahm das begehrliche Abtasten ihrer tadellosen Figur und die gierigen Küsse gelassen hin und riss ihrem Sexualpartner sogar das Hemd über der Brust auf. Freilich nur, um ihn kurz darauf wieder abzuwehren. Eine Taktik, die Männer zur Raserei bringen konnte, besonders, wenn sie es kaum abwarten konnten, ihr Lustobjekt zu überwältigen.
»Komm, gib uns erst einmal etwas zu trinken. Und dann willst du bestimmt vorher noch ins Bad, um dich frisch zu machen?« Die Fremde formulierte ihre Frage wie eine Feststellung oder Anweisung, sodass ihr Gegenüber, das ohnehin schon Wachs in ihren Händen war, wie ein braves Kind folgte. Er holte eine Flasche Champagner aus dem Kühlschrank und goss nach dem Entkorken in zwei hohe Sektflöten ein. Dann prostete er ihr zu und nahm Kurs auf das Bad.
»Ich gehe dann mal unter die Dusche. Du willst nicht eventuell mitkommen?«
»Später, nicht alles auf einmal.«
Als im Bad das Wasser rauschte, nahm die Fremde ein Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit aus ihrer Handtasche und ließ den Inhalt in das Glas ihres Gastgebers laufen. Dann lehnte sie sich entspannt zurück und wartete ab.
Der junge Mann kam kurz darauf splitternackt in den Wohnraum und stellte erfreut fest, dass seine Eroberung sich ihrerseits ihrer Oberbekleidung entledigt hatte. Sie saß in schwarzer Reizwäsche und Strapsen da, und sowohl ihre Haltung als auch ihr Gesichtsausdruck waren eine einzige Aufforderung.
»Lass