Geheimauftrag für Sax (1). H. Georgy
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Читать онлайн книгу Geheimauftrag für Sax (1) - H. Georgy страница 15
„Einen Vodka?“ fragte sie, zu ihm hinüber blickend. Er nickte, ersparte es sich aber, ihr eine Marke zu nennen oder gar seine bevorzugte Longdrink-Rezeptur, da er nicht davon ausging, dass in der überschaubaren Zimmerbar Kraftbrühe vorrätig sei. „Nur mit Crushed-Eis, wenn es geht“, fügte er aber hinzu.
„Sie sind ein Vodka-Typ, dachte ich es mir doch.“
„Sie haben eine gute Menschenkenntnis!“
„Die muss man haben in meinem Gewerbe.“
„Was da wäre?“
„Ich begleite Geschäftsleute zu offiziellen Anlässen.“
„Und zu mehr, wenn es sein muss?“
„Nur wenn es mir gefällt.“
„Und Novotny?“
„Ein einsamer Mann. Keine Familie, zumindest ja bislang. Monatelang auf See. Da braucht er einen Ausgleich. Wenn Sie verstehen, was ich meine.“
„Bin ja auch ein Mann.“
„Unübersehbar.“ lachte sie kurz, wurde aber gleich wieder ernst.
„Sie und Novotny treiben´s also miteinander, wenn er hier in Hamburg ist, und wenn er nicht da ist, kümmern Sie sich um das Haus. Weiß er, was sie beruflich machen?“ Freysing brachte Dinge sehr gerne sehr schnell auf den Punkt.
„Natürlich. So habe ich ihn ja kennengelernt. Er rief irgendwann bei der Agentur an und brauchte eine Begleitung für einen gesellschaftlichen Anlass, irgendeine Offiziers-Verabschiedung. Es blieb nicht bei dem einen Mal.“
Auch darüber, dachte Freysing, stand nichts im Dossier. Der Kapitän war sehr diskret vorgegangen. Und Lena war es von Berufs wegen ohnehin.
„Auf gewisse Weise habe ich mich tatsächlich in ihn verliebt.“ fuhr Lena fort. „Willy gibt mir das Gefühl, etwas anderes zu sein als eine berufsmäßige Mätresse.“
„Und Helga? - Sie kam mir vor wie eine Animierdame, als sie mich in der Bar abschleppte.“ Mit der Vermutung provozierte er bei Lena ein kurzes auflachen.
„Das war sie auch mal. Vor vielen Jahren. Das verlernt man nicht. Dann hat sie einen Steuerberater bezirzt und ihn geheiratet. Von ihm lernte sie alles über Geschäftsführung und einige wirklich wichtige Leute in Hamburg kennen. Die Ehe ist wieder auseinandergegangen, aber mit dem Geld, das er ihr aus dem Ehevertrag zahlen musste, gründete sie den Begleitservice.“
Sie hatte mit einem mechanischen Haushaltshelfer Eis aus einem Minicooler gecrushed und hantierte nun mit den Getränken an der Bar; Freysing hielt sie im Auge, nicht das etwas im Glas landete, was dort nicht mit hinein gehörte.
„Ich hab dann bei ihr angefangen. Damals brauchte ich das Geld, später machte ich es, weil es sehr viel Geld war und ich es sehr leicht verdienen konnte. Heute mache ich es nur noch gelegentlich, wenn mir danach ist und ich mir ein kleines Extra gönnen will. Willy ist mein ruhender Pol.“
Lena hatte nun die Drinks gebracht und nutzte die Gelegenheit, neben ihm auf dem Sofa statt gegenüber im Sessel Platz zu nehmen. Sie reichte ihm sein Glas, sie tranken und sie plauderte ein wenig weiter über die Vergangenheit. Er erfuhr unter anderem, dass sie das bunte Ergebnis (sie gebrauchte tatsächlich diesen Begriff) einer festen Liaison zwischen der schwarzen Tochter eines US-Soldaten aus South-Carolina und einem Mannheimer Werbegrafiker sei, die 2001 in die Staaten gegangen waren, wo auch der Großvater noch lebte.
Unwillkürlich musste „Sax“ an seine eigene Zeit in den USA denken, wurde aber sogleich davon abgelenkt. Er konnte ihr Parfum wahrnehmen. Es war „Thrill Woman“ von Joop, aber nur ein unaufdringlicher Hauch - wenn er sich noch auf seinen Geruchssinn verlassen mochte.
„Jetzt sind wir aber weit vom Thema abgekommen...“ sagte sie schließlich und blickte ihn an. Zum ersten Mal in dieser Nacht betrachtete er sie ganz als reife Frau. Sie besaß etwas äußerst anziehendes. Unter ihrem rosafarbenen, eleganten Sari zeichneten sich ihre Brüste ab, groß, rund, stramm und sehr weiblich. Er bemühte sich, cool zu bleiben, war aber auf einmal wie elektrisiert.
„…und es ist spät geworden!“ ergänzte er daher. „Ich sollte jetzt allmählich gehen.“ Er sagte es, obwohl er sich in der Gesellschaft von Lena direkt sehr wohl gefühlt hatte. Sie war sehr schnell für sich einnehmend; eine Voraussetzung für ihren Job.
„Um diese Uhrzeit braucht es eine Ewigkeit, bis hier draußen ein Taxi kommt.“ entgegnete sie.“ Es war eine eindeutige Einladung. In der Tat zeigte die alte Standuhr in einem Winkel des Raumes mittlerweile 2:10 Uhr in der Früh.
„Was ist mit Vaclav?“
„Der schläft längst. Im Gästezimmer. Und er hat einen festen Schlaf!“
Sie lehnte sich plötzlich an ihn. Er legte den Arm um sie, wie, um sie vor einem imaginären Feind zu schützen. „Sie sind ein sehr einfühlsamer Mann, Günter Freysing!“ sagte sie dann leise. „Sie wissen, was eine Frau wann braucht.“
Sie schien auf einmal ganz die „professionelle“, ohne anstößig zu wirken.
Noch eine ganze Weile saßen sie im Wohnzimmer, leerten die Flasche mit dem Vodka allmählich, das Eis nun weglassend, bis sie beide einigermaßen angeheitert waren. Dann standen auf und gingen zusammen ins Schlafzimmer.
´Keine Mädchen!´ kreiste es in Freysings Kopf. ´Keine Mädchen´, hatte der Generalmajor zu ihm gesagt, als er ihn in den Auftrag verabschiedet hatte. Nun, Lena war alles andere als ein „Mädchen“.
***
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