Geheimauftrag für Sax (1). H. Georgy

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Geheimauftrag für Sax (1) - H. Georgy страница 12

Geheimauftrag für Sax (1) - H. Georgy Geheimauftrag für Sax

Скачать книгу

fragte eine Stimme mit rauchigem Klang plötzlich neben ihm.

      Freysing wandte den Blick vom Spiegel ab und sah in das Gesicht einer recht betagten, unter der sauberen Schminke verlebten Animierdame.

      Groß, brünett, mit fortschreitenden Altersflecken im tiefen Dekolleté, registrierte er. Sie trug eine große helle Perlenkette um den Hals. ´Nun´, dachte er bei sich, ´wenn er es hier schon mit dem ältesten Gewerbe der Welt zu tun bekam, warum musste es dann ausgerechnet ein Gründungsmitglied sein?´

      „Bestellst du mir einen Drink?“ fragte dieselbe Stimme aus dem geschminkten Mund. Wenn er nicht auffallen wollte, musste er das Spiel wenigstens eine Zeit lang mitspielen. Wieso war er sonst hier? Der Barkeeper stand schon erwartungsvoll hinter seiner Theke parat.

      „Die Dame nimmt einen…“ sagte er langsam und sah sie fragend dabei an.

      „Champagner.“ vollendete sie zufrieden. „Und für den Herrn hier nochmal dasselbe!“ Ziemlich sicher schien sie am Getränkeumsatz beteiligt.

      Der Barkeeper öffnete mit einem dumpfen „Plopp“ eine kleine Flasche der billigsten Sorte, wahrscheinlich, um später die teuerste zu berechnen, goss ein Glas ein und stellte es vor der „Dame“ auf den Tresen.

      Danach füllte er ein breites, niedriges Glas zunächst mit etwas Eis und dann beinahe bis zum Eichstrich mit den Flüssigkeiten aus zwei verschiedenen Flaschen, eine farblos, eine braun; die klare immerhin von jener Marke, die Freysing bevorzugte; ohne beim zweiten Drink allerdings die Anweisung zu beachten, die dieser bei seiner ersten Bestellung gegeben hatte:

      „Skyy-Wodka bis in die Hälfte eines Whiskey-Glases, kräftig gewürzte, kalte Kraftbrühe dazu - und mit zuvor hineingegebenem Crushed-Ice verrühren. Keine Würfel! Ohne Gemüse!“ Simpel, aber gut. Und auch ein Relikt seiner Amerika-Zeit, wie die „St. James´“. In der Bar herrschte allerdings Rauchverbot.

      Zu einem „normalen Bull Shot“, der eigentlich in einem Cocktail-Glas serviert wird, gehörten üblicherweise freilich Eiswürfel und ein Stengel Petersilie. Aber das war etwas für „Jungs“, nichts für „Männer“.

      Als er den Drink vor Freysing platzierte, nahm er geschickt das alte Glas weg, obwohl es noch einen kleinen Schluck beinhaltete.

      Es folgte eine eher belanglose, kurze Unterhaltung, in der die „Dame“ zu taxieren schien, ob das Opfer ihrer Begierde zu mehr Bereit und vor allem zahlungskräftig war. Sie nippte an ihrem Champagnerglas.

      Als der Barkeeper sich zwei neuen Gästen zuwandte, die erschienen waren und am anderen Ende der Theke Platz genommen hatten, raunte ihm die „Dame“ etwas zu. Sie musste es wiederholen, damit er es verstand, denn seine Aufmerksamkeit galt in dem Augenblick bereits wieder den Matrosen in der Sitzgruppe, allerdings ohne dass sich dort anderes tat als zuvor.

      „Trinken Sie es aus und kommen sie mit!“

      Der Barkeeper war damit beschäftigt, Drinks für die neuen Gäste zu mixen.

      „Keine Lust auf ein Schäferstündchen!“ lehnte Freysing kurz angebunden ab.

      Die „Dame“ hatte ihr Champagnerglas nun in einem Zug leer getrunken und drängte jetzt zum Aufbruch. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, fasste sie ihn mit einem erstaunlich festen Griff am Oberarm und zog ihn halb vom Barhocker herunter, woraufhin er sie scharf und ablehnend ansah.

      Ihn kurz mit großen Augen dringlich ansehend, ließ sie ihn sogleich wieder los, drehte sich um und ging in Richtung Tür, ohne zu prüfen, ob er ihrer Aufforderung auch wirklich Folge leistete.

      Er legte einen 50-Euro-Schein auf den Tresen, den der Barkeeper, kaum das Freysing und die „Dame“ an der Tür waren, in seiner eigenen Tasche verschwinden ließ, und folgte ihr hinaus auf die Straße. Ein Volvo-Taxi kam schnell heran. Das „Taxi“-Schild auf dem Dach war allerdings ausgeschaltet.

      „Vorn einsteigen!“ befahl sie ihm und riss die Tür der Beifahrerseite auf.

      Der Mann hinter dem Steuer war ein grimmig dreinblickender Hansestädter mit osteuropäischem Migrationshintergrund. Davon gab es hier eine ganze Menge.

      Kaum war Freysing eingestiegen, ging die Beifahrertür zu, die „Dame“ nahm hinter ihm auf dem Rücksitz Platz und gab dem Fahrer Anweisungen in einer Sprache, die er nicht richtig verstand. Hörte sich ein wenig wie serbisch an. Sie nannte ihn Milo.

      Das Taxi fuhr zügig los.

      In der Bar trank der Barkeeper den Rest des Drinks aus, den Freysing hatte stehen lassen, schüttelte sich ein wenig mit einem leicht verzogenem Gesichtsausdruck, räumte dann aber geschwind die Gläser ab und griff nach einem Handy zwischen den gestapelten Geschirrtüchern unter der Theke. Die Nummer, die er anrief, war in der Kurzwahl unter „Lena“ gespeichert.

      „Sie sind unterwegs!“ sagte er, als die Verbindung stand. Mehr nicht. Dann drückte er das Gespräch sogleich wieder weg.

      Das Taxi-Schild leuchtete jetzt, aber sowohl der Taxameter als auch das Funkgerät blieben ausgeschaltet. Noch war „Sax“ nicht beunruhigt.

      Die Fahrt ging hinüber nach Sasel, einem der grüneren Außenbezirke Hamburgs, und dauerte im geringen Verkehr nicht ganz zwanzig Minuten.

      Unterwegs sprachen sie nur wenig. So sehr Freysing auch versuchte, aus den beiden etwas herauszubekommen, so vergeblich war es.

      „Na, kommt bloß nicht ins Plaudern!“ gab er irgendwann resignierend auf.

      Das Fahrziel, ein kleines Einfamilienhaus, lag in einer schier endlosen Allee aus Kastanien, in der um beinahe Mitternacht aber die typische Stille aller spießbürgerlichen deutschen Großstadtrandbezirke herrschte.

      Eine niedrige Hecke mit einem ebensolchen Mäuerchen und Metallgeländer davor trennte das nicht allzu breite, aber gediegen wirkende efeuumrankte zweistöckige Gebäude mit Spitzdach im Hintergrund des kleinen Vorgartens vom Rad- und Fußweg. Kein wirkliches Hindernis für einen Eindringling. Das Haus kam ihm irgendwie bekannt vor.

      „Reingehen, da, sie erwarten!“ sagte der Fahrer mit starkem Akzent.

      „Oh, Sie können tatsächlich sprechen!“ Erstaunen vorgebend, grinste Freysing. Sein Humor wurde nicht geteilt. Er stieg schnell aus.

      Die beiden im Wagen beobachten, wie er die niedrige Tür im Heckenzaun öffnete, hindurch ging und auf die Haustür zusteuerte, die just in diesem Moment von innen geöffnet wurde. Beim Hereinkommen konnte er das Klingelschild lesen: „Novotny“ stand dort in fetten Arial-Lettern. Aha! Ein Bild des Hauses hatte er im Dossier über den Ex-Kapitän der „Baden-Württemberg“ gesehen gehabt. Er hörte das Taxi davonfahren.

      Der Mann in der sich öffnenden Haustür schien ein älterer Bruder des Taxifahrers zu sein, jedenfalls sah er ihm recht ähnlich. Er führte ihn nach wortkarger Begrüßung durch einen kurzen Flur zu einem türlosen Durchgang mit Rundbogen, hinter dem ein geräumiges L-förmiges Wohnzimmer lag.

      In gedämpftes Licht gehüllt, konnte „Sax“ die Einrichtungsgegenstände wahrnehmen. Überwiegend Eiche rustikal im Stil der 1960er und -70er Jahre.

      Fast alles an Kleingut, mit Ausnahme der eigentlichen Möbel, schien irgendwie mit der Seefahrt zu tun zu haben. Es gab Schiffsmodelle, eine Schiffsglocke, halbwegs wertvolle Kopien

Скачать книгу