Geheimauftrag für Sax (1). H. Georgy

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Geheimauftrag für Sax (1) - H. Georgy Geheimauftrag für Sax

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der „Baden-Württemberg“ aufhielten.

      Es gab aber auch eine weitreichendere Suche, angefangen bei amerikanischen Satteliten, die jeden Quadratkilometer fotografierten, und russische Satteliten, die dasselbe taten, vielleicht auch aus anderer Motivation heraus. Es mochte auch chinesische Satteliten geben, aber wenn sie etwas finden sollten, würden die Beobachter dort es nicht unbedingt publik machen.

      Mit von der Partie waren auch zwei amerikanische U-Boote, welche die Suche aufnahmen, sie waren allerdings sehr weit von dem Gebiet entfernt. Und es gab ein russisches U-Boot, das einen großen Bogen um die amerikanischen machte, sowie ein chinesisches, das sich von beiden entfernt hielt. Hinzu kamen jemenitische und omanische Luftaufklärung, ein oder zwei militärische Indische Schiffe, die über den Funkverkehr von der Suche erfuhren, um sich dann, vielleicht aus ganz eigennützigen Gründen, zu beteiligen. Sämtliche dieser Bemühungen blieben jedoch ergebnislos, oder, sollte eine davon doch Erfolg haben, gelangte sie nicht zur deutschen Kenntnis.

      ***

      Kapitel 4. Berlin.

       Bundesnachrichtendienst, Berlin. Chefbüro der provisorischen Einsatzzentrale. 9. Mai. 14:20 Uhr Ortszeit. Sektion für militärische Angelegenheiten; Abteilung TE (Terrorismus und Kriminalität) Problemlöser.

      Zu den Neuerungen der jüngsten Zeit gehörte der Umzug der BND-Zentrale von München-Pullach nach Berlin, der bereits 2006 beschlossen worden war und nun, trotz der üblichen bei solchen Großprojekten stattfindenden Verzögerungen und nach Fortschreiten der Baumaßnahmen für das neue Gebäudeareal, sukzessive im März dieses Jahres begonnen hatte.

      Ein Teil des weitläufigen Areals befand sich immer noch im Bau, doch hatte man hier, in der neunten Etage des Hauptgebäudes, bereits ein provisorisches Lagezentrum eingerichtet, um den Übergang, der sich im Laufe dieses und des nächsten Jahres vollziehen sollte, so reibungslos wie möglich zu gestalten. Etwa ein Viertel der Büros waren besetzt.

      Generalmajor Heribert Stoessner saß in dem schweren Ledersessel hinter einem wuchtigen Schreibtisch, der vor unwirklicher Aufgeräumtheit strotzte, so, als habe sein Besitzer nicht wirklich viel zu tun. Der Mann in der grauen Uniform mit den rot-goldenen Abzeichen wirkte klein zwischen den Möbeln, und trotzdem verströmte er die Aura von Macht und unbeugsamen Willen.

      Das Alter war unmöglich zu schätzen, zwischen fünfzig und fünfundsechzig war alles möglich. Sein Kopf dominierte ihn in ungewöhnlicher Größe und saß fast unmittelbar halslos auf den Schultern. Nase und Mund der völlig bartlosen Gesichtspartie hoben sich groß und fleischig hervor, die Ohren erinnerten von ihrer Größe fast schon an die Alien-Rasse der „Ferengi“ aus der Fernsehserie „Star Trek“. Der Haarschnitt war militärisch kurz und hellgrau, beinahe schon weiß. Die wachen, fast brauen losen Augen blieben hinter einer selbsttönenden Brille verborgen, deren Gläser, da er seitwärts gegen das Nachmittagslicht in Richtung Fenster aufsah, etwas Farbe angenommen hatten und daher deren wütendes Funkeln kaschierten. Sein Blick war direkt auf seinen Gesprächspartner gerichtet, dessen Kontur sich im Licht befand.

      „Wir leben im zweiten Jahrzehnt des dritten Jahrtausends“, gab Stoessner gerade etwas ungehalten von sich. „Da rennt kein Agent als Playboy mehr im Alleingang durch die Gegend und legt Leute um und Mädchen flach, auch wenn sie es verdient haben.“ Er war sich der Komik seiner Worte nicht bewusst. „Heutzutage haben wir Satteliten, wir hören Telefone ab, wir überwachen das Internet. Unsere Waffen sind Tastaturen und Bildschirme, nicht Messer und Pistolen!“

      „Jawoll, Herr Generalmajor!“ stimmte Günter Freysing dem Chef der Abteilung TE, gegen Terrorismus und Internationale organisierte Kriminalität, zu, neben dem Besuchersessel stehend, da Stoessner ihn noch nicht aufgefordert hatte, Platz zu nehmen.

      Die Anrede war anerkennend, wusste er doch, dass Stoessner lange Zeit in der Truppe aktiv gewesen war. Kommando Spezial-Kräfte, KSK. Bevor er hochdekoriert von „Wo-auch-immer“, wie er es nannte, zurückgekehrt und dann in den letzten fünfzehn, zwanzig Jahren eine beinahe kometenhafte Laufbahn eingeschlagen hatte. KFOR im Kosovo und Nato-HQ Brüssel waren nur zwei seiner Stationen, die bekannt waren; es gab auch weniger bekannte.

      „Sax“ dachte derweil an seinen letzten Einsatz, der heute Vormittag erst geendet hatte, nach einer weiteren mehr als heißen Nacht mit der schönen Rita – oder Cathleen, wie sie in Wirklichkeit wohl hieß. Katie! - Der Morgen, nachdem sie einander erkannt hatten, war noch einmal sehr feurig gewesen, so als sei es ihre letzte gemeinsame Nacht auf Erden. Er reute nichts.

      Leider war sein Freund und Kollege Oskar Brenner, ein blonder Enddreißiger, dann sehr pünktlich gewesen und hatte ihm und Katie vor der Hütte kurz hupend den mitgebrachten Sportflitzer, einen flotten BMW i8, überlassen, während Brenner selbst den in Udine besorgten Leihwagen in eine völlig andere Richtung steuerte, um mögliche Verfolger auf eine falsche Fährte zu locken. Das war ein alter Trick, aber nichtsdestotrotz wirksam. Brenner gehörte zur „speziellen Fahrbereitschaft“ des BND in Pullach, er hatte Freysing schon vielfach in Europa mit Transportmitteln versorgt. Sie kannten einander seit Jahren sehr gut.

      Es ging nach dem eiligen Auschecken zusammen mit Katie in dem neuen Wagen zunächst die Via Nazionale 110 hinauf zur offenen Grenze am Plöckenpaß und durch die malerische österreichische Bergwelt.

      Am bekannten Plöckenhaus legten sie eine kurze Rast ein, da sie bei ihrer schnellen Abreise am frühen Morgen das Frühstück hatten auslassen müssen.

       Dann führte sie die Fahrt weiter über Kötschach-Mauten nach Oberdrauburg, wo im Dunst des späten Morgens die Ruine der fernen Hohenburg zu erahnen war. Im Draubachtal passierten sie gegen neun Uhr das imposante Schloss Bruck bei Lienz. Immer wieder blickte er dabei sorgsam in den Rückspiegel.

      Sie sprachen unterwegs nur sehr wenig, hielten aber lächelnd oft und intensiv Händchen, beinahe wie verliebte Teenager. Im Autoradio lief dazu das Stück „Boom Boom“ aus dem Debut-Album von „Femme Schmidt“; später dann irgendwann „Shadowman“ aus „Above Sin City“ von derselben Sängerin.

      Der Staatsstraße 108 folgend, fuhren sie durch das östliche Tirol weiter, bis sie in das kleine Städtchen Matrei kamen. Nach wie vor keine Verfolger.

      Das Navigationssystem leitete sie von dort aus zielsicher in und durch den Felbertauerntunnel nach Mittersill und dann weiter über die Pass-Thurn-Straße nach Kitzbühel; schließlich am „Wilden Kaiser“ vorbei auf die Inntalautobahn in Kufstein-Nord, wo sich Katie dann entschied, bis München mitzufahren. Das Misstrauen, so es überhaupt noch bestanden hatte, war verschwunden.

      Nur einmal mussten sie irgendwo auf dem Weg durch die Alpen einen unbeabsichtigten kleinen Umweg fahren, als sie auf eine Straßensperre stießen. Diese galt jedoch nicht etwa ihnen, sondern war aufgrund einer Überschwemmung durch die Frühjahresschmelze erforderlich geworden.

      Es war ansonsten eine ruhige Fahrt mit insgesamt eher mäßigem Verkehr: Die Winterurlauber waren schon weg und die Sommerurlauber noch nicht da. Sie waren jetzt schon auf bundesdeutschem Gebiet und absolut sicher, nicht mehr verfolgt worden zu sein. Nicht umsonst hatte er beim Bezahlen der Rechnung im Landgasthaus nebenbei die Bemerkung fallen lassen, über die Schweiz nach Frankreich fahren zu wollen; die Richtung, die Oskar Brenner mit dem Leihwagen eingeschlagen hatte. Erst, als sie von der A93 auf die A8 in Richtung der bayerischen Landeshauptstadt wechselten, sammelte sich mehr Blech auf den Straßen, aber sie nutzten permanent die Überholspur.

      Kaum vier Stunden nach ihrem Aufbruch erreichten sie den Flughafen „Franz-Josef-Strauß“. Sie waren nicht gerast, um das geschulte Gendarmenauge nicht auf sich Aufmerksam zu

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