Geheimauftrag für Sax (1). H. Georgy

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Geheimauftrag für Sax (1) - H. Georgy Geheimauftrag für Sax

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in zehn Minuten. Positionslichter aus! Verdunkelung!“. Schlagartig verschwand die „Baden-Württemberg“ in der Dunkelheit. Man hätte auf dreißig bis vierzig Meter an sie herankommen müssen, um sie auszumachen.

      Auf dem Radarschirm der „Sherwood“ musste die Fregatte bereits sichtbar gewesen sein, ebenso wie der kleine Piratenkonvoi. Allerdings waren „Freund und Feind“ nur mit speziellem militärischen Zusatzgerät auseinander zu halten, über das zwar die „Baden-Württemberg“, nicht aber die Sherwood oder gar die Piraten verfügen dürften. Die Piraten sollten somit vom plötzlichen Auftauchen der „Baden-Württemberg“ einigermaßen überrascht sein.

      Nur einem sehr aufmerksamen Beobachter in einem sehr hohen Ausguck würde die Fregatte als solche rechtzeitig auffallen.

      „Diesmal kriegen wir sie…“ sagte Kensington überzeugt zu Frier.

      Die „Sherwood“ schien allerdings in diesem Moment etwas den Kurs zu ändern, jedoch nicht, wie man hätte annehmen sollen, auf einen solchen, der sie in Richtung der „Baden-Württemberg“ in Sicherheit brachte. Möglicherweise hatte man an Bord des Frachters noch weniger Interesse an einer Begegnung mit den UN-Schiffen als an einer mit den Piraten.

      Erstaunlich schnell schienen sich die Piraten dem geänderten Kurs der „Sherwood“ anzupassen und gingen auf einen spitz zulaufenden Verfolgungskurs, der sie in etwa zwanzig Minuten mit dem Frachter zusammenbringen würde. Kapitän Frier kamen leichte Zweifel an der Einschätzung der internationalen Leitstelle, die Piraten verfügten nicht über modernes Navigationsgerät. Er nannte den neuen Kurs und befahl volle Kraft. Der Rudergänger bestätigte, und sogleich merkte man selbst auf der Brücke das sanfte Dröhnen der Motoren und der Turbine, die zugeschaltet war.

      Die Dunkelheit des Beinahe-Neumondes in dieser Region bot noch einige Minuten einen gewissen Schutz, und sie näherten sich den Piraten nun aus einem Winkel von Achtern, der nur von einem recht aufmerksamen Menschen dort eingesehen werden würde. Die Punkte auf dem Radar kamen immer näher. Trotzdem war von der Brücke aus auch mit einem sehr starken Fernglas noch nichts zu sehen. Sie würden ziemlich sicher die Piraten einige Minuten vor deren Zusammentreffen mit der „Sherwood“ erreichen, die ihrerseits auch ohne Positionslichter fuhren.

      Kensington nahm das starke Fernglas aus der Hand des Kapitäns entgegen und sah hindurch in die Leere. Er schien zufrieden. Die Operation konnte anlaufen.

      Zweitausend Fuß höher und zwanzig Seemeilen nordöstlicher, etwas querab der Socotra-Inselgruppe, die dem Horn von Afrika am Golf von Aden vorgelagert ist, befand sich, gerade noch im internationalen Luftraum, ein AWACS-Flugzeug der amerikanischen Luftwaffe. Auch dort beobachteten Menschen in Uniform gespannt die Radarbilder.

      Es ging dabei im Kreisrund der Überwachungsetage noch etwas lockerer zu als mit Commander Kensington an Bord der „Baden-Württemberg“, aber gleichwohl dienstlich.

      Der Airman, ein jugendlicher Mann mit Sommersprossen und einer eigentlich stoischen Ruhe und Geduld, der an dem Beobachtungsgerät saß, welches den Abschnitt des Meeres per Radar abbildete, in dem sich gerade die Jagd zu See abspielte, wirkte hellwach, obwohl er bereits seit mehreren Stunden seinen anstrengenden Dienst versah.

      Doch diese Ruhe war dahin, als er plötzlich vermehrte Aktivität an den Tag legte, in dem Augenblick, als urplötzlich von einem Moment zum anderen einer der Bildpunkte von seinem grünlichen Sichtschirm verschwand. Er versuchte es mit Feinjustierung der Rändelschrauben. Ohne Erfolg. Dann ging er flink zur unbesetzten Nachbar-Arbeitsstation, fuhr sie in nervöser Wartehaltung stehend hoch, wobei sich die Sekunden zu Minuten zu dehnen schienen.

      Immer wieder warf er einen Blick hinüber zu seiner eigenen Station, und bekam dann auch bei der Nachbarstation kein anderes Ergebnis.

      Ein Bildpunkt war von einem Moment zum anderen verschwunden und tauchte auch nicht wieder auf.

      Der Leitoffizier im Hintergrund wurde aufmerksam und kam heran. Er trug den sinnigen Namen „Houston“ am Namensschild seiner Uniform, die ihn als „1st-Lieutenant“ auswiesen.

      „Lieutenant Houston, Sir“, sagte der Airman, „es gibt da ein ernstes Problem!“

      Fünfzehn Sekunden später glühten die Sattelitensysteme zwischen dem Horn von Afrika und sämtlichen westlichen Schaltzentralen der Macht ob des Funk- und Telefonverkehrs.

      ***

      Kapitel 3: Bonn.

       Bundesministerium der Verteidigung. Außenstelle für das Marinewesen. Deutschland, Bonn-Hardthöhe, 9. Mai 2014, 7:35 Uhr Ortszeit. Problem-Verschenker.

       Die Ministerin, bekannt als Frühaufsteherin im neuen Kabinett, hatte den Hörer eines roten Telefons am Ohr. Keines dieser heutzutage gebräuchlichen, schnurlosen Geräte, sondern eines mit einem Kabel, das zudem über einen digitalen Zerhacker lief, der jegliches unbefugte Mitschneiden oder Abhören des Gesprächs von außerhalb verunmöglichte. Ein Wunder, das es keine Wählscheibe, sondern immerhin schon eine Tastatur besaß.

      „F-222 ist… - was?“ sprach sie mit einem halb entsetzten Gerichtsausdruck zu seinem Gesprächspartner am Ende der Leitung. Sie nannte damit die Kennung der Fregatte „Baden-Württemberg“, dem ersten von vier modernen Kriegsschiffen der deutschen Bundesmarine der Klasse „F-125“, die in den nächsten Jahren die veraltete „Bremen“-Klasse ersetzen sollten.

      Mehrmals nickend, ohne dass freilich der Anrufer es sehen konnte, hörte sie für etwas mehr als eine halbe Minute dessen weiteren Worten zu. Dann legte sie auf. Ihr Gesicht schien etwas bleicher geworden zu sein, als es dies aufgrund der weitestgehenden Schreibtischarbeit ohnehin war.

      Eine weitere Minute, in der sie erschüttert scharf nachzudenken schien, verstrich, dann drückte sie den Taster der Gegensprechanlage, der sie mit ihrer Hauptsekretärin im Vorzimmer verband, die ebenfalls bereits seit sieben Uhr am Morgen ihren Dienst versah.

      Sie gab ihr eine Reihe von Anweisungen, mit wem sie innerhalb der nächsten halben Stunde verbunden werden wollte und nach Möglichkeit in welcher Reihenfolge. Die Kanzlerin war die zweite auf der Liste.

      „Keine anderen Anrufe, und alle eingetragenen Termine für den Rest des Tages canceln!“ setzte sie dann hinzu.

      „Was ist denn los?“ fragte die Sekretärin. „Dampft mal wieder die Kacke?“ fügte sie im Versuch hinzu, ihre Chefin etwas aufzuheitern. Wenn niemand dabei war, konnten sie so locker miteinander umgehen.

      „Das können Sie laut sagen!“

      Ihre Beunruhigung war keineswegs gespielt.

      Eine Stunde später hatte die Ministerin alles, was ihr möglich war, getan, um Himmel, Hölle und was es sonst noch gab in Bewegung zu setzen.

      Die Fregatte „Baden-Württemberg“ war spurlos verschwunden - und alles was in der Region fliegen oder schwimmen konnte, war auf der Suche nach ihr.

       Auch in den Hauptstädten und Machtzentren der übrigen Welt, zumindest in denen, die man gemeinhin als wichtig bezeichnete, sei es in Ost oder West, Nord oder Süd, wurden die zuständigen Stellen entweder alarmiert, sofern es sich um „Freunde“ handelte, oder zumindest aufmerksam. An einigen Stellen stufte man das Verschwinden der Fregatte als „besorgniserregend“ ein, an anderen maß man diesem nicht solch hohe Bedeutung zu, weil man keine „Bedrohung“ darin sah, insbesondere, solange die Suche nicht

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