Geheimauftrag für Sax (1). H. Georgy

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Geheimauftrag für Sax (1) - H. Georgy Geheimauftrag für Sax

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draußen führte, als er es mit einer kurzen Bewegung seiner Hand zum Dimmschalter im Wohnraum von einem Moment zum anderen beinahe taghell werden ließ.

      Erschrocken und überrascht zugleich drehte sich das „Mädchen“ rasch um, ohne wirklich in Panik zu verfallen.

      Sie war unzweifelhaft eine gute Schauspielerin und erinnerte, wenn auch nur sehr entfernt, an eine jüngere Version von Franka Potente zu der Zeit, in der diese durch den Film „Lola Rennt“ von Tom Tykwer bekannt geworden war.

      Ihre kleinen Brüste zeichneten sich deutlich unter dem enganliegenden Kostüm ab. Auch in ihrer scheinbaren Panik wirkte sie sehr sexy; es war aber nichts im Vergleich zu dem Anblick des 1,91 Meter großen, nackten, durchtrainierten Freysing, der sich ihr bot. Sie musste unwillkürlich schmunzeln.

      „Mach wenigstens einen falschen Schritt, damit ich leichter von dir loskomme“, zitierte dieser einen, wie er fand passenden, alten Trennungsspruch.

      „Versteh´ mich nicht falsch Gunny, die Nacht mit dir war nochmal wunderschön, aber ich muss jetzt leider gehen!“ säuselte sie neckisch. Sie sprach es englisch, so wie die Abkürzung für „Gunnery Sergeant“, aus.

      „Dagegen wäre nichts einzuwenden, aber die da“ – er deutete auf die Aktentasche in ihrer Hand – „solltest du doch besser hier lassen, oder?“

      Ihr Blick erhaschte kurz das verräterische Objekt ihrer Begierde, bevor sie wieder zu ihm aufsah. Sie fuhr sich kurz mit der Zunge über die Oberlippe und dann mit den oberen Zähnen über die Unterlippe, wie es ihre kleine Marotte war, so als überlege sie, was sie nun tun sollte.

      „Ach, weißt du, Gunny, es war ein hartes Stück Arbeit, das Ding von Julius zurück zu beschaffen, und ich sehe eigentlich nicht ein, dass es deine Firma für ein Dankeschön und einen Fick zurückbekommt. Auch wenn der wieder gut war!“

      Mit „Julius“ meinte sie Dr. rer.nat. Julius Notker Stahlmann, dessen Geliebte sie aus rein eigennützigen Motiven gewesen war, bis sie Günter Freysing in der östlichen Türkei, nahe der irakischen Grenze, kennengelernt hatte.

      Sie drehte sich halb um und wollte die schwere Tür öffnen, aber Freysing drückte sogleich einen der drei Knöpfe auf dem kleinen Kästchen; einer Art Fernbedienung, die man auch für Garagentore verwendet. Er hatte das Kästchen beim Einchecken am Abend zuvor an der Rezeption erhalten.

      Ein deutliches schweres Klacken verriet, das die Tür nun mit mehr verschlossen war als nur durch den offen liegenden großen Innenriegel. Der war nur etwas für Romantiker – inzwischen hatten fast alle Herbergen, die etwas zählten, ein verstärktes Sicherheitsbewusstsein für ihre Gäste. Selbst in Italien!

      „Hm!“ machte sie und schmollte. Dann ließ sie die Tasche vor sich auf den Boden mit einem schweren Plumpsen fallen, ebenso den Wagenschlüssel, den sie zuvor im Vorbeigehen vom Wohnzimmertisch genommen hatte.

      „Hm-mh!“ machte er und äffte sie dabei ein wenig nach.

      „Sei ein liebes Mädchen und sag mir, für wen du wirklich arbeitest. Das macht die ganze Sache einfacher.“ verlangte er dann.

      „Einfacher – für wen?“ fragte sie und wusste im selben Moment, dass sie sich damit verraten hatte, denn nun dürfte ihrem One-Week-Stand endgültig klar sein, dass sie ihn – auch ihn - hatte ausnutzen wollen. Aber sie hatte noch einen Trumpf im Ärmel.

      „Für dich, für mich, für alle eben…“

      Sie lächelte. Dabei kam sie einen Schritt auf Günter Freysing zu, der das kleine Kästchen nun auf das schmale zweisitzige Sofa im Wohnraum warf.

      „Mach dich nicht unglücklich!“ sagte er und ging in eine Abwehrstellung über.

      Woher sie das kurze gebogene Messer mit der schmalen Klinge, einen sogenannten „Hirschfänger“, plötzlich hatte, wusste er nicht zu sagen. Ihre Bewegung war so schnell gewesen, dass es ihm gerade noch gelang, rechtzeitig auszuweichen, bevor der kalte Stahl an ihm vorbeizischte. Dann traf ihn auch schon ein kleiner, harter Fuß in der Leistengegend, und er sah kurz Sterne.

      Bevor er Luft holen konnte, war das „Mädchen“ – sich nun zur wahren Furie entwickelnd - dicht an ihn herangetreten und wollte ihm das Messer in den Bauch stechen, doch diesmal war er schneller. Er packte ihren Unterarm, drehte ihn mit einer ruckartigen Bewegung herum und das Messer flog in eine Ecke des Raumes, während sie eine Art von Salto rückwärts vollführte und ihm die freie Handkante gegen den Hals schlug.

      ´Gelenkig, äußerst gelenkig!´ – dachte Freysing anerkennend. ´In jeder Art von Zweikampf!´

      Hätte sie ihn voll erwischt, wäre er fraglos zu Boden gegangen, aber er konnte gerade noch den Kopf etwas zur Seite bewegen und so würde der Karateschlag anstelle bleibender Schäden nur einen größeren blauen Fleck hinterlassen.

      Allerdings hatte er sie nun loslassen müssen, was sie in die Lage versetzte, eine Rolle über die auf dem Boden ausliegenden Felle zu absolvieren und in die Nähe des Messers zu gelangen, das er ihr gerade erst entwunden hatte.

      Günter Freysing bückte sich nun jedoch schnell und zog derart ruckartig und stark an einem der Felle, sodass sie im Abschluss der Rolle aus dem Gleichgewicht geriet und gegen das niedrige Vitrinen-Schränkchen stürzte, das sich unterhalb des Flachbildschirmes an der fensterlosen Wand befand. Eine sorgsam aufgestellte Batterie von bunten DVD-Hüllen wurde dabei herunter gefegt und verteilte sich teilweise berstend auf dem Fußboden.

      Einen der Titel in italienischer Sprache konnte er dabei lesen: Mister Dynamit: morgen küsst euch der Tod.“ - Fast musste er ein wenig schmunzeln.

      Mit einem nun ganz und gar bösartigen Blick richtete sie sich behände wieder auf, bevor ihr Gegner bei ihr sein konnte. Er fiel dabei nur kurz auf das Messer, denn sie wusste, dass sie es nicht schnell genug würde erreichen können.

      Taktik-Änderung! Sie täuschte vor, sich auf das Messer stürzen zu wollen, machte dann aber zwei lange Schritte in die entgegengesetzte Richtung. Doch genau damit hatte Günter Freysing gerechnet. Er schnellte in dieselbe Richtung, umklammerte sie nun mit seinen Armen, und hob sie vom Boden hoch, bevor sie erneut einen ihrer Karatetricks einsetzen konnte.

      So trug er sie fast mühelos die paar Schritte zurück in den Schlafraum und warf sie mit Leichtigkeit aufs Bett, obwohl sie energisch zappelte und austrat.

      „Schluss jetzt!“ stieß er scharf aus, und befürchtete doch im selben Moment, dass er möglicherweise einen Fehler begangen hatte.

      Dem Mädchen war die noch offene Schublade der Nachtkonsole mit der darin liegenden Pistole keineswegs entgangen. Mit einem Lächeln griff sie danach, riss die Waffe herum, sie dabei trotz der modifizierten Griffschalen gleichzeitig geschickt entsichernd, und wollte sie auf Günter Freysing richten.

      Der allerdings vollführte im selben Moment einen Hechtsprung auf sie und das Bett. Ein zischender Laut entfuhr ihr, als die Luft aus ihren Lungen wich.

      Die Waffe wurde zwischen ihnen beiden eingeklemmt und einige Sekunden lang rangen sie darum, sich wild hin und her wälzend.

      Dann war ein deutliches, schweres Klicken zu vernehmen.

      „Merde!“ stieß das Mädchen gepresst fluchend hervor.

      Es war der Moment, in dem sie zu resignieren schien.

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