Jahrmarkt des Todes. J. B. Hagen

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Jahrmarkt des Todes - J. B. Hagen

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       »Dafür zahlt man auch nur 11 Euro die Nacht, und für die Dauergäste gibt es einen Pauschalpreis von rund 250 Euro im Monat. Soll ich uns einen Kaffee machen. Du siehst aus, als könntest du einen gebrauchen. Allerdings nur Pulverkaffee.«

       »Egal, ich bin nicht anspruchsvoll.«

       Der alte Mann brühte mithilfe eines Wasserkochers zwei Tassen Kaffee auf und reichte eine davon Moritz.

       »Ich bin übrigens Holger. Und wie heißt du?«

       »Moritz.«

       »Aha, und wie geht es Max? Haha.«

       »Der Witz hat einen Bart. Damit hat man mich schon in der Schule aufgezogen.«

       »Entschuldige. Aber auf See herrscht mitunter ein rauer Ton. Da musst du dir ein dickes Fell anschaffen. Also, Moritz, jetzt erzähl mal, warum du von zu Hause weg willst.«

       »Weil mich da alles ankotzt. Meine versoffenen Eltern und das ganze Milieu. Auch die Perspektivlosigkeit macht mich fertig.«

       »Und du denkst, woanders ist es besser? Als ungelernter Arbeiter wirst du es überall schwer haben.«

       »Ich würde ja sogar eine Ausbildung auf See machen. Aber als ich im Internet bei verschiedenen Reedereien recherchiert habe, hieß es zum Beispiel: „Sechs Wochen vor Beginn der Ausbildung laden wir Dich und Deine Familie zu einem Informationstag ein. Hierbei werden Dir See-Auszubildende und gestandene Seeleute über das Leben an Bord und den Arbeitsort Schiff berichten.“ Damit geht es schon los. Ich würde meine Alten nie und nimmer dazu bringen können, dort aufzukreuzen. Und selbst wenn, würde ich mich zu Tode schämen.«

       »Verstehe. So schlimm?«

       »Schlimmer.«

       »Und es gibt noch mehr Hürden. Du brauchst ein Seefahrtsbuch, das du nach einer entsprechenden medizinischen Untersuchung bei der See-Berufsgenossenschaft bekommst. Ohne dürfen aus versicherungstechnischen Gründen die meisten Kapitäne dich nicht mitnehmen.«

       »Deswegen habe ich die Reedereien auch schon abgehakt. Man muss doch auch ohne Papiere irgendwo unterkommen können.«

       »Tu dir das nicht an. Da draußen auf See bist du allein und hilflos. Wenn du über Bord gehst oder man dich auf einer gottverlassenen Insel aussetzt, wird das niemand mitkriegen.«

       »Zurück gehe ich jedenfalls nicht.«

       »Ich mache dir einen anderen Vorschlag: Bevor du andere Länder bereist, lerne doch erst einmal Deutschland kennen. In wenigen Tagen findet auf dem Heiligengeistfeld der Frühlingsdom statt. Einige Fahrgeschäfte haben schon angefangen aufzubauen. Die suchen immer junge Leute zur Aushilfe. Wenn du Glück hast, kannst du mit in die nächste Stadt fahren. Und der Vorteil ist, du hast immer festen Boden unter den Füßen. Na, wär das nicht was?«

       »Ich denke schon. Da hätte ich auch von allein draufkommen können. Vielen Dank für den Tipp.«

       »Gern. Also sehen wir uns nicht heute Nachmittag?«

       »Nein, ich glaube, nicht.«

       Auf dem Heiligengeistfeld war der Aufbau des Frühlingsdoms voll im Gange, als Moritz ankam. Überall herrschte rege Betriebsamkeit. Die DOM-Meile war vollgestellt mit Transportfahrzeugen, und Mitarbeiter, die wie fleißige Bienen hin und herhuschten, luden die einzelnen Teile der Fahrgeschäfte von LKWs und Containern und beförderten diese an den richtigen Platz. Als Orientierung dienten der DOM-Plan und die mittels Sprühfarbe erstellten Markierungen, die der Platzmeister schon Wochen zuvor auf den Asphalt gesprüht hatte.

       Denn die Fahrgeschäfte konnten sich nicht einfach irgendwo hinstellen, sondern die Standorte waren im Vorfeld festgelegt worden. Per Brief waren die Schausteller über ihren Standplatz und ihre Einfahrtszeit informiert worden. Von den etwa fünfhundert Anfragen war nur die Hälfte angenommen worden. Einen Anspruch auf einen bestimmten Platz gab es nicht, egal, wie lange die Schausteller schon auf dem Hamburger DOM gastierten. Es wurde nach der Devise verfahren: Ähnliche Geschäfte sollten weit auseinander stehen, und Buden derselben Sparte sich nicht überschneiden. Auch die Tiefe der Attraktionen entschied über den Stellplatz.

       Unter den Schaustellern gab es immer wieder welche, die mit ihrem zugewiesenen Platz unzufrieden waren, weil sie befürchteten, dort weniger Umsatz zu machen. Es konnte sogar vorkommen, dass einzelne Schausteller ihre Teilnahme deshalb absagten.

       Überall hörte man Metall aufeinander prallen. Es wurden Schrauben arretiert und bunte Planen befestigt. Selbst Kräne kamen zum Einsatz.

       »Weiter rechts, nein, mehr zur Mitte!« lauteten die Kommandos.

       »Könnt ihr noch Hilfe gebrauchen?«, sprach Moritz einen der Arbeiter an.

       »Was? Nein, wir sind vollzählig. Frag mal den Platzmeister. Der ist darüber informiert, wer mit Aushilfen arbeitet.«

       »Und wo finde ich den?«

       »Wenn er nicht gerade unterwegs ist, in seinem Büro im zweiten Stock des DOM-Referats. Das liegt auf der Westseite vom Millerntor-Stadion.«

       »Danke.«

       Moritz erhielt keine Antwort, weil der junge Mann schon wieder mit seiner Arbeit beschäftigt war. Der Platzmeister hatte dann tatsächlich einen Tipp für ihn.

       »Versuchs mal bei dem Weber. Dem gehört das „Breakdance“. Soviel ich weiß, hat der nur drei feste Angestellte. Dazu nimmt er meistens drei Aushilfen.«

       »Können Sie mir sagen, wo er sein Fahrgeschäft aufbaut?«

       »Hier, siehst du?« Der Platzmeister deutete auf den Plan. »Unweit des Fünfer Olympia Looping. Du solltest dich gleich auf den Weg machen. Der Sattelauflieger müsste in der nächsten halben Stunde ankommen. Komm, ich begleite dich. Ich muss noch mal nach dem Riesenrad sehen. Ob da alles seinen Gang geht.«

       Als Moritz und der Platzmeister wenig später zu der bewussten Stelle kamen, rangierte der Inhaber des Fahrgeschäfts gerade einen der drei LKW-Anhänger auf die richtige Position. Seine Mitarbeiter wiesen ihn dabei ein. Zuvor hatten sie schon mit Maßbändern den Stellplatz ausgemessen. Zum Schluss wurde der Kran aufgestellt, und nach dem Ausladen konnte der Aufbau beginnen.

       »Braucht ihr eventuell noch Hilfe?«, sprach Moritz einen der jüngeren Burschen an.

      

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