Ironische Geschichten. Walter Rupp

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Ironische Geschichten - Walter Rupp

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einer Gesellschaft, die ja aus sehr verschiedenen Charakteren besteht: Aus Schwätzern, Unsympathen, Höhergestellten, Besserverdienern oder Besserwissern, muss sich jeder auf jeden einstellen können. Man sollte nie Distanz aufkommen lassen und dem anderen sofort das Du anbieten. Es reicht gewöhnlich aus, seinen Vornamen zu kennen, mehr erfahren wollen, lohnt sich meist nicht. Man sollte auch bereit sein, seine Vorurteilen gegenüber dem Piercen oder anderen schmerzhaften körperlichen Eingriffen und seine Abneigung gegenüber Nasenringen und kunstvoll durchbohrten Zungen oder Lippen zu überwinden, und mit offenen Armen auf ihn zugehen, um ihn herzlich zu umarmen und noch herzlicher zu küssen. So kann man ihn, auch wenn er sich dagegen sträubt, zur Freundschaft zwingen.

      Wir brauchen einen neuen Knigge! Der alte Knigge, wollte darüber belehren, wie man sich Mitmenschen vom Hals hält. Der neue Knigge sollte uns anleiten, wie man sich um den Hals fällt. Denn wenn man schon nicht friedlich mit allen zusammenleben kann, sollte wenigsten der Eindruck entstehen, es herrsche überall Harmonie.

      Schopenhauer – Leibniz

      SCHOPENHAUER: Herr Kollege Leibniz, überzeugen Sie sich selbst: Die Welt ist schlecht, sehr schlecht sogar. *reicht ihm seine Brille, Leibniz setzt sie auf

      LEIBNIZ: Aber lieber Schopenhauer, Sie übertreiben. Ich finde die Welt herrlich, wunderbar.

      SCHOPENHAUER: Sie werden doch zugeben...

      LEIBNIZ: Natürlich gibt es das eine oder andere...

      SCHOPENHAUER: Das eine oder andere? Sehen Sie ein Lebewesen, das nicht leidet? Oder auch nur einen Menschen, der zufrieden ist? Auch nur einen?

      LEIBNIZ: Was besagt das schon: Der Mensch war nie zufrieden und wird es nie sein. Er bringt es sogar fertig, sich über das Gute zu ärgern.

      SCHOPENHAUER: Sie Verharmlosungskünstler! So kann nur einer reden, wer den Bezug zur Wirklichkeit total verloren hat.

      LEIBNIZ: Ich sage ihnen: Die Welt ist gut, sie ist die beste aller Welten.

      SCHOPENHAUER: Aber, aber, aber... Sie belieben zu scherzen, Herr Kollege. Sie sollten Ihren Augenarzt aufsuchen!

      LEIBNIZ: Weshalb? Auch durch Ihre Brille kann ich die Welt nicht anders sehen.

      SCHOPENHAUER: Für mich ist sie die schlechteste aller Welten,

      LEIBNIZ: weil Sie ein Talent zum Pessimismus haben. *er gibt ihm die Brille wieder zurück

      SCHOPENHAUER: Und wo bekommt man Ihren Optimismus her? Wo kann man den erwerben?

      LEIBNIZ: Indem man statt auf die Mängel, auf das, was geglückt ist, schaut.

      SCHOPENHAUER: Wenn die Welt wirklich die beste aller Welten wäre - wie Sie herausgefunden haben wollen - hätten wir den Himmel schon jetzt und hier.

      LEIBNIZ: Und wenn die Welt die schlechteste aller Welten wäre - wie Sie behaupten - wären wir schon jetzt in der Hölle. Bekanntlich lässt sich ja ein Superlativ nicht noch steigern: Noch schlechter als am schlechtesten kann etwas nicht sein.

      LEIBNIZ: *er gibt ihm seine Brille

      Sie sollten einmal durch meine Brille sehen.

      SCHOPENHAUER: Ich werde nie durch eine andere als durch meine Brille sehen.

      LEIBNIZ: Was fürchten Sie? Dass Sie dann Ihre Philosophie revidieren müssten?

      SCHOPENHAUER: Sie sollten meine Werke lesen! Ich habe darin ausführlich

      und überzeugend dargestellt, wie schlecht die Welt ist.

      LEIBNIZ: Schließen wir einen Kompromiss! Einigen wir uns: Sie ist gut und schlecht zugleich, sowohl als auch! Verzichten wir auf den Superlativ!

      SCHOPENHAUER: Was? Ich soll künftig statt von der 'schlechtesten' nur noch von einer 'schlechten' Welt reden? Ich soll mich mit einem gedämpften Pessimismus zufrieden geben? Wollen Sie mein Lebenswerk zerstören?

      LEIBNIZ: Beruhigen Sie sich, Herr Kollege, es liegt mir fern...

      SCHOPENHAUER: Es wird Ihnen nicht gelingen, mich für Ihren Optimismus zu gewinnen!

      LEIBNIZ: Meinetwegen soll es eine pessimistische Philosophie geben, damit auch die Pessimisten glücklich werden können.

      SCHOPENHAUER: Sehen Sie vielleicht irgendwo da unten den 'besten' aller Menschen? Irgendwo?

      LEIBNIZ: Da muss ich Ihnen allerdings recht geben, den sehe ich nicht.

      SCHOPENHAUER: * Triumphierend: Also...

      Die Ehe

      Es ist eine ungelöste Frage: Warum Männer und Frauen heiraten, obwohl man täglich sehen kann, wie schlecht sie zusammenpassen. Der Mann ist nun einmal ein Einzelgänger und ein scheues Wesen. Er fühlt sich meist nur wohl an einem Stammtisch, einem Computer, in einer Reparaturwerkstatt oder hinter Akten. Es fällt ihm schwer, sich damit abzufinden, dass er in der Familie nicht mehr als Oberhaupt gebraucht wird, die Beschlüsse seiner Frau hinnehmen soll und gezwungen ist, mit seinen Kindern zu verhandeln.

      Die Frau dagegen lebt unter Frauen auf, wenn sie sich mit ihnen über die Themen unterhalten kann, für die sich kein Mann interessiert. Sie ist nur noch in den seltensten Fällen Ehefrau, häufiger Lebensabschnittspartnerin, oft vorübergehende Begleiterin oder nur persönliche Referentin, meist Teilzeitbeschäftigte, manchmal Quotenfrau und fast immer unabhängiges Familienmitglied. Die Weigerung, ihren Namen trotz einer Heirat abzulegen, ermöglicht es ihr, zu bleiben, wie sie immer war.

      Während Frauen sich früher unterordnen und großen Einfallsreichtum zeigen mussten, wenn sie ihren Willen durchsetzen wollten, dürfen sie sich heute, nachdem man ihnen eine Vorzugsstellung einräumt, nicht mehr listig zeigen und müssen auf ihre Stärken ganz verzichten. So ist es nicht verwunderlich, dass sie bei den Auseinandersetzungen, die in und außerhalb einer Ehe unvermeidlich sind, sich ebenso ungeschickt verhalten wie Männer und genauso unlogisch und emotional argumentieren.

      Da es der Wissenschaft bis heute nicht gelungen ist, herauszufinden, wer die Ehe eigentlich erfunden hat, und wie das Problem der Liebe entstand, kursieren darüber widersprüchliche Ansichten. Mancher Verhaltensforscher ist der Meinung: der Mensch kopiere einfach - durch seinen Nachahmungstrieb dazu verleitet - die Lebensweise der Tiere und komme nun mit der Treue nicht zurecht, wie sie bei den meisten Tiergattungen selbstverständlich ist. Die Mediziner konnten sich bisher nicht einigen, ob es sich bei der Liebe nur um eine tückische, aber schnell abklingende Fiebererkrankung handelt oder um eine weit verbreitete, unheilbare Volkskrankheit. Die Literaten sehen in den Ehen mehr oder weniger gelungene Romane, in denen es nur Opfer, aber selten Helden gibt. Und die Psychologen führen das häufige Nichtgelingen der Ehen auf die Tatsache zurück, dass man eine psychologische Beratung immer erst nach einer Partnerwahl in Anspruch nimmt.

      Bei der ältesten Form der Ehe, der Raub-Ehe, mussten die Männer noch, wenn sie eine Frau haben wollten, große Anstrengungen auf sich nehmen und sich den größten Gefahren aussetzen. Mit der Kauf-Ehe, als die Eltern ihre Kinder verheirateten, wurden die Ehen haltbar. Denn mit einer Auflösung der Ehe hätte man sich materiell geschadet oder Erbschaftsstreitigkeiten ausgelöst. Seitdem jedoch die Eheleute ihre Partnerwahl selbst treffen, und mit der Ehe keine weiteren

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