Completely - Immer diese Hexen. Mej Dark
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Wir zählten zu den zehn reichsten Familien in Manhattan. In etwa drei Jahren, zum 21. Geburtstag, würde ich zudem große Reichtümer erben. Mein Vater hatte sie mir als einzigem Nachkommen zugedacht. Er war seit drei Jahren verschollen und ich sein einziger Sohn. Man vermutete, dass Banditen ihn auf einer Geschäftsreise getötet hatten. Sein spurloses Verschwinden blieb ein Rätsel und konnte bisher nicht aufgeklärt werden. Von einem auf den anderen Tag war er einfach aus unserem Leben verschwunden. Fast so, als hätte es ihn niemals gegeben und sein Leben wäre nur eine dieser Geschichten.
Unser Domizil befand sich im Zentrum von Manhattan. Zusammen mit Mama und unseren Bediensteten lebte ich in einem repräsentativen Penthouse. Das gesamte marmorverkleidete Hochhaus gehörte uns allein. Unter der riesigen Wohnung, die sich über zwei Stockwerke erstreckte, befanden sich die zahlreichen Büroräume unserer Handelsfirma. Man munkelte, dass ihn vielleicht ein Konkurrent entführt und ermordet hatte. Die Polizei tappte jedoch noch immer im Dunklen. Wir hatten uns inzwischen mit dieser Situation arrangiert.
Im Nachhinein erschien es mir als ein Fehler, dass ich Grace mein besonderes Geheimnis offenbart hatte. Mir war klar, dass ich sie verletzt hatte und sie mein Vorhaben vielleicht für verrückt hielt. Besonders nach der Lektüre ihres Geschenkes. Es handelte sich um eine in Leder gebundene Ausgabe von Gogols Die Nacht vor Weihnachten. Der Teufel, Hexen und durchtriebene Dorfbewohner lieferten sich darin eine geradezu verrückte Partie an Hinterhältigkeiten und Lügen. Grace wollte mir damit scheinbar aufzeigen, dass es noch eine andere Seite als die der Wissenschaft gab, etwas Magisches, das hinter der Realität verborgen war. Lustig war das Ganze schon, doch wer nahm Geschichten von Hexen und Pferdefüßlern denn ernst? Dergleichen existierte genauso wenig wie Werwölfe und Vampire. Solche Geschichten waren etwas zum wohligen Gruseln und kein wahrer Gegenpart zu meinem Vorhaben.
In den nächsten Tagen stürzte ich mich noch intensiver auf weitere Berechnungen. Ich musste Grace, mir und der Welt beweisen, dass es die ideale Gefährtin oder den idealen Partner für jeden - also auch für mich und Grace - gab und dass man sie mit Hilfe der Mathematik finden konnte. Es gab die ganz große Liebe wirklich. Sie war nicht nur ein Zufall der Gefühle und unserer gewöhnlichen Biologie. Die intensive Arbeit bewahrte mich auch vor den unangenehmen Schamgefühlen. Ich unterbrach sie nur durch gelegentliche Ausritte und sportliche Betätigungen mit dem Punchingball.
Ich versank regelrecht in das erhabene Vorhaben und lebte zunehmend in meiner entrückten Welt. Diese Tätigkeit wollte ich bald nicht einmal zum Essen unterbrechen, denn ich hatte das Gefühl kurz vor dem Durchbruch zu stehen. Mein Herz pochte wild gegen die Brust, da es nun von der Gewissheit angetrieben wurde, dass es möglich war, das Alter meiner Vollkommenen einzugrenzen.
Das erste Zwischenergebnis lautete: Es gab sie. Das zweite: Sie wäre zwischen 13 und 99, sofern sie ein weibliches und zudem menschliches Wesen war!
Dieses mit langer Formel errechnete Wissen erschien mir geradezu genial. Ein fiebriger Sinnenrausch erfasste mich wie ein reißender Strom. Oh, wie gern hätte ich meine Vollkommene schon jetzt in meine Arme genommen und ihr Gesicht mit wilden Küssen bedeckt. Wie sah sie nur aus? Aus welchem Land stammte sie? War sie überhaupt ein Mensch? Sie war schon jetzt meine Göttin.
„Oh Liebste“, hauchten meine Lippen voller Inbrunst.
Ein unscharfes Bild füllte meine Gedanken und nahm Gestalt an. Das musste sie sein!
„Grace?“, murmelte ich verblüfft.
Das konnte nicht sein. Meine Fantasie hatte sich da etwas zusammengewischt und das Trugbild zu Grace geformt. Wütend schmiss ich den Federhalter aus der Hand beiseite. Unglücklicherweise landete er auf auf meiner Berechnung und hinterließ einen dicken blauen Klecks, der das Ergebnis verdeckte.
Sollte das etwas bedeuten? War es vielleicht falsch? Wir Amerikaner haben einen Hang zum Aberglauben.
Das kann doch nicht wahr sein
Ich hatte das Gefühl kurz vor dem endgültigen Durchbruch zu stehen. Mein Herz pochte in Vorfreude bereits wild gegen die Brust.
Das erste Zwischenergebnis lautete: Es gab sie mit fünfundneunzigprozentiger Sicherheit irgendwo. Das zweite: Sie wäre mit sechsundachtzigprozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen zwölf und neunundneunzig Jahren alt. Was für ein Resultat!
Dieses mit langer Formel errechnete Wissen erschien mir in diesem Moment einzigartig. Ein fiebriger Sinnenrausch erfasste mich wie ein reißender Strom. Oh, wie gern hätte ich meine Vollkommene schon jetzt in meine Arme genommen und ihr Gesicht mit wilden Küssen bedeckt. Wie sah sie nur aus? Aus welchem Land stammte sie? War sie überhaupt ein Mensch? Sie war schon jetzt meine Göttin. Es wurde Zeit, eine Flasche Champagner zu köpfen.
„Oh Liebste“, hauchten meine Lippen zärtlich voller Inbrunst. Nur ein Liebender kann nachempfinden was ich gerade fühlte.
Ein unscharfes Bild füllte meine Gedanken und nahm Gestalt an. Das musste sie sein!
„Grace?“, murmelte ich verblüfft. Ich sah sie ganz deutlich.
Das konnte nicht sein. Meine überschießende Fantasie hatte sich da etwas zusammengewischt und das Trugbild zu Grace geformt. Wütend schmiss ich den Federhalter aus der Hand. Unglücklicherweise landete er direkt auf auf meiner Berechnung und hinterließ einen dicken blauen Klecks, der das erhabene Ergebnis verdreckte.
Sollte das etwas bedeuten?
Ungewöhnliche Laute drangen aus dem Schlafzimmer meiner Mutter und störten den aufgewühlten Fluss meiner Gedanken und Gefühle. Was ging dort unten nur vor? Neugier erfasste mich. Also schlich ich auf leisen Sohlen durch den altehrwürdigen Treppensaal und den langen Flur zum Gemach entlang. Dicke Teppiche dämpften die Schritte, jedoch knarrte ab und an eine der hölzernen Dielen, die darunter lagen.
Durch den leicht geöffneten Türspalt des Schlafzimmers sah ich, wie ein merkwürdiges dürres Männchen, das ein Monokel an der riesigen roten Nase festgeklemmt hatte, mit knochigen Händen meine halb nackte Mutter untersuchte. Ihre prallen Brüste waren vollkommen bloß.
Es handelte sich bei dem Wicht offenbar um den neuen Arzt, von dem sie mir bereits vor einigen Tagen etwas vorgeschwärmt hatte. Angeblich war die Gesellschaft, besser gesagt ihre geschwätzige Bekanntschaft, von dem Medikus aus Europa begeistert. Er sollte sogar mit der Kunst der Hypnose heilen. Der Kerl mit der roten Nase wollte offenbar in besseren Kreisen Fuß fassen und ließ sich unter den Frauen fleißig weiterempfehlen.
Der Mediziner sah im Leben viel hässlicher aus, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Vollkommen ungeniert griff er meiner Mutter an ihr volles Mieder.
„Oh, wie straff Ihre Kugeln noch sind, wie wunderbar die helle Haut duftet!“, verkündete der Dreiste und schnüffelte mit seinem überdimensionalen Zinken genüsslich an ihrem Hals. Seine flinken Hände machten sich daran, ruchlos weitere körperliche Gefilde meiner geliebten Mama zu erkunden. Zorn und Abscheu erfassten mich zugleich. Hätte ich nur einen Stock dabei gehabt. Instinktiv verabscheute ich den Kerl. Mir gefiel das, was der Gnom dort tat, gar nicht. Er war mir zutiefst unsympathisch.
„Sie