Freedom. Selina Milde

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ihrer kalten Stimmlage jedoch lächelte sie so warm wie immer. „Von nun an sind wir frei.“

      Auch Ayato musste unwillkürlich lächeln. „Nichts bereuen, alles auf Risiko, ein Leben ohne Regeln“, wiederholte er leise, was sie sich einen Tag zuvor auf der Dachterrasse dieses noblen Cafés geschworen hatten, nur mit sich selbst und dem berauschenden Abgrund hinter sich als Zeugen.

      „Exakt“, meinte Rebecca fröhlich und drehte den Zündschlüssel herum, woraufhin der Motor ansprang.

      Ayato lächelte und hielt die Pistole fest in der Hand. Dann schließlich, als sie auf eine belebtere Straße fuhren, sah er Rebecca von der Seite an. „Ich hätte nicht gedacht, dass du einen Waffenschein hast.“

      Rebecca schmunzelte. „Das hier sind die Vereinigten Staaten“, sagte sie und fuhr auf den Highway. „Mit so etwas wie Waffenscheinen hält man sich hier praktischerweise nicht besonders lange auf.“

      Ayato stutzte, zögerte. „Davon habe ich schon gehört, aber gewusst habe ich das nicht.“

      „Es genügt, einundzwanzig Jahre alt zu sein. Ach ja, und einen amerikanischen Pass braucht man auch. Mehr nicht“, erklärte sie ihm vergnügt und trat aufs Gaspedal, sodass die Landschaft immer schneller vorüberzog.

      Ayato sah auf die Waffe und bemerkte, dass er selbst zwar in der Theorie amerikanischer Staatsbürger war, jedoch keinen Pass besaß, keinen Beweis dafür, dass er existierte. Abgesehen davon, dass er noch nicht einmal das Mindestalter für den Besitz einer Waffe erreicht hatte. Er schüttelte den Kopf. „Kannst du denn mit einer Pistole umgehen?“, wollte er dann von Rebecca wissen.

      „Mein Vater ist ein echter Waffennarr“, erwiderte Rebecca lächelnd. „Er sammelt alle möglichen Feuerwaffen. Und ich bin im Prinzip auf dem Schießstand aufgewachsen. Ich treffe, wenn ich muss“, erklärte sie.

      Ayato sah auf die Waffe in seinem Schoß, stellte sich vor, wie es wäre, sie zu entsichern und damit zu schießen, um sich selbst im Ernstfall zu verteidigen. Es verursachte ihm ein unheimliches Kribbeln in den Fingerspitzen, von dem er nicht wusste, ob es gut war oder nicht.

      „Was ist mit dir?“, wollte Rebecca da wissen.

      Ayato zuckte die Schultern. „Ich hab’ auch schon die eine oder andere Waffe in der Hand gehalten, für den Fall, dass ich mal als menschliche Superwaffe fungieren muss“, erzählte er ihr.

      Rebecca lachte. „Na dann kann mir in deiner Begleitung ja gar nichts mehr passieren“, sagte sie. „Ich könnte mir vorstellen, dass du nicht einmal bei diesen richtig großen Waffen ein Zielfernrohr bräuchtest.“

      Ayato lächelte schwach, betrachtete das Profil seiner neugewonnenen Verbündeten, sagte nichts.

      „Warum?“, hatte er sie vergangene Nacht gefragt, als sie ihn vom Café direkt in ihr Apartment gebracht hatte, gleich nachdem sie beschlossen hatten, auszubrechen aus allen Normen, allen Fesseln der Gesellschaft, die ihnen von klein auf angelegt worden waren. „Warum wirfst du dein Leben weg?“, hatte er wissen wollen.

      Natürlich hatte er gezweifelt, er hatte nicht glauben können, dass eine junge Frau von nur vierundzwanzig Jahren, wie sie es war, einfach so alles, was sie sich aufgebaut hatte, aufgeben wollte, und das nur, weil er, ein einfacher Mann, ein so unglückliches Los gezogen hatte, ganz im Gegensatz zu ihr, die sie eine gute Kindheit gehabt, einen vorbildlichen Schulabschluss und studiert hatte, auf dem Weg dazu war, eine aufstrebende Psychologin zu werden. Er verstand nicht, dass sie wirklich mit ihm fliehen wollte.

      „Ich werfe mein Leben nicht weg“, hatte sie ihm geantwortet und ihm lange in die Augen gesehen. „Ich gestalte es nur um. So, dass ich bei dir sein kann.“ Kaum hatte sie das gesagt, war sie still geworden und auch ein wenig rot, und sie hatte sich abgewandt und eine Reisetasche gepackt.

      Ayato hatte ebenfalls geschwiegen, hatte geschwankt zwischen ungläubiger Glücksseligkeit und dem alten Argwohn, er hatte ihr zugesehen, wie sie einfach so aus dem Stegreif heraus entschied, welche Dinge sie wirklich am dringendsten brauchte und welche sie weggeben konnte.

      Ayato hatte sie für diesen plötzlichen Willen zur Veränderung bewundert.

      Und doch war ihm das alles merkwürdig vorgekommen.

      „Rebecca“, hatte er schließlich gesagt und sie am Arm festgehalten. Sie hatte ihn verwundert aus rehbraunen Augen angesehen, fragend. „Ich will das nicht“, hatte er gesagt. „Ich will nicht, dass du einfach so alles stehen-und liegenlässt. Ist dir denn überhaupt bewusst, was das alles bedeutet?“

      Sie hatte sich unerwartet energisch von ihm losgemacht und sich abgewandt. „Natürlich weiß ich, was das bedeutet!“, hatte sie dann gerufen und ihre Stimme hatte gezittert. „Und was soll das heißen, ,du willst das nicht‘? Wir haben uns doch etwas versprochen!“ Und dann hatte sie zu weinen begonnen.

      Ayato hatte nicht gewusst, was er tun sollte. Schließlich hatte er noch etwas mehr Abstand zwischen sich und Rebecca gebracht. „Ich will doch nur nicht, dass du es später bereust“, hatte er versucht, ihr zu erklären.

      Da hatte Rebecca sich auf die Unterlippe gebissen und die Arme vor der Brust verschränkt, als wollte sie sich selbst ein wenig wärmen. „Und ich will nicht, dass du an mir zweifelst“, hatte sie leise gesagt. Dann war sie nähergekommen und hatte ihre Arme um seinen Oberkörper geschlungen, wie sie es auf der Dachterrasse auch schon getan hatte. „Ich will bei dir bleiben. Kannst du das nicht verstehen?“

      Ayato hatte diese fast verzweifelte Umarmung zögerlich erwidert, sein Kinn auf ihrem Kopf aufgestützt. „Es tut mir leid“, hatte er dann gesagt. „Ich zweifle nicht an dir oder an unserem Versprechen. Versteh’ doch nur, das Leben, das du ohne mich führen könntest, ist ein gutes Leben. Ich will nicht, dass du das für mich aufgibst.“

      Rebecca hatte schwer geseufzt. „Sieh’ mal, ich bin erst vierundzwanzig und habe mein Leben bisher mit Schule und der Universität zugebracht. Ein echtes Leben … ein echtes Leben, nur für mich, habe ich doch noch gar nicht gehabt. Das mit dem Psychologiestudium war die Idee meiner Mutter. Sie ist selbst Therapeutin und hat es mir vorgeschlagen. Ich habe es durchgezogen, weil ich keine andere Perspektive hatte, keine anderen Wünsche und weil ich Menschen helfen wollte. Aber …“ Sie hatte zu ihm aufgesehen und dann gelächelt. „Du bist jetzt der einzige Mensch, dem ich beistehen will. Verstehst du?“

      „Ich denke, ich fange an, zu verstehen“, hatte Ayato leise erwidert und Rebecca dann etwas fester an sich gedrückt, als ob er sie nie wieder loslassen wollte. Und er wusste, das war mehr als nur ein Eindruck.

      Sie hatten Rebeccas Reisetasche in ihr Auto gebracht, dann hatten sie in einem Laden nach Kleidung für Ayato gesucht, einfache Hemden und zwei Jeanshosen, zusammen mit einem Paar Turnschuhe. Und dann hatten sie New York verlassen, waren in die Kleinstadt gefahren, in der Rebecca eben die Pistolen besorgt hatte.

      Und nun zog die Landschaft an ihnen vorbei, immer schneller, alles verwischte und mit der Zeit wurde es immer dunkler, der Mond warf einen silbrigen Schein auf die nordamerikanische Landschaft.

      Ayato sah zu Rebecca, die vollkommen ruhig das Lenkrad in der Hand hielt.

      Noch immer konnte er nicht glauben, dass er sich mit einem so wunderbaren Menschen wie ihr auf der Flucht befand, auf der Flucht vor all den Menschen, die behaupteten, er müsste nach ihren Regeln spielen.

      Rebecca hatte sich in große Gefahr gebracht, eigentlich schon, seitdem sie für sich selbst entschieden hatte, ihn anders zu behandeln als alle anderen,

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