Tobias, ich schreib Dir ein Buch. Angelika Nickel

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Tobias, ich schreib Dir ein Buch - Angelika Nickel

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9: 13, der Schlüssel passt

      Schniefer war ganz glücklich, als er sah, dass es dieses Mal der richtige Schlüssel war.

      Tobias drehte den Schlüssel im Schloss und schon sprang die Tür auf.

      Wie bereits im Keller, drang ihm miefiger, abgestandener Geruch entgegen.

      »Na, dann lasst uns mal hineingehen.« Dabei sah er seinen Hund und seinen Geisterfreund an.

      Emilie war schneller hinter der Tür verschwunden, als die ungleichen Freunde hatten sehen können. Schnell folgten sie dem Hund.

      Der Schlossdachboden wurde mit ganz wenig Licht durchflutet, wie es eben nun mal Dachböden so an sich hatten.

      Schniefer hatte gar keine Schwierigkeiten sich den Lichtverhältnissen anzupassen, immerhin war er ja ein Geist.

      Auch für Emilie, deren Hundeaugen sich sofort dem Dämmerlicht anpassten, hatte keine Schwierigkeiten in dem wenigen Licht zu sehen.

      Tobias allerdings musste sich sehr anstrengen, um überhaupt auch nur etwas sehen zu können. Für ihn dauerte es eine geraume Weile bis er endlich wieder so sehen konnte, dass das Wort – Sehen – auch seiner Aussage gerecht wurde.

      Eigentlich hätten Tobias und Schniefer nun annehmen können, dass Emilie ihnen den Geheimgang gezeigt hatte. Aber denkste. Emilie war mal so gar nicht der Meinung zur Zufriedenheit aller geschnüffelt zu haben. Was lag da also nahe, als dass sie weiter schnüffelte? Sie begann erneut loszurennen. Tobias und Schniefer auch sofort hinterher.

      Emilie hatte die Dachluke erreicht. Im gleichen Moment rief Tobias: »Nicht, Emilie, nicht! Blieb da weg, das ist ein Fenster...« doch Tobias war mit seiner Warnung noch nicht zu Ende, da war es auch schon passiert.

      Emilie hatte ihren kleinen Hundekopf schnüffelnd zur Dachluke hingestreckt, die sich hier oben leider in Kopfhöhe des kleinen Hundes befand. Das Fenster gab quietschend nach, Emilie drückte ihren Kopf hindurch, .. und …, im nächsten Moment war Emilie verschwunden.

      »Oh nein, nicht! Emilie! Jetzt ist sie zum Fenster rausgefallen. Oh, Emilie!«, schrie und weinte Tobias gleichzeitig. Ausgerechnet zum Dachbodenfenster musste sie rausfallen. Hätte sie nicht aus dem Fenster im Erdgeschoss fallen können? Das hätte sie wenigstens überlebt. Tobias stand wie angewurzelt da und heulte. Er heulte so jämmerlich und wehklagend, wie ein Schlossgespenst es hätte nicht besser machen können. Sogar Schniefers Schniefen stand Tobias´ Weinen in nichts hintennach.

      Dieses Mal war es an Schniefer zu handeln. Vorsichtig spähte er durch die Dachluke, durch die kurz zuvor der kleine Hund verschwunden war. Er war baff erstaunt, über das, was er zu sehen bekam. Seine Geisterhände hielten die Luke offen, vor lauter Angst, dass sich ansonsten das Dahinter verändern könnte. Seinen Geisterkopf drehte er zu Tobias und rief: »Komm her, hier geht’s nicht abwärts. Dein Hund, Deine Emilie, sie hat den Geheimweg gefunden! Schnell, komm her, damit wir ihr folgen können. Sie sitzt schon dort und wartet auf uns. Auf jetzt, Tobias!«, rief der kleine Geist ganz freudig und ungeduldig zugleich. Hatte er doch schon befürchtet am Tod der kleinen hilfsbereiten Emilie schuld zu sein.

      »Wie? Emilie lebt? Wie ist das möglich? Kein Runter, dort hinter dem Fenster. Dafür ein Geheimgang. Mann, bin ich beruhigt. Ja, Schniefer, dann lass uns gehen, aber warte bitte auf mich. Nicht, dass Du auch noch verschwindest und ich dann hier ganz alleine rum steh.« Schnell rannte Tobias zu Schniefer und lugte durch die offen gehaltene Luke. Auch Tobias konnte nicht glauben, was seine Augen zu sehen bekamen. Hinter der Luke hatte sich eine neue, eine ganz fremde Welt aufgetan.

      – Die Luke, sie ist bestimmt eine Geheimtür zu einer anderen Welt. –Sich bei diesen Gedanken ertappend, dachte Tobias – Was für ein Blödsinn, wie kann eine Luke ein Geheimtür sein? Wenn, dann wird’s wohl eine Geheimluke sein. –

      Tobias krabbelte durch die Luke. Gleich hinterher kam auch schon Schniefer. Emilie rannte ihnen freudig entgegen. In ihrer kleinen Hundeherzfreude schleckte sie die beiden ungleichen Freunde ab. Dann fiepte sie, als wollte sie den beiden etwas zeigen.

      Beide sahen den Hund fragend an.

      »Dann zeig uns,was du uns zeigen willst.« Tobias gab Emilie einen kleinen Klaps auf den Hundepopo und schon ging´s weiter.

      Emilie rannte durch den rotgetönten Raum. Sie schnupperte hier und roch dort. Überall standen eigenartige Statuen, gerade so, als wenn sie bei den Indianern gelandet wären, herum.

      Je näher sie in den Raum eindrangen, desto mehr drangen musikalische Geräusche an ihre Ohren. Jedoch hörte es sich weniger nach Liedern, denn mehr nach Sprechgesang an.

      »Das ist eine Beschwörung, Tobias. Wir sind in irgendeine Sitzung reingeplatzt, oder sind gerade dabei es zu tun. Hoffentlich sind wir jetzt nicht sonst wo gelandet...« mutmaßte der Geist.

      »Sonst wo? Was meinst Du damit, Schniefer?« Tobias ahnte Böses.

      »Es kann die Geisterebene sein, aber auch, ach darüber will ich gar nicht nachdenken und reden schon gar nicht. Vielleicht sollten wir einfach wieder zurückgehen und fertig. Wenn wir Glück haben, dann hat ja noch niemand unser Hier sein bemerkt.«

      »Schniefer, jetzt mach aber mal einen Punkt.« sagte Tobias und Schniefer nahm ihn beim Wort. Auf der Stelle blieb der Geist stehen und drehte sich auf ein und der gleichen Stelle, um dabei einen Punkt zu machen, zumindest diesen geisterhaft darzustellen.

      »Was soll das, was machst Du da, Schniefer?«

      »Einen Punkt. Du hast doch gesagt, dass ich einen Punkt machen soll.« versuchte sich der kleine Geist rauszureden.

      »Das ist nur so eine Redensweise. Und nein, mein Lieber, wir werden nicht zurückgehen, denn wenn wir das tun, werden wir nie etwas über Deine Vergangenheit erfahren...«

      »Aber ist das so wichtig? Ich bin doch jetzt so lange ohne dieses Wissen ausgekommen. Warum nicht auch noch länger?«

      »Nichts, Schniefer, ich renne nicht x-mal wegen Dir die Stufen rauf und runter, nur um den richtigen Schlüssel zu finden, damit Du jetzt so tust, als wenn das alles plötzlich gar nicht mehr wichtig wäre. Jetzt lass mal gut sein. Oder bist Du ein Geisterfeigling?«

      »Nein, aber ein klein wenig Hasenfuß ist doch jeder, oder nicht, Tobias?«

      »Hör auf Dich rauszureden,. Los, sag mir jetzt wo wir sind. Oder weißt Du das auch nicht?«, wollte Tobias von seinem, derzeit recht feige wirkenden, Geisterfreund wissen.

      Mit ängstlichen Geisteraugen sah Schniefer Tobias an und schüttelte seinen Geisterkopf. Dann begann er sich umzusehen. Er schwebte mal kurz hier hin, dann dort hin, anschließend kam er zurück und flüsterte Tobias zu: »Wir sind im Zwischenreich.«

      »Zwischenreich?«

      »Ja, Tobias. Das ist kein Hier, aber auch kein Dort. Wir sind hier nicht mehr in Deiner Welt, aber auch noch nicht im Geisterreich, aber auch noch nicht im Reich der Hexen und Zauberer, auch nicht in dem von Dämonen, wir sind einfach in einem Zwischenreich. Das dient wohl dazu, dass man nun rausfinden muss, wohin man will...«

      Plötzlich wurden die beiden unterbrochen. Von ganz weit hinten kam eine tapsende, sehr große Gestalt. Durch den Umhang, der diese umsäumte, konnten die beiden ungleichen Freunde auch nicht gleich die Größe des Kommenden erkennen. Auch war das Licht zu spärlich,

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