Tobias, ich schreib Dir ein Buch. Angelika Nickel
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»Teilen, ja, aber nicht, wenn meine Mutter denkt, dass ich das alles esse.«
»Tobias, mit wem redest Du?«
»Mama, wenn ich Dir das sagen würde, Du würdest es mir doch nicht glauben. Also stell mir doch keine Fragen, zu denen Dir die Antworten erst gar nicht gefallen würden. Puh, jetzt bin ich aber satt.« Tobias hatte den schweren Stuhl zurückgerückt und war aufgestanden. Er wollte gerade wieder zurück in sein Zimmer, als seine Mutter ihm nachrief, allerdings nicht ohne ihm zu zeigen, dass ihre Frage nur als Witz gemeint sein sollte: »Bist Du sicher, dass Du schon satt bist? Ich dachte, Du würdest auch gerne noch ein Schnitzelbrötchen essen wollen.«
»Oh, ja, nimm das Schnitzelbrötchen! Bitte, bitte, bitte! Sowas habe ich ja noch nie gegessen.« bettelte de Geist Tobias an.
»Nicht jetzt.« zischte Tobias dem Geist zu, dann sagte er mit einem breiten Grinsen zu seiner Mutter: »Nein, jetzt nicht. Aber, wenn ich nachher aufgeräumt habe, dann komme ich und hole mir das Schnitzelbrötchen, am besten sogar zwei. Immerhin braucht man Kraft, wenn man all diese Kartons auszupacken hat. Und genau das werde ich jetzt auch tun. Ich gehe und mache die Kartons leer und räume alles in meine Schränke.«
»Das, Tobias, finde ich eine sehr gute Idee. Und was das Schnitzelbrötchen angeht, es gibt keine. Das war einfach nur ein Scherz. Aber heute Mittag, da machen wir, mal sehen, vielleicht Eisbein, Sauerkraut und Kartoffelbrei.« lachte Tobias´ Mutter.
»Deine Mutter ist doch wohl sehr eigen. Sie bietet Dir `was zu essen an, was sie gar nicht hat. Ihr habt mal komische Sitten. Und dabei hätte ich so gerne mal ein Schnitzelbrötchen probiert. Schnitzelbrötchen, das hört sich lecker an. Und jetzt will sie Eisbein machen. Eisbein, ein Bein, das gefroren ist, wer will sowas schon essen...?«, beklagte sich der Geist Schniefer geisterflüsternd bei Tobias.
»Ach, Eisbein muss nicht sein. Mach doch lieber etwas anderes, etwas das besser schmeckt und nicht so stinkt. Mach doch Pfannkuchen und Marmelade. Oder Käsekartoffeln, oder sonst sowas.« bat Tobias seine Mutter.
»Weißt Du was, Tobias, ich werde heute gar nicht kochen, so einfach ist das. Wir gehen heute Abend ins Hotel-Restaurant Nessie und sehen mal was dort so auf der Speisekarte steht und essen einfach dort. Was hältst Du davon?«, wollte Karin von ihrem Sohn wissen.
»Das ist eine geistermistige Idee, bestimmt haben die dort nur Nessie-Schnitzel. Das arme Ungeheuer, jetzt ist es ihnen endlich gelungen sie zu finden und abzuschlachten, dabei habe ich sie immer vor so einem Schicksal zu warnen versucht.« Schniefer fing an zu weinen.
»Mama, die Idee ist klasse. Aber jetzt muss ich mein Zimmer aufräumen.« Tobias rannte aus dem Frühstückszimmer, aber kaum, dass seine Mutter außer Hörweite war, fragte er Schniefer: »Nessie, Du kennst Nessie? Ich dachte das Ungeheuer von Loch Ness wäre eine Erfindung...«
»Nein, wo denkst Du hin. Nessie gibt es wirklich. Aber jetzt haben sie sie wohl geschlachtet...«
»Nein, Schniefer, bestimmt nicht. Das Hotel wird wohl nur so heißen. Du kannst ja heute Abend mitkommen, dann kannst Du ja mal einen Abstecher zum See machen, vielleicht findest Du Nessie ja. Und jetzt lass uns hoch gehen, denn wenn ich heute nicht mein Zimmer herrichte dann bekomme ich mächtigen Ärger. Und wenn ich es mir recht überlege, eigentlich könntest Du mir ja dabei helfen. Und jetzt, stell Dir mal vor, dass Du für mich sichtbar sein willst, dann klappt das bestimmt. Ich wünsche mir das nun, und Du auch, und dann kann ich Dich bestimmt sehen.« schlug Tobias dem Geist vor.
Ob es nun Zufall war, oder des Wunsches Gedanken, Fakt war, dass Schniefer im nächsten Moment sichtbar wurde. Das Nebelgebilde um ihn herum löste sich auf, verschwand und vor Tobias stand ein Junge, der ungefähr zehn Jahre alt gewesen sein könnte. Zumindest nach Tobias´ Altersschätzung, von der man aber wusste, dass Tobi nicht unbedingt ein guter Schätzer von Jahren war...
Da Schniefer jedoch alles aus seiner Vergangenheit vergessen hatte, wusste er auch nicht wie alt er war, als er starb. Das waren alles Dinge, die sie herausfinden mussten. Unbedingt sogar. Deswegen war es um so wichtiger, dass sie ganz schnell Tobias´ Zimmer aufräumten, denn wäre das erst erledigt, dann hätten sie Zeit, sich der Vergangenheit, Schniefers Vergangenheit anzunehmen und sich mit dieser zu befassen.
Kapitel 7: Auf der Suche nach Schniefers Vergangenheit
Schniefer, der sehr wohl verstand was Freundschaft ausmachte, drückte sich kein bisschen davor Tobias beim Auspacken und Einräumen zu helfen. Vor allem hatte er Tobias etwas voraus, denn Geister hatten keine Gewichtsprobleme, sogar doppeldeutig gesehen hatten sie dies nicht. Es machte Schniefer mal so gar nichts aus die schweren Kisten auszuräumen und alles in die Schränke zu verfrachten. Auch essen konnte er soviel wie er wollte, ohne auch nur ein Geistergramm zuzunehmen.
Tobias, der das mal als absolut toll empfand, stand nur noch da und delegierte. Er sagte dem Geist nur noch wohin er was packen sollte und schon war alles verstaut. Es dauerte nur ein paar Geisterminuten und schon war in Tobias´ Zimmer alles so, wie er es wollte. Das Ganze ging so schnell, dass Tobias immer noch befürchtete zu träumen. Denn das wäre dumm, wäre dies alles nur ein Traum, dann würde die Arbeit immer noch an ihm hängen, wenn er erwachen würde.
Als der Geist mit Tobias´ Ausräumpflichten zu Ende war, auch alles in Schränken und Schubladen, sowie auf den Regalen, verstaut war, konnten sie sich endlich Schniefers Problem zuwenden. Sie mussten unbedingt herausfinden was es mit Schniefers Vergangenheit auf sich hatte.
So überlegten sie, was sie tun konnten, bei und auf der Suche nach Schniefers Vergangenheit.
Sie saßen auf Tobias´ Bett. Beide hatten sie ihre Arme auf ihren Beinen verschränkt und dachten nach. So angestrengt, dass ihre Stirnfurchen zum Vorschein kamen.
Schniefer, der mittlerweile richtig schön sichtbar war, zumindest für Tobias, konnte jedoch nicht ganz sein Geisterdasein verheimlichen. Auch, wenn er unterdessen sichtbar war, so konnte er seine Durchsichtigkeit doch nicht so ganz verschweigen. Schniefer war durchsichtig sichtbar.
Tobias, der der Meinung war, dass der Geist nicht nur in einem Geisterhemdchen da sitzen konnte, gab ihm aus seinem Schrank eine alte Jeans, ein rotes Shirt, nur auf Socken und Schuhe wollte Schniefer dennoch verzichten. Ab diesem Moment war der Geist zwar gekleidet wie ein Junge, blieb aber dennoch ein Geist. Außerdem hatte er grundsätzlich nackte Füße, so dass er immer nur barfüßig durch die Gegend geisterte.
»So siehst Du gut aus, Schniefer. Und wenn Dich tatsächlich jemand zufällig sehen kann, dann wird niemand erkennen, dass Du ein Geist bist. Nur, wenn meine Mutter Dich sehen kann, und sieht, dass Du ohne Schuhe und Strümpfe rum läufst, dann gibt’s Ärger mit ihr, das kann ich Dir jetzt schon sagen, ich spreche da nämlich aus Erfahrung. Deswegen, versteck´ Dich, wenn meine Mutter im Anmarsch ist.«
»Die wird mich schon nicht sehen, weil ich das auch gar nicht will. Was wäre ich für ein Geist, wenn mich jeder sehen könnte?« Schniefer stand vor Tobias und kasperte vorm ihm herum.
Tobias hatte allerdings für Schniefers Kapriolen mal so keine Geduld. Er wollte endlich etwas über Schniefer herausfinden.
»Weshalb hat man Dich denn all die Jahrhunderte