Im Schatten des Waldes. Barbara Kuhn

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Im Schatten des Waldes - Barbara Kuhn Im Schatten des Waldes

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schaute ich ihn an. Was sprach er da für einen Unsinn?

      Jedoch Raven ließ weiterhin seinen Gedanken freien Lauf und sprach einfach weiter: „Ich habe es Lucia! Du wirst einfach geraubt. Du brauchst dich keinesfalls mit Gundsrad vermählen… obendrein hätte dein Vater keinerlei Verpflichtungen mehr… Gleichzeitig wärst du wiederum frei.“ Mit einem triumphierenden Lächeln blickte er mich an, jedoch schüttelte ich den Kopf.

      „Wer sollte auf den grandiosen Einfall kommen, mich, die Tochter eines Adligen zu rauben?!“

      „Ich natürlich! ... Lucia, ich könnte alles Erdenkliche vorbereiten. Ein bis zwei Tage bräuchte ich eventuell um alles zu beschaffen. Brigitt könnte dir mitteilen, wenn ich so weit wäre. - Wenn ich ständig deine Gemächer betrete, wird dein Vater irgendwann gewiss Verdacht schöpfen. - Meinen Vater können wir keinesfalls einweihen, da… da er deinem Vater treu ergeben ist. Er würde uns mit Sicherheit verraten.“

      Raven blickte mich zuversichtlich an und nickte. Gleichzeitig regte sich in mir ein kleiner Funken von Hoffnung. Eilig verließ er meine Gemächer, worauf Brigitt beruhigend meine Hand nahm. „Es wird gewiss alles sich zum Guten wenden. Ihr werdet dies gewiss sehen. Raven ist immer irgendetwas eingefallen, selbst wenn es derart unmöglich wart. Ich werde Euch erst einmal etwas zur Stärkung bringen.“ Niedergeschlagen stimmte ich ihr zu, worauf sie mich ebenfalls verließ. Indessen war ich wiederum allein! Allein mit meinen Gedanken… mit meiner Frucht sowie meiner Einsamkeit.

      Nach einer unruhigen Nacht folgte der nächste Tag. Jetzig blieben mir lediglich neun Tage bis zum nächsten Vollmond. Dieser Tag verging äußerst… äußerst langsam. Ich glaube, eine Schnecke wäre schneller gekrochen, alsdann jemals dieser Tag wahrlich verging.

      Mein Vater… er redete kein einziges Wort mit mir. … Was sollte er mir wahrhaftig auch diesbezüglich mitteilen? Er hatte seinen Entschluss gefasst und für ihn gab es lediglich diesen einen Weg.

      3. Flucht

      Als der nächste Morgen dämmerte, stand urplötzlich Brigitt vor meiner Schlafstätte. Sanft rüttelte sie an meinem Arm. „Lucia, wacht auf. Ihr müsst augenblicklich fort von diesem Ort. Die Männer von Sir Gundsrad sollen Euch in den Morgenstunden zu seiner Lordschaft bringen. - Geschwind. Wir müssen uns beeilen, ehe sie bei Euch sind.“

      Brigitt hatte bereits mein Gewand in ihren Händen und schob die Schlafdecke beiseite. Schlaftrunken kletterte ich von meinem Schlaflager. In einer Art Dämmerzustand zog ich erst das bäuerlich, sodann mein adliges Gewand an.

      „Brigitt, was ist geschehen? Wieso wollen Gundsrads Männer mich bereits jetzig mitnehmen? Warum kann dieser aufgeblasene Gockelhahn, keinesfalls die neun verbleibenden Tage abwarten, bis er mich gänzlich quälen kann? - Hat mein Vater dies in der Tat ebenfalls gebilligt?“ Ein wenig aufgebracht blickte ich zu ihr, jedoch schüttelte sie den Kopf.

      „Nie und nimmer. Euer Vater ahnt nichts von alldem. Ich glaube, Sir Gundsrad traut Eurem Vater nicht im Geringsten. - Wenn sich die Wachen keinesfalls zufällig darüber ausgesprochen hätten. Raven nicht gänzlich in der Nähe gestanden wäre, sodann sei alle Hoffnung verloren.“

      Brigitt verschloss mein Gewand, mit dem silbernen, bestickten Gürtel, und zog mich gleichzeitig eilig in Richtung Tür. Vorsichtig öffneten wir die schwere Eichentür und spähten in den langen Korridor. Wir hatten Glück, keinerlei Wachen!

      Langsam schlichen wir den Gang entlang. Beinahe hatten wir das andere Ende des Korridors erreicht, da… urplötzlich hörten wir ein Geräusch. Augenblicklich erstarrte ich in meiner Bewegung, ängstlich schaute ich zu Brigitt. Sie schob mich sanft in eine Nische, legte den Finger auf meinen Mund und flüsterte gleichzeitig mir zu: „Ich werde die Wachen weglocken. Sobald ich Euch den Rücken zuwende, schleicht Ihr Euch aus dem Korridor. Viel Glück, Lucia.“ Sie drückte mich noch einmal ganz feste an sich, drehte sich um und ging entschlossen in Richtung der Schritte. Angsterfüllt lauschte ich, es waren wahrhaftig die Wachen. Sie sollten vor meiner Kammer anscheinend Stellung beziehen. Zögernd schlich ich durch das Tor. Gott sei Dank, ohne jegliche Zwischenfälle.

      Dank Brigitts Ablenkung erreichte ich die Steintreppe, die hinunter zum Innenhof führte. Unbemerkt schlich ich die lange Treppe hinunter. Der Innenhof war durch die Morgendämmerung in ein gespenstiges Licht getaucht, keine einzige Menschenseele konnte ich erblicken. Wo war Raven?

      Mein Herz klopfte so schnell und laut, dass ich diesbezüglich Angst hatte es könnte mich augenblicklich verraten. Endlich hatte ich die Pferdeställe, ohne dass mich jemand erspäht hatte, erreicht. Raven stand mit drei Pferden im hinteren Bereich der Ställe. Besorgt schaute er sich um. Mit einem Mal hatte Raven mich entdeckt, zugleich winkte er mich zu sich und blickte unauffällig zur Seite.

      „Lucia wir müssen ganz leise sein. Ich glaube, Gundsrad erahnt was wir vorhaben.“ Er reichte mir die Zügel eines Pferdes, worauf wir in gebückter Haltung zum westlichen Tor schlichen. Raven gab mir die Zügel der beiden anderen Pferde und öffnete lautlos das Tor. Ich machte einen Schritt nach vorne, da geschah es!

      Mein Umhang blieb an einem Eimer hängen. Verdammt wieso stand er dortig, mitten in der Dunkelheit? Ich versuchte ihn schnellstmöglich wiederum abzuschütteln. Urplötzlich löste sich der Eimer von dem Umhang, rollte mit lautem Gepolter in Richtung Innenhof und blieb ebendort liegen. Wir hielten beide den Atem an und lauschten.

      Allerdings hatten die Wachen den Lärm bemerkt. Sofort riefen sie: „Alarm! … Zu den Waffen! … Wir werden angegriffen!“ Mit verängstigten Augen blickte ich zu Raven. Er kam angerannt und riss mir die Zügel aus der Hand. Wütend zischte er mich an: „Los… mach schon!“

      Geschwind half er mir auf das Pferd und gab diesem einen Klaps, sodass es sogleich nach vorne sprang in Richtung Tor. Raven stieg eilig auf sein Pferd, nahm das andere bei den Zügeln und trieb es voran. Mein Pferd hatte den Torbogen bereits erreicht. Unverzüglich legte ich meinen Kopf an den Pferdehals, damit wir das Tor ungehindert passieren konnten. Nach bangen Momenten war ich endlich auf offenem Gelände. Raven war hoffentlich hinter mir.

      ***

      Langsam wendete ich den Kopf zur Seite. Erleichtert erblickte ich Raven, der tatsächlich hinter mir war. Er hatte mich nahezu eingeholt, jedoch meine Augen weiteten sich vor gänzlichem Entsetzen. Drei Wachen aus der nahen Burg sowie fünf andere Reiter verfolgten uns mit erheblicher Geschwindigkeit. Raven und ich hatten beinahe das naheliegende kleine Wäldchen, unser Ziel, erreicht. Jedoch die Reiter ließen sich keinesfalls mehr abschütteln. Ich hielt mich mit der linken Hand an der Mähne des Pferdes fest, mit der rechten Hand öffnete ich meinen Gürtel und streifte ein wenig unbeholfen den Umhang ab.

      “Jetzt!“, schrie Raven mir zu.

       Mit aller Kraft warf ich den adligen Umhang in ein Gebüsch, gleichzeitig ließ Raven das dritte Pferd los. Dieses lief aufgeschreckt in eine andere Richtung davon. Urplötzlich bemerkte ich den Gürtel. Der Gürtel meiner Mutter war mit ins Gebüsch gefallen. Verloren! Verdammt! Allerdings darüber konnte ich augenblicklich keinesfalls nachdenken.

      Wir trieben unsere Pferde immer tiefer in den Wald hinein und glaubten uns gänzlicher in

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