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nach ihrer Stirn, hinter der es äußerst schmerzvoll pochte. Sie erhielt keine Antwort. Stattdessen hörte und spürte sie die schweren Schritte auf den Dielen. Sie vernahm ein blechernes Geräusch, gefolgt von einem gleichmäßigen Schaben. Es klang, als würde der Eindringling etwas aufschrauben. Seine Schritte kamen näher und sein Schatten legte sich über Helga, die am Boden kauerte und vor Furcht zitterte wie Espenlaub. Er hielt etwas Großes in den Händen. Was es war, konnte sie nicht erkennen; ihr Blick war, wie durch einen Schleier aus Schwindel und Schmerz, getrübt. Im nächsten Augenblick schwang das Ewas in seinen Händen und Helga spürte, dass sie mit Wasser übergossen wurde: zuerst ihre Beine, dann ihr Oberkörper und zuletzt ihr Gesicht. Ein eigentümlicher, aber doch vertrauter Geruch stieg ihr in die Nase. Nein, das war kein Wasser! Sie begann, vor Entsetzen und Panik, zu schreien, erhielt aber sofort wieder einen Schlag ins Gesicht. Der raubte ihr nun alle Sinne.

      Als Helga wieder zu sich kam, rang sie nach Luft. Sie drehte sich auf die Seite und musste fürchterlich husten. Ihre Lungen brannten und hinderten sie am freien Atmen. War es der Schlag gewesen, den man ihr versetzt hatte? Nein, es war etwas anderes. Helga spürte die Hitze um sich herum. Und dann den Schmerz; einen unerträglichen Schmerz, der ihr jetzt über die Beine kroch. Feuer. Vor Helgas trüben Augen flackerte es rot und gelb. Sie hustete und hustete. Der Qualm legte sich auf ihre Lungen und erstickte sie förmlich, während die Flammen sie von unten her langsam auffraßen. Helga wollte um Hilfe schreien. Doch es kam kein Ton aus ihrem Mund; sie hatte schon zu viel Rauch eingeatmet. Das Feuer brannte sich unerbittlich durch ihre Kleidung; durch die Strümpfe, durch die Schürze und ihre Bluse, hinein in ihre nackte Haut. Nichts und niemand hielt die hungrigen Flammen auf. Helga wand sich auf der Stelle hin und her, wie ein Fisch auf dem Trockenen; mehr brachte sie nicht zustande. Sie lag jetzt auf dem Bauch, ruderte mit den Armen hilflos und blind um sich. Ihre Finger bekamen etwas zu fassen, es war sehr klein und glatt. Aber was es auch war, es konnte ihr nicht mehr helfen. Ihr inneres Flehen erstickte allmählich. Als das Feuer ihren Brustkorb erreichte, war sie bereits ein letztes Mal in Ohnmacht gefallen.

      Kapitel 9

      Ich nahm Frau Mattheis sanft am Arm und zog sie behutsam von der Straße zu einer niedrigen Mauer, die einen kleinen Platz mit einem Kruzifix einrahmte.

      »Setzen Sie sich bitte«, bat ich sie freundlich. Zuerst kam sie meiner Aufforderung nach, sprang dann aber sofort wieder auf. Sie sah sich aufgewühlt um, als suchte sie nach jemandem.

      »Meine Schwester«, murmelte sie aufgelöst. »Wo ist meine Schwester?«

      Mir schwante mit einem Mal, wessen Leiche die Feuerwehr im Haus gefunden hatte. Ich sah kurz zu Gerd und gab ihm stumm zu verstehen, dass ich Hilfe benötigte.

      »Es tut mir sehr leid, was hier passiert ist. Sicher, das ist eine große Tragödie für Sie«, sagte ich, selbst leicht überfordert. Es war das erste Mal, dass ich einer solchen Situation steckte. Ich hielt Frau Mattheis fest und hinderte sie daran, auf die andere Straßenseite zu gehen. »Warten Sie! Es ist besser, wenn Sie hierbleiben.« Sie sah mich mit einem verständnislosen Blick an.

      »Wieso? Was ist? Wer sind Sie überhaupt?«

      »Mein Name ist Peter Kampmann. Ich bin von der Kriminalpolizei.«

      Sie stutzte. »Krimi…? Wieso?«

      »War Ihre Schwester Zuhause?«, fragte ich ruhig.

      »Ja, natürlich. Ich muss unbedingt wissen, ob es ihr gut geht.« Sie versuchte energisch, sich aus meinen Griff zu befreien. Aber ich hielt stand.

      »Frau Mattheis, bitte! Es kann sein, dass sich Ihre Schwester im Haus befand, als es abgebrannt ist«, sagte ich gerade heraus, was mir aber alles andere als leicht fiel.

      Sie wollte etwas erwidern, doch sie brachte kein Wort über die Lippen. Ich sah die Panik in Ihren Augen erneut aufflackern.

      »Bitte, setzte Sie sich! Sie helfen uns und vor allem sich selbst, wenn Sie versuchen, ruhig zu bleiben. Wir müssen zunächst klären, was passiert ist.« Ich drückte sie wieder auf die Mauer und sie ließ mich gewähren. Blume kam nun mit zwei Sanitätern herbei geeilt.

      »Kümmern Sie sich um sie, sie hat einen Schock«, sagte ich zu den Männern vom Roten Kreuz.

      Dann zog ich Gerd etwas von ihr weg. »Das ist Frau Mattheis«, erklärte ich ihm leise. »Es ist ihr Haus.«

      »Besser: War«, entgegnete Blume. »Aber wer war dann im Haus? Ihr Mann?«

      »Die Schwester, wie es aussieht.«

      »Oh, verdammt«, murmelte Gerd, kratzte sich am Kinn und sah mich an, als hätte er gerade eine Eingebung gehabt. »Und wenn das Mädchen ihre Tochter war…«

      »Wir müssen Sie fragen!«, sagte ich entschlossen, auch wenn ich wusste, dass der Zeitpunkt nicht ungünstiger hätte sein können. Ich wartete einen Moment und beobachte, wie die Sanitäter Frau Mattheis behutsam zum Krankenwagen führten. Der eine nahm ihr den Mantel ab, setzte sie auf die Einstiegskante und sie rollte träge ihren linken Blusenärmel hoch. Der andere holte eine Manschette und legte sie um ihren Oberarm, um den Blutdruck zu messen. Dabei sprach er immer wieder beruhigende Worte. Mir war sehr unwohl bei dem Gedanken, sie erneut aufregen zu müssen. Aber mir blieb keine andere Wahl. Ich zog den Umschlag aus meiner Tasche und eines der Bilder der Sofortbildkamera heraus. Mit zwei Fingern deckte ich das Gesicht des toten Mädchens ab und hielt das Foto dann hinter meinem Rücken. Mit einem ziemlich dicken Kloß im Hals trat ich näher, während sie sich gerade den Ärmel wieder herunterstreifte.

      »Wie geht es Ihnen?«, fragte ich, mit einem steifen Lächeln auf den Lippen. Frau Mattheis starrte ins Leere.

      »Blutdruck neunzig zu fünfzig«, ließ mich einer der Rotkreuzler wissen. »Sie sollte sich auf jeden Fall hinlegen.«

      Die Frau schüttelte den Kopf. »Es ist so furchtbar. Wenn meine Schwester tot ist…«

      »Noch können wir es nicht mit Bestimmtheit sagen«, entgegnete ich und war bemüht, ein wenig tröstend zu klingen. »Wohnen Sie zusammen mit ihr in dem Haus?«

      »Nein. Sie war zu Besuch. Sie sollte sich um Karin kümmern, während meiner Nachtschicht.«

      »Karin ist Ihre Tochter?«, fragte ich und hatte mit einem Mal ein unangenehmes Ziehen in der Magengegend.

      Plötzlich sah Frau Mattheis ruckartig auf und sprang in der nächsten Sekunde von ihrem Platz. »Oh Gott, was sage ich ihr, wenn sie nach Hause kommt?«, murmelte sie gedankenversunken und lief aufgeregt vor dem Wagen umher, die Finger vor sich verschränkt. »Wie soll ich ihr das alles nur beibringen?«

      Ich bemühte mich, sie mit Gesten und in beruhigendem Ton wieder zu besänftigen. »Wir werden Ihnen in jeder Weise helfen«, sagte ich und fragte direkt: »Wo geht ihre Tochter zur Schule?«

      »Hier in Arnsbach.«

      »Wie alt ist sie?«

      Jetzt bedachte mich Frau Mattheis mit einem gleichermaßen argwöhnischen wie ängstlichen Blick. »Warum wollen Sie das wissen?«

      Ich räusperte mich, doch der Kloß saß fest in meinem Hals. Meine Stimme war rau, als ich ihr antwortete: »Heute Morgen wurde im Wald bei Rod am Berg ein Mädchen tot aufgefunden.«

      Ihre Augen weiteten sich. Ein paar Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, sah sie mich nur verständnislos an.

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