Zarin der Vampire. Blut der Sünde + Böse Spiele: Doppelband. Tatana Fedorovna

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Zarin der Vampire. Blut der Sünde + Böse Spiele: Doppelband - Tatana Fedorovna

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noch zwei! Wo sind die anderen?“ Ihre Stirn kräuselte sich nachdenklich.

      „Mama, was ist das?“, fragte ich erschauernd.

      Meine Mutter sah mich an.

      „Olga, wir werden alle ermordet. Es ist nur eine Frage der Zeit. Rasputin hat sich niemals geirrt. Seine Prophezeiung wird eintreten. Sei bereit! Wenn ich dir dieses Mittel gebe, ist alles verloren. Beiß mit aller Kraft auf diese Kapsel. Sie ist so dünn, dass sie dem Biss nicht standhält.“

      Ich verstand gar nichts.

      „Mama, du machst mir fürchterliche Angst. Das ist doch alles nur ein böser Traum. Was ist das? Gift?“

      „Nein, das Gegenteil davon. Es ist deine einzige Hoffnung auf ein Leben.“

      Sie winkte mich ganz dicht heran. Niemand sollte uns hören können. Ihr Mund flüsterte nun in mein Ohr: „Ich sah mit eigenen Augen, dass ein zum Tode Verurteilter, nachdem er erhängt wurde, am nächsten Tag durch diese Medizin erwachte. Man hatte sie ihm zuvor verabreicht. Der Henker musste ihm darauf den Kopf abtrennen und ihn verbrennen, um das Urteil zu vollstrecken.“

      „Was ist das für ein Mittel? Was sind das für unglaubliche Geschichten?“

      „Sie sind wahr, Olga. Es gibt eben mehr zwischen Himmel und Erde, als wir sehen. Du hast es bei Rasputin und der Heilung des Zarewitsch selbst beobachten können.“

      Sie beugte ihren Mund erneut zu meinem Ohr herab und flüsterte so leise, als könnte uns jemand belauschen.

      „Es ist das Blut des einzig bekannten russischen Vampirs. Er wurde vor mehreren Hundert Jahren gefangen, hingerichtet und sein Blut aufbewahrt. Da man im Laufe der Zeit immer wieder an der Geschichte zweifelte, testete man es zuweilen an zum Tode verurteilten Verbrechern. Dieses Staatsgeheimnis wurde bis heute bewahrt und von Zar zu Zar weitergegeben. Zuletzt hat man den Rest des verbliebenen Blutes in sieben gläsernen Ampullen versiegelt. Fünf wurden scheinbar schon gestohlen. Ich bin gerade noch rechtzeitig gekommen.“

      „Mama, was verlangst du von mir?“

      „Wenn ich dir diese gebe, dann ist alles verloren und wir werden sterben. Zögere in diesem Moment nicht. Vertrau mir! Ich will, dass du lebst. Nimm Rache, dein Vater ist zu schwach dazu! Du bist stark und klug!“

      Mama war wohl verrückt geworden. Ich zitterte.

      „Was wird Gott dazu sagen?“

      „Der?“ Mama lachte blasphemisch. „Er wird es schon verstehen! Der Vampir war doch auch ein Teil seiner Welt!“

      Diese neuartige Auslegung unseres Glaubens aus dem Mund meiner Mutter war zutiefst ungewöhnlich. Sie legte ihren Finger auf den Mund – als Zeichen, dass ich schweigen sollte. Die zwei kleinen Kapseln steckte Mama in eine eigens mitgebrachte kleine Tasche. Dann öffnete die Zarin von Russland die Tür.

      „Sofern ihr irgendjemanden erzählt, dass ich hier war, sterbt ihr!“, ermahnte sie die verängstigten Wächter. Beide hatten mit ihrem Tod gerechnet.

      Wir gingen von den Kosaken eskortiert zurück.

      Das Geheimnis der Fabergé-Eier

      Was sollte ich schon gegen einen Besuch bei dem berühmten Fabergé einwenden? Ich freute mich sogar über diese Abwechslung. Welches Mädchen liebte nicht den Anblick von Juwelen und Gold? Bei Fabergé gab es immer etwas zu bestaunen. Peter Carl Fabergé gehörte fast schon zu unserer Familie. Er war für mich einfach schon immer da gewesen. Unzählige Schmuckstücke hatte er zusammen mit seinen vielen Mitarbeitern in den letzten Jahrzehnten in der Eremitage restauriert. Das war der Louvre Russlands. Dort gab es immer etwas zu tun. Seine Berühmtheit hatte er bereits vor meiner Geburt 1882 bei der Allrussischen Ausstellung durch zahlreiche extravagante und einmalig fantasievolle Schmuckstücke erlangt. Seit dem war allein der Name Fabergé bereits eine Marke. Sein persönliches Auftragsbuch war so voll, dass er auf Jahre ausgebucht war. Sein Geschick war weltweit unvergleichlich. Jeder Monarch in dieser Welt wollte inzwischen unbedingt eines seiner verspielten Meisterwerke ergattern. Daran hatte auch der Krieg nichts geändert. Unsere Familie bevorzugte er natürlich. Denn Peter Carl Fabergé war inzwischen zum Hofjuwelier aufgestiegen und durfte diesen Namen auch als Titel in der Firmenanschrift verwenden. Insofern war es auch nicht verwunderlich, dass Mama mich zum Abholen von zwei kürzlich bestellten Werken in seinem Geschäft einlud.

      Wir fuhren mit einem amerikanischen Automobil zu unserem Ziel. Es war ein Geschenk des dortigen Präsidenten und recht bequem. Selbst bei der kurzen Fahrt stellte ich fest, dass sich die Stimmung in der Stadt noch mehr zum Schlechten gewandelt hatte. Das quicklebendige Petrograd wirkte inzwischen bedrückend und bedrohlich auf mich. Nur einige wenige Getreue trauten sich noch, ihre Verbundenheit mit dem Zarenhaus öffentlich auf der Straße zu zeigen. Winkten die Menschen vor einigen Monaten noch unserem mit den russischen Reichswimpeln geschmückten Auto begeistert zu, so ernteten wir heute fast nur noch böse Blicke. Die Zarenfamilie war in Ungnade gefallen. Der Mord an Rasputin schien die Ereignisse nur zu beschleunigen. Seine Mörder waren davongekommen. Papa hatte sich gegenüber den Tätern aus seiner eigenen Familie als zahnlos erwiesen. Mama verzieh ihm das nicht. Zwischen beiden war so etwas wie eine kleine Eiszeit. Trotzdem verließ Mama ihren Gemahl nicht. Sie war eben die russische Zarin, auch wenn sie immer stärker ihre deutschen Wurzeln betonte. Sicher wollte sie uns Kindern damit ein wenig Hoffnung spenden und andeuten, dass es auch eine Zukunft für uns außerhalb Russlands gab. Aber es machte uns nur um so mehr Furcht.

      Unter den Gaffern sah ich einen Mann auf Krücken durch die Straße humpeln. Wahrscheinlich hatte er ein Bein im Krieg verloren. Er spuckte beim Anblick unseres Autos auffällig aus. Ein lauter Schlag ertönte vom Blech unseres Wagens. Jemand hatte tatsächlich mit einem Stein auf ihn geworfen. Unser Sicherheitsdienst feuerte zur Sicherheit und Abschreckung einen Schuss in die Luft. Das Leben in der Hauptstadt war für uns gefährlich geworden. Vater Grigorij schien mit seiner düsteren Prophezeiung Recht zu behalten. Angst erfüllte mich.

      Mama zog beherzt die Gardine vor die Scheibe.

      „Schau am besten gar nicht hin!“, ermahnte sie mich.

      „Sie sehen in uns eben Deutsche. Du musst auf alles gefasst sein. Wir werden nächste Woche die Stadt verlassen und früher nach Zarskoje Selo reisen. Hier wird es zu gefährlich.“

      „Mama, du übertreibst immer so sehr. Es ist halt Krieg. Viele hungern und sind deswegen unzufrieden. Bald wird alles besser!“, widersprach ich. „Irgendwann endet auch dieser Krieg.“ Die Wahrheit erschien mir zu bitter. Ich redete sie schön.

      Mama verzog keine Mine. So reagierte sie immer, wenn sie anderer Meinung war. Sie versuchte jedoch nicht, mich zu überzeugen und brauchte sicher nicht meinen pubertären Optimismus.

      Der Wagen hielt bald darauf und unser Beifahrer öffnete eifrig die Tür. Vor und hinter uns parkten die Autos unserer Leibwächter. Ohne diese konnten wir keine Fahrt mehr unternehmen.

      Peter Carl Fabergé ließ es sich trotz seines hohen Alters nicht nehmen, seinen hohen Besuch vor der Eingangstür zu empfangen. Sein Haupthaar war noch dünner und grauer geworden. Sein Bart schien dagegen immer voller zu werden. Genau so stellte ich mir in meinem Inneren einen wahren Künstler vor. Nicht mit äußerlicher Exaltiertheit oder Auffälligkeit, wie bei den unzähligen un- oder halbbegabte Adepten, glänzte ein Meister dieser Zunft, sondern allein mit seinen grandiosen Werken. Sie entsprangen dem Geist der göttlichen Musen und nicht menschlicher

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